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Hausgeräte-Branche: Rekordnachfrage und Lieferengpässe

Die Hersteller von Hausgeräten sind in der Pandemie mit einer historischen Nachfrage konfrontiert, während Produktionsteile weltweit knapp sind. Entspannung ist erst einmal nicht in Sicht.

Waschmaschinen
Waschmaschinen werden im Bosch Siemens Hausgeräte-Werk produziert. Foto: Ralf Hirschberger
Waschmaschinen werden im Bosch Siemens Hausgeräte-Werk produziert.
Foto: Ralf Hirschberger

Wer in diesen Tagen bei der Firma Miele eine Waschmaschine, einen Trockner oder eine Geschirrspülmaschine kauft, muss bis zu drei Monate oder sogar länger auf das Gerät warten.

Grund sind noch immer nachwirkende Produktionsstopps während des Corona-Lockdowns und die Knappheit an Produktionsteilen, die zurzeit viele Branchen beschäftigt. Den Herstellern fehlen sowohl Mikrochips als auch Metalle und Kunststoffe. Hinzu kommen knappe Transportkapazitäten, vor allem von Asien nach Europa.

Um möglichst viele Kundinnen und Kunden beliefern zu können, produziert Miele seit Dezember in allen Werken mit hoher Auslastung, teils sogar mit Sonderschichten. Besonders in der Wäschepflege und bei den Geschirrspülern seien die Engpässe spürbar, sagt ein Sprecher. Das Unternehmen hat daher seine Kapazitäten bei den Geschirrspülern aufgestockt, um dauerhaft mehr als 100.000 zusätzliche Geräte im Jahr produzieren zu können. Trotzdem sei es derzeit schwer, die langen Lieferzeiten abzubauen, heißt es von Miele.

Auch der Konkurrent BSH Hausgeräte, eine Tochter der Bosch-Gruppe mit den Marken Bosch und Siemens, kann seine Kundinnen und Kunden im Augenblick nicht rechtzeitig beliefern. Grund für die angespannte Situation sei neben die Lieferengpässen auch die erhöhte Nachfrage nach Hausgeräten während der Pandemie.

Ausnahmesituation bei der Nachfrage

Bei Miele ist die Situation ähnlich: Seit Sommer 2020 erlebt der Hersteller eine »bis heute anhaltende Sonderkonjunktur«, sagt der Sprecher. Im vergangenen Jahr hat Miele so viele Geräte verkauft wie nie zuvor in seiner 122-jährigen Geschichte. Auch BSH hatte 2020 das umsatzstärkste Jahr seit seiner Gründung 1967.

Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) sieht den Grund dafür in dem mit der Pandemie aufgekommenen Renovierungstrend. »Die Menschen verbringen pandemiebedingt mehr Zeit zu Hause und stellen höhere Ansprüche an ihre Wohnumgebung - dazu gehört auch ein Upgrade der technischen Ausstattung.«

Insgesamt haben die Hersteller in Deutschland 2021 etwa 18,7 Millionen Haushaltsgroßgeräte verkauft, zeigen Zahlen des Branchenverbandes ZVEI. Im Jahr zuvor waren es noch 500.000 Geräte weniger. Gefriergeräte waren in den ersten Monaten der Pandemie besonders beliebt, hier verzeichneten die Hersteller ein Verkaufsplus von mehr als 30 Prozent. Der ZVEI führt das auf die zunehmende Vorratshaltung der Deutschen zurück.

Auswirkung auch auf die Preise

Kunden müssen derzeit nicht nur mit langen Wartezeiten, sondern auch mit höheren Preisen rechnen. Infolge der Lieferengpässe und gestiegener Kosten für Rohstoffe und Transport haben viele Hersteller ihre Preise angehoben. Die Firma Miele hat die Preise in seinem Sortiment im Oktober 2021 um durchschnittlich 2,5 bis 3 Prozent erhöht. Im April plant das Unternehmen einen weiteren Preisaufschlag von rund 8 Prozent. Eine Entspannung ist hier noch nicht in Sicht: Mit einer besseren Versorgung mit Halbleitern und anderen Vormaterialien rechnet die Branche frühestens ab Mitte des Jahres.

Miele erwartet dennoch auch für 2022 Wachstum. Die Prognose des ZVEI ist etwas zurückhaltender: Dem Verband bereiten die schwer kalkulierbare weitere Entwicklung des Konsumklimas und die hohe Inflationsrate Sorge. Für die Branche sei es aber möglich, das Vorjahresniveau auch in diesem Jahr zu erreichen.

© dpa-infocom, dpa:220228-99-317980/2