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Kartellamt: Massives Nord-Süd-Gefälle bei Spritpreisen

Bis zu 27 Cent liegen beim Spritpreise zwischen der günstigsten und der teuersten Region Deutschlands. Bayern ist mit Abstand am teuersten, doch schon 100 Kilometer können mancherorts einen großen Unterschied machen.

Nach Ende des Tankrabatts - München
Ein Autofahrer betankt an einer Tankstelle in München sein Auto. Nach Ende des Tankrabatts sind die Preise wieder kräftig gestiegen - aber nicht überall gleich. Foto: Lennart Preiss
Ein Autofahrer betankt an einer Tankstelle in München sein Auto. Nach Ende des Tankrabatts sind die Preise wieder kräftig gestiegen - aber nicht überall gleich.
Foto: Lennart Preiss

Die Bayern tanken derzeit mit Abstand am teuersten, Autofahrer in Berlin und Bremen sowie Fahrer von Benzinern in Stuttgart können dagegen sparen. Bei Superbenzin der Sorte E 5 ermittelte das Bundeskartellamt Unterschiede von bis zu 27 Cent pro Liter zwischen den günstigsten und teuersten Regionen Deutschlands, wie es am Donnerstag mitteilte. Bei Diesel sind es bis zu 24 Cent.

Insbesondere im Süden Bayerns mussten demnach am vergangenen Montag im Tagesdurchschnitt zwischen 2,19 und 2,20 Euro pro Liter E5 gezahlt werden. Die günstigsten Regionen waren Teile Berlins, Stuttgart und Bremen mit Werten von 1,93 bis 1,96 Euro pro Liter. Insbesondere die niedrigen Preise in Teilen Baden-Württembergs überraschen dabei: Zwischen dem sehr günstigen Stuttgart und der nächstgelegenen sehr teuren Region in Bayern sind nur rund 100 Kilometer Abstand.

Auch Diesel war in weiten Teilen Bayerns bundesweit am teuersten. Am härtesten traf es dabei die Region um und südlich von München mit Werten knapp unterhalb von 2,28 Euro pro Liter. Am billigsten war der Selbstzünder in Bremen und Teilen Berlins mit Werten oberhalb von 2,04 Euro. Anders als beim Superbenzin war Baden-Württemberg hier vergleichsweise teuer.

Unterschiedliche Wettbewerbssituationen

Auch insgesamt ist Sprit nach dem Ende des Steuerrabatts wieder sehr teuer: »Die Branche führt vor allem Knappheiten und Kostensteigerungen ins Feld«, sagte Kartellamts-Präsident Andreas Mundt. Es gebe »bestimmte Umstände« wie den Abbau von Raffineriekapazitäten in der Pandemie, den Wegfall von Importen aus Russland, Ausfälle von Raffinerien, Transportprobleme wegen des Niedrigwassers und den Wiederanstieg der Nachfrage, die man berücksichtigen müsse. »Ob die Preisentwicklung und der nach wie vor große Abstand zu den Rohölpreisen dadurch hinreichend erklärt werden kann, dem gehen wir in unserer Untersuchung der Raffinerie- und Großhandelsebene nach.« Erste Ergebnisse soll es im Herbst geben.

Zudem äußerte sich Mundt zurückhaltend zu Untersuchungen, die zuletzt auf Basis von Vergleichen mit den französischen Spritpreisen ergeben hatten, dass die Steuersenkung in erheblichem Umfang weitergegeben worden sei. »Ein solcher Ländervergleich liefert durchaus hilfreiche Hinweise, kann aber die unterschiedlichen Wettbewerbssituationen in den beiden Ländern nicht abschließend bewerten«, sagte er. Das Kartellamt stelle dazu auch eigene Berechnungen an.

© dpa-infocom, dpa:220908-99-679230/4