Das Hamburger Forschungsinstitut HWWI hat unter dem Eindruck des Krieges in Osteuropa die Konjunkturprognose für die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr deutlich reduziert.
Für 2022 rechnen die Ökonomen des HWWI jetzt nur noch mit einem Wachstum der Wirtschaftsleistung von 2 Prozent, nachdem sie erst Anfang Dezember 3,5 Prozent vorausgesagt hatten. »Die Ukraine-Krise hat erhebliche negative Auswirkungen auch auf die deutsche Wirtschaft«, heißt es in einer Mitteilung des HWWI vom Mittwoch. »Die Unsicherheit ist merklich gestiegen und der dadurch bedingte weitere kräftige Anstieg der Energiepreise erhöht die Inflation und senkt die reale Kaufkraft.« Sollte die Lage weiter eskalieren, müsste »je nach Umfang etwaiger Gegensanktionen gegebenenfalls sogar mit einer Rezession gerechnet werden«.
Steigende Energiekosten
Die HWWI-Experten rechnen nun für das Gesamtjahr 2022 mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 3,8 Prozent, nach 3,1 Prozent 2021. Im Dezember waren sie noch davon ausgegangen, dass sich die zuletzt eskalierenden Preissteigerungen im Jahresverlauf allmählich beruhigen und am Ende eine durchschnittliche Inflationsrate von 2,3 Prozent unter dem Strich steht.
Im Februar war die Inflationsrate in Deutschland nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes mit 5,1 Prozent wieder über die 5-Prozent-Marke geklettert. Ökonomen rechnen mit einem weiteren Anstieg in den kommenden Monaten, manche halten Teuerungsraten in Richtung 6 Prozent für möglich. Befeuert wird dies im Gefolge der Ukraine-Krise von weiter kräftig steigenden Gas- und Ölpreisen.
Selbst wenn die Kauflust der privaten Haushalte zurückkehren sollte, »so wird doch die anhaltend hohe Inflation deren reale Kaufkraft reduzieren, sodass der reale private Konsum weniger langsam zunehmen wird«, schreibt das HWWI. »Ähnlich ist die Situation auf Unternehmensseite. Auch die Investitionsbereitschaft wird durch die neuen geopolitischen Unsicherheiten tendenziell gedämpft.«
© dpa-infocom, dpa:220302-99-352698/4