Familien mit niedrigem Einkommen leiden einer aktuellen Studie zufolge weiterhin am meisten unter der hohen Inflation. Während sich die Warenkörbe für die deutschen Haushalte insgesamt im Juli gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,5 Prozent verteuerten, mussten Familien mit niedrigem Einkommen für ihre typischen Einkäufe sogar 8,4 Prozent mehr zahlen. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in seinem am Dienstag veröffentlichten Inflationsmonitor. Noch am wenigsten trafen die Preissteigerungen demnach Singles mit hohem Einkommen. Ihre Lebenshaltungskosten erhöhten sich um 6,4 Prozent.
Dass Haushalte mit niedrigen Einkommen besonders stark von der Inflation belastet sind, liegt laut IMK daran, dass die aktuell größten Preistreiber – Haushaltsenergie und Lebensmittel – bei ihren Ausgaben eine besonders große Rolle spielen.
Die IMK-Konjunkturexperten warnten: »Wenn demnächst die Inflation zusätzlichen Schub erhält, weil 9-Euro-Ticket und Tankrabatt auslaufen und die Gasumlage eingeführt wird, dürfte die soziale Schere bei den Belastungen sogar noch weiter aufgehen.« Denn zusätzliche Preissteigerungen bei der Haushaltsenergie schlügen bei Haushalten mit niedrigeren Einkommen besonders stark durch.
Die vom Bundesfinanzministerium vorgeschlagenen Steuerentlastungen würden die soziale Schieflage nicht mildern, warnten die Experten. »Denn damit würde gerade jenen Personen wenig oder gar nicht geholfen, die nach den Ergebnissen unserer Forschung besonders stark belastet sind.« Um in den nächsten Monaten eine soziale Schieflage zu vermeiden, seien eine weitere Energiepauschale für alle Haushalte sowie ein Preisdeckel für einen Grundverbrauch beim Gas besser geeignet, urteilte IMK-Direktor Sebastian Dullien.
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