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Hauptstadtflughafen BER startet

Dreimal so teuer und mit jahrelanger Verzögerung: An diesem Wochenende wird der neue Hauptstadtflughafen BER eröffnet. Während sich viele freuen, dass es nun endlich losgeht, sind andere darüber gar nicht glücklich.

Flughafen BER
Der Hauptstadtflughafen BER geht in Betrieb. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa
Der Hauptstadtflughafen BER geht in Betrieb. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

BERLIN. Mit zunächst zwei geplanten Landungen von Easyjet und Lufthansa eröffnet an diesem Samstag der neue Hauptstadtflughafen BER. Eine offizielle Feier wird es angesichts der mehrfachen Verschiebungen, verdreifachten Baukosten und jahrelangen Verzögerungen nicht geben.

Dennoch soll der Flughafen mit prominenten Gästen feierlich eingeweiht werden. Unter anderem die Chefs der Fluggesellschaften Lufthansa und Easyjet, Carsten Spohr und Johan Lundgren werden erwartet. Auch die Länderchefs von Berlin und Brandenburg, Michael Müller und Dietmar Woidke (beide SPD) wollen kommen, ebenso wie Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).  

Der erste Start mit am BER eingecheckten Fluggästen erfolgt dann am frühen Sonntagmorgen. Ein Flugzeug von Easyjet soll von der Nordbahn nach London Gatwick aufbrechen.

»Die Eröffnung ist eine Belohnung für die Beharrlichkeit und das große Engagement der Kolleginnen und Kollegen der Berliner Flughäfen«, teilte Peter Gerber, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftfahrtwirtschaft (BDL) bereits vor der Eröffnung mit. »Zugleich ist die Aufnahme des Flugbetriebs am BER in dieser pandemiebedingten tiefsten Krise der Luftfahrt ein positiver Lichtblick in schwierigen Zeiten.«

Auch die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV), der Interessenverband der Flughäfen, gratulierte zur Eröffnung: »Herzlich Willkommen in der Flughafenfamilie! Wir wünschen dem BER alles Gute für die Zukunft«, teilte der Verband mit. »Für die gebeutelte Flughafenbranche ist es ein Zeichen der Zuversicht«, hieß es von ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel.

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Anton Hofreiter, nahm die Eröffnung zum Anlass, erneut an die finanziellen Schwierigkeiten der Flughafengesellschaft zu erinnern. »Der BER wird die öffentlichen Kassen des Bundes und der Bundesländer Berlin und Brandenburg auch in den kommenden Jahren stark belasten«, teilte er mit.

Hofreiter ist nicht der einzige Kritiker. Am Wochenende werden auf dem BER-Gelände Klimaproteste der Initiative Am Boden bleiben erwartet. Die Gruppe kündigte am Freitag an, sie wolle die Eröffnungsfeierlichkeiten mit einer Aktion zivilen Ungehorsams »massiv stören«. »Wir werden die Eröffnung des BER blockieren«, sagte Lena Tucnak, eine der Sprecherinnen. Es könne nicht sein, dass in Zeiten der immer heftiger werdenden Klimakrise ein neuer Flughafen eröffnet werde.

Bereits seit vergangener Woche ist das Regierungsterminal auf dem BER-Gelände in Betrieb. Ein weiteres Fluggastterminal ist fertig, soll wegen des coronabedingten Einbruchs der Passagierzahlen aber erst nächstes Jahr in Betrieb gehen.

Mit dem Eröffnungstag am Samstag wird auch der Zugverkehr zum BER erweitert. Fortan halten dort auch Fern- und Regionalzüge. Die S-Bahn fährt den neuen Standort bereits seit Mittwoch im 10-Minuten-Takt an. Erneut eröffnet wird zudem das Steigenberger-Hotel auf dem Flughafengelände. Das Hotel war bereits im Jahr 2012 fertiggestellt worden und hatte drei Wochen lang geöffnet, bis es nach der damals geplatzten Eröffnung für acht Jahre schließen musste.

Mit vielen Gästen dürften die Betreiber allerdings auch in den kommenden Wochen nicht rechnen. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hatte zuletzt mit lediglich rund 5000 Fluggästen am Eröffnungstag des Flughafens am Hauptterminal T1 gerechnet. Mit der Tegel-Schließung eine Woche später würden am T1 dann täglich rund 16.000 Passagiere abgefertigt. Weitere 8000 Fluggäste würden dann über den Flughafen Schönefeld reisen, der als Terminal 5 des BER dient. (dpa)