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Klöckner: Landwirte haben mehr Wertschätzung verdient

Die Grüne Woche im Januar soll Auftakt einer Wertschätzungskampagne für die Landwirtschaft werden. In »nationalen Dialogforen« sollen Agrar- und Umweltverbände zusammen mit Verbrauchern und Politik an einen Tisch.

Julia Klöckner
Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft (CDU), während eines Redaktionsgesprächs mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft (CDU), während eines Redaktionsgesprächs mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Mainz (dpa) - Bundesministerin Julia Klöckner (CDU) will im neuen Jahr das Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft verbessern.

Dafür bereite sie für den 21. Januar die erste Veranstaltung in einer Reihe von »nationalen Dialogforen« vor, teilte die Landwirtschaftsministerin mit. »Dabei holen wir Landwirtschafts- und Umweltverbände, Verbraucher, Medien und Politik an einen Tisch. Wir müssen darüber reden, wie machbar welche Erwartungen sind oder was sie kosten.«

Die Internationale Grüne Woche in Berlin (17. bis 26. Januar) werde für sie auch der Start der angekündigten Wertschätzungskampagne für landwirtschaftliche Produktion und ihre Erzeuger sein, sagte Klöckner im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. »Eine allein städtisch zentrierte Sichtweise wird von der ländlichen Bevölkerung zu Recht als Kampfansage verstanden.«

In den vergangenen Wochen haben Bauern an zahlreichen Orten in Deutschland mit Traktoren gegen das Agrarpaket der Bundesregierung protestiert. Das von Klöckner und Umweltministerin Svenja Schulze abgestimmte Paket sieht neben Änderungen bei den Direktzahlungen aus den EU-Agrarsubventionen auch ein staatliches Tierwohl-Label sowie ein Aktionsprogramm Insektenschutz mit Einschränkungen beim Einsatz von Pestiziden und ein Verbot des Pflanzengifts Glyphosat ab 2024 vor.

»Ich kann gut verstehen, dass die Bauern auf die Straße gehen, dass da viel Unruhe ist«, sagte Klöckner, die auch CDU-Landesvorsitzende im ländlich geprägten Rheinland-Pfalz ist. »Es ist ein Mix aus vielem: Erwartungen der Verbraucher steigen, EU-Vorgaben für sauberes Grundwasser oder politisch notwendige Entscheidungen für mehr Insektenschutz.« Zudem hätten viele Landwirte den Eindruck, dass es 80 Millionen Hobby-Agrarwissenschaftler in Deutschland gebe – »jeder glaubt, einem gelernten Landwirt sagen zu können, was er zu tun hat«.

Landwirtschaft sei schon immer im Fluss und in der Entwicklung gewesen, sagte Klöckner im dpa-Gespräch. Dabei nannte sie die Forschung an nicht-chemischen Alternativen im Pflanzenschutz und Überlegungen zu einer Präzisionslandwirtschaft. »Dünger und Pflanzenschutz können so punktgenau aufgetragen werden, der Einsatz verringert sich.« Klöckner zeigt sich auch offen für neue Techniken wie die Genschere Crispr/Cas: »Sie ermöglicht es, Kulturpflanzen schneller und zielgerichteter zu optimieren, sie gezielt auf Trockenheitsresistenz, Schädlingsresistenz und Erntesicherung auszurichten.« Die Ministerin fügte hinzu: »Dieses enorme Innovationspotential sollten wir nutzen.«

Die Arbeit der Landwirte habe mehr Wertschätzung verdient, bekräftigte Klöckner. »Ich habe keinerlei Verständnis dafür, dass man Fleisch zu solchen Dumping-Preisen anbietet. Das ist das Gegenteil von Wertschätzung.« Es gebe Handelspraktiken, die gegenüber den Erzeugern nicht in Ordnung seien. »Deshalb haben wir uns in der EU für die UTP-Richtlinie gegen unlautere Handelspraktiken eingesetzt.« Klöckner kündigte an, diese in Deutschland eins zu eins umzusetzen. Verboten werde dann zum Beispiel, dass ein Käufer Bestellungen von verderblichen Lebensmitteln kurzfristig storniere. »Grundprinzip der Richtlinie ist: Wer bestellt, der zahlt auch.«

Mit Blick auf Umwelteinflüsse aus der extensiven Landwirtschaft sagte Klöckner, der Rückgang der Insektenpopulation sei kein Nischenthema. »Landwirtschaft hat Einfluss darauf, aber auch die Lichtverschmutzung oder der zunehmende Flächenverbrauch spielen da eine Rolle.« Hier müssten die Länder dringend handeln. »Wo neue Gewerbegebiete entstehen und alte nicht mehr genutzt werden, müssen diese Flächen wieder entsiegelt werden.« Auch der Trend zu Steinvorgärten mache deutlich, dass die Flächenversiegelung minimiert werden müsse.

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