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Fresenius streicht Dividende nach Staatshilfen für Kliniken

Deutschlands größter Klinikbetreiber hat Energiehilfen der Bundesregierung für seine Krankenhäuser in Anspruch genommen - doch die waren an Auflagen geknüpft. Das bekommen die Aktionäre zu spüren.

Klinikkonzern Fresenius
Michael Sen, Vorstandsvorsitzender (CEO) von Fresenius. Foto: Boris Roessler/DPA
Michael Sen, Vorstandsvorsitzender (CEO) von Fresenius.
Foto: Boris Roessler/DPA

Aktionäre des Gesundheitskonzerns Fresenius gehen bei der Dividende für das laufende Jahr leer aus. Der Vorstand habe entschieden, staatliche Energiehilfen für seine Kliniktochter Helios von bis zu 300 Millionen Euro einzubehalten und nicht zurückzuzahlen, teilte das Dax-Unternehmen am Dienstagabend in Bad Homburg mit. Damit dürfen keine Dividenden an die Aktionäre fließen und auch keine Boni an Manager. Der Aufsichtsrat solle der Entscheidung voraussichtlich an diesem Mittwoch zustimmen.

Fresenius hatte bis Ende September knapp 160 Millionen Euro aus dem »Entlastungspaket Energiehilfen« von der Bundesregierung bekommen. Damit sollte der Anstieg der Energiepreise im Zuge des Ukraine-Kriegs abgefedert werden. Mit der Annahme des Gelds wurde ein gesetzlicher Schwellenwert überschritten, womit für dieses Jahr keine Managerboni und Dividenden gezahlt werden dürfen. Fresenius Helios ist Deutschlands größter Krankenhausbetreiber mit 87 Kliniken, rund 240 medizinischen Versorgungszentren und 21 arbeitsmedizinischen Zentren.

Dividendenverzicht angedeutet

Schon Anfang November hatte Fresenius-Chef Michael Sen einen Dividendenverzicht angedeutet und eine rechtliche Überprüfung angekündigt. »Nicht alle unsere Anteilseigner sind dividendenorientiert«, sagte Sen damals.

Das Unternehmen hätte die Energiehilfen auch zurückzahlen können, dann wäre der Weg für eine Dividendenzahlung frei gewesen. Fresenius will den Verzicht auf die Gewinnausschüttung aber nutzen, um die hohe Verschuldung zu senken, die der Konzern nach einer Serie von Übernahmen angehäuft hat und die mit dem Zinsanstieg drückt. Es geht um viel Geld: Analyst Sven Kürten von der DZ Bank schätzte die nun im Konzern verbleibende Dividende 2023 auf 516 Millionen Euro. Die Aussetzung der Dividende und die staatlichen Hilfen unterstützen »die langfristige Stärkung des Unternehmens«, erklärte Fresenius.

Für die Zukunft halte der kriselnde Konzern, der in einem weitreichenden Umbau steckt, aber an seiner Politik steigender oder mindestens konstanter Dividenden fest, hieß es. Die Verknüpfung der Energiehilfen an Dividenden- und Bonuszahlung hält Fresenius für verfassungswidrig und prüft rechtliche Schritte. Für 2022 hatte Fresenius eine Dividende von 92 Cent je Aktie ausgeschüttet.

© dpa-infocom, dpa:231206-99-198166/3