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Ferienflieger Condor hofft weiter auf Staatskredit

Geht es nach Gewerkschaften, Verbraucherschützern und Flughafen-Betreibern, sollte der Staat die Thomas-Cook-Tochter mit einem Überbrückungskredit stützen. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Condor am Düsseldorfer Flughafen
Die Fluggesellschaft Condor hofft einen Überbrückungskredit von der Bundesregierung. Foto: Roland Weihrauch
Die Fluggesellschaft Condor hofft einen Überbrückungskredit von der Bundesregierung. Foto: Roland Weihrauch

Berlin (dpa) - Wirtschaftsminister Peter Altmaier hat eine Entscheidung der Bundesregierung über einen Überbrückungskredit für Condor »in den nächsten Tagen« angekündigt. Das sagte der CDU-Politiker in Berlin am Rande einer Industriekonferenz.

Altmaier sagte, die Schwierigkeiten seien durch die Insolvenz der Muttergesellschaft Thomas Cook entstanden: »Es sind keine hausgemachten Probleme.«

Es seien vor einigen Tagen Anträge auf Überbrückungskredite eingegangen. Es sei aber wichtig, die üblichen Verfahren anzuwenden. Die Anträge würden in Übereinstimmung mit der Bundeshaushaltsordnung geprüft. Das Wirtschaftsministerium stehe in engem Kontakt mit dem Finanz- sowie Verkehrsministerium.

Condor hatte erklärt, einen staatlich verbürgten Überbrückungskredit beantragt zu haben, um »Liquiditätsengpässe« zu verhindern. Thomas Cook hatte zuvor einen Insolvenzantrag gestellt.

Die Fluggesellschaft will von der Bundesregierung einen Überbrückungskredit in Höhe von rund 200 Millionen Euro, wie die Deutsche Presse-Agentur am Montag aus Regierungskreisen erfahren hatte.

Verbraucherschützer appellierten an die Bundesregierung, den beantragten Kredit an die Fluggesellschaft zu gewähren. Auch Flughafenbetreiber hoffen auf den Fortbestand der Airline.

Zuvor hatten Gewerkschaften von der Bundesregierung gefordert, Condor zu unterstützen, um die 4900 Arbeitsplätze bei der Airline zu erhalten. Dagegen lehnt der Steuerzahlerbund staatliche Hilfen für Condor ab.

Condor fliegt vorerst weiter. Die Airline hatte bereits kurz nach den gescheiterten Verhandlungen des Mutterkonzerns Thomas Cook mit möglichen Geldgebern einen Überbrückungskredit bei der Bundesregierung beantragt. Es geht dem Vernehmen nach um rund 200 Millionen Euro, um Liquiditätsengpässe zu verhindern. Die hessische Landesregierung hatte ergänzende Hilfe für die Gesellschaft mit Sitz in Frankfurt in Aussicht gestellt.

Beflügelt wurden Spekulationen über einen Verkauf von Condor oder zumindest Teilen an die Lufthansa. Hintergrund dürfte dabei auch sein, dass nach EU-Recht Staatshilfen nur zulässig sind, wenn das betroffene Unternehmen dauerhaft überleben kann.

Lufthansa wollte sich bisher nicht dazu äußern. Im Mai hatte Europas größte Airline ein vorläufiges Kaufgebot für Condor abgegeben; besonders deren Langstreckengeschäft schien für die Lufthansa attraktiv.

»Die Bundesregierung sollte Condor unterstützen, schon aus Gründen der Gleichbehandlung«, sagte der Vorstand des Verbraucherschutz Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Erfahrung mit einem solchen Kredit sei gut, sagte Müller und verwies auf das Beispiel Air Berlin. Die insolvente Airline zahlte jüngst ihre letzte Kreditrate zurück.

Der Flughafenverband ADV begrüßte, dass Condor den Flugbetrieb trotz der »schwierigen Situation versucht aufrechtzuerhalten«.
Die heimische Luftverkehrswirtschaft könne es sich nicht leisten, eine weitere deutsche Airline zu verlieren: »Dem deutschen Ferienflieger sollte eine faire Chance zum langfristigen Weiterbetrieb gegeben werden«, forderte der Verband.

Verbraucherschützer Müller forderte zugleich eine Absicherung von Kunden, die individuelle Flugreisen buchen. Wie bei Pauschalreisen müsse auch bei Individualreisen jedes Flugticket über eine verpflichtende Insolvenzversicherung abgesichert sei. Dass die Absicherung bei Pauschalreisenden mit Thomas Cook ausreicht, um alle Ansprüche zu decken, hält Müller für fraglich. Statt des derzeit geltenden Höchstbetrags von 110 Millionen Euro, zu dem sich Pauschalreiseanbieter gegen eine Insolvenz absichern können, fordert Müller als neuen Höchstbetrag mindestens 250 Millionen Euro.

Auch in der europäischen Hotel- und Tourismusbranche ist die Sorge groß. Die Pleite von Thomas Cook könnte allein die Hoteliers auf der griechischen Insel Kreta zwischen 80 Millionen und 100 Millionen Euro kosten, wie der Präsident des Hotelier-Verbands in Heraklion auf Kreta, Nikos Chalkiadakis, dem Nachrichtensender Skai sagte.

Bulgarien befürchtet nach Aussage der Regierung in Sofia »ernsthafte Schwierigkeiten« für die dortige Tourismusbranche. Auch die Sommersaison 2020 werde davon betroffen sein, warnte Tourismusministerin Nikolina Angelkowa. Thomas Cook bringe im Sommer zwischen 350.000 und 450.000 Touristen an die bulgarische Schwarzmeerküste. Nach Angaben der britischen Botschaft in Sofia hielten sich zuletzt rund 2500 Kunden von Thomas Cook in Bulgarien auf.

Am Montagabend gab die Tochtergesellschaft Thomas Cook Airlines Scandinavia in Schweden und Norwegen bekannt, Flüge an diesem Dienstag wieder aufzunehmen. Auch andere skandinavische Töchter, darunter Tjaereborg, Globetrotter und Spies, würden den Betrieb fortsetzen, hieß es weiter. Weil sie unabhängige und profitable Teile der Gruppe seien, könnten sie »mit Hilfe unserer Banken, Gläubiger und Bürgen den Betrieb fortsetzen«, sagte der Geschäftsführer von Thoma Cook Nordeuropa, Magnus Wikner. Erwartet wurde, dass Kunden in Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden wieder zu und von ihren Urlaubszielen fliegen könnten.