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Feuerwerksfirma Weco übertrifft Erwartungen

Zwei Silvester durfte nicht geböllert werden, zum Jahreswechsel 22/23 wurde es aber wieder laut. Für eine von der Corona-Pause hart getroffene Feuerwerksfirma ist das Anlass zur Freude.

Weco-Silvesterraketen
Ein Weco-Mitarbeiter hält Silvesterraketen in die Kamera. Foto: Christophe Gateau
Ein Weco-Mitarbeiter hält Silvesterraketen in die Kamera.
Foto: Christophe Gateau

Der Feuerwerkshersteller Weco sieht sich nach einem coronabedingten Verkaufsverbot und einem rigiden Sparkurs inklusive einer Werksschließung wieder im Aufschwung. »Nachholeffekte in Teilen der Bevölkerung haben dazu geführt, dass wir in Deutschland ein außerordentlich gutes Verkaufsjahr haben«, sagte ein Sprecher der größten deutschen Feuerwerksfirma in Eitorf östlich von Bonn.

Mit Blick auf das zurückliegende Silvestergeschäft fügte er hinzu: »Wir hätten uns schon gefreut, wenn wir das Vorkrisenniveau zumindest erreichen - nun haben wir es bisherigen Zahlen zufolge aber deutlich übertroffen.«

Sehnsucht nach Feuerwerk

2020 und 2021 war der Raketen- und Böllerverkauf in Deutschland wegen der Corona-Pandemie verboten gewesen, das Geschäft der Firma brach ein. Offensichtlich hätten viele Menschen große Sehnsucht nach Feuerwerk gehabt und nun mehr eingekauft als vor der Pandemie, sagte der Sprecher.

Im Geschäftsjahr 2019/20 (bis Ende April) hatte Weco noch rund 105 Millionen Euro Umsatz gemacht, ein Jahr später waren es nur noch 16 Millionen Euro (minus 84 Prozent). Der Verlust verzehnfachte sich auf rund 8 Millionen Euro. Zum darauffolgenden Geschäftsjahr wurden noch keine Zahlen publiziert - es dürfte aber ähnlich schlecht gewesen sein. Eins der drei Werke machte Weco in der Corona-Krise zu, die Beschäftigtenzahl der Firma sank um etwa 40 Prozent auf derzeit nur noch 204. Zwei Drittel der Ware werden bisher aus China importiert, ein Drittel stellt Weco in Deutschland selbst her.

Endgültige Zahlen zum Silvester-Geschäft hat die Firma noch nicht, da sie unverkaufte Produkte aus Supermärkten oder Discountern zurücknimmt. Bis das abgeschlossen und entsprechend verbucht ist, dauert es. Auf Basis bisher vorliegender Zahlen könne man aber sagen, dass das deutsche Silvestergeschäft die Planungen deutlich übersteige, sagte der Unternehmenssprecher.

Es wird Preiserhöhungen geben

Weco ist insgesamt in zehn europäischen Staaten tätig, Deutschland ist der mit großem Abstand wichtigste Markt. »Es ist gut zu sehen, dass Teile der deutschen Bevölkerung auch weiterhin Feuerwerk kaufen und das auch nicht infrage stellen.« Krawalle und Angriffe auf Einsatzkräfte zuletzt in der Silvesternacht haben aktuell eine Debatte über Konsequenzen wie ein Böllerverbot ausgelöst.

Wer auch nächstes Silvester böllern oder Raketen zünden will, wird aller Voraussicht nach etwas tiefer in die Tasche greifen müssen. Wegen stark gestiegener Kosten seien Preiserhöhungen um 30 bis 70 Prozent nötig, sagte der Weco-Sprecher. Ein Feuerwerk bestehe zu 90 Prozent aus Papier, Pappe und Holz - »bei diesen Rohstoffen sind die Preise durch die Decke gegangen«. Auch Chemikalien hätten sich verteuert.

Zudem setzten erheblich gestiegene Frachtkosten das Unternehmen unter Druck. Der Transport in einem üblichen Container habe vor 2019 etwa 8000 Dollar gekostet, zwischenzeitlich sei der Preis auf 28 000 Dollar hochgegangen. Inzwischen würden circa 18 000 Dollar fällig. »Daher sehen wir uns zu deutlichen Preiserhöhungen gezwungen.«

Peinliche Knallbonbons

Weco verhandelt derzeit mit Handelspartnern - also Großhändlern sowie Supermarkt- und Discounterketten - über die Preise für das Silvestergeschäft 2023/24. Die Verhandlungen seien noch nicht abgeschlossen, aber deutliche Preissteigerungen werde es geben müssen, sagte der Firmensprecher. Wie stark der Preis für die Endverbraucher steige, könne er nicht sagen - das sei Sache der Händler. Über die geplante Preissteigerung hatte zuvor die »Lebensmittel Zeitung« berichtet.

Für Aufsehen sorgten unlängst Knallbonbons von Weco: Der Musiker Jan Delay hatte sich auf Twitter über frauenfeindliche Witze auf Zettelchen empört, die in den Knallbonbons waren. Daraufhin entschuldigte sich die Firma und verwies darauf, dass es sich um Produkte aus dem Altbestand handle: Knallbonbons aus jüngeren Produktionschargen enthielten solche Sprüche nicht mehr.

© dpa-infocom, dpa:230103-99-84761/4