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Experten wollen schneller weniger Zucker in Limonaden

Für eine gesündere Ernährung sollen viele Produkte weniger süß, nicht mehr so salzig und fettärmer werden. So sieht es eine Strategie der Politik auf freiwilliger Basis vor. Kritiker werden jetzt ungeduldig.

Cola und Orangenlimonade
Verbraucherschützer und Gesundheitsexperten wollen weniger Zucker in Erfrischungsgetränken wie Cola oder Limonaden. Foto: Lukas Schulze
Verbraucherschützer und Gesundheitsexperten wollen weniger Zucker in Erfrischungsgetränken wie Cola oder Limonaden.
Foto: Lukas Schulze

Verbraucherschützer und Gesundheitsexperten dringen darauf, den Zuckergehalt in Erfrischungsgetränken wie Cola schneller zu verringern. Die freiwillige Reduktion komme nicht voran, kritisierte die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten, der Verbände und medizinische Fachgesellschaften angehören. Appelle an die Industrie reichten nicht. Die Bundesregierung müsse »effektive Maßnahmen« ergreifen, damit der Zuckergehalt deutlich sinke. Auch aus der mitregierenden SPD wurde erneut eine Abgabe auf stark gezuckerte Getränke nach britischem Vorbild ins Spiel gebracht. Die Branche betonte, die Reduktion sei »auf einem erfolgreichen Weg«.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch erklärte, das Prinzip Freiwilligkeit habe im Kampf gegen Fehlernährung und Übergewicht versagt. Minister Cem Özdemir (Grüne) müsse die bisherige Strategie aufgeben und eine Limosteuer wie in Großbritannien einführen. Sie gebe Herstellern erwiesenermaßen Anreize, weniger Zucker einzusetzen. Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) forderten einen Kurswechsel. »Das langsame Tempo bei der Zuckerreduktion ist absolut inakzeptabel«, sagte die Chefin des Bundesverbands, Carola Reimann. Sie forderte eine »wirksame und verpflichtende Zuckerreduktion« bei Softdrinks.

Hintergrund ist eine noch von der vorigen Bundesregierung begonnene Strategie, den Gehalt von Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten über freiwillige Selbstverpflichtungen schrittweise zu reduzieren. Dazu wurden Vereinbarungen mit den Branchen getroffen. Demnach soll der Zuckergehalt in Erfrischungsgetränken bis 2025 um 15 Prozent sinken. Nach Angaben der Allianz Nichtübertragbare Krankheiten ergab eine eigene Auswertung, dass der durchschnittliche Zuckergehalt bei Softdrinks von 2015 bis 2021 um etwa zwei Prozent sank. Setze sich das so fort, würde das 15-Prozent-Ziel erst in Jahrzehnten erreicht.

Anstrengungen auf einem erfolgreichen Weg

Für die Branche erklärte die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke, die Anstrengungen der Unternehmen zur Zuckerreduktion seien auf einem erfolgreichen Weg. »Alle uns bekannten Daten zur Marktentwicklung zeigen, dass der Weg der freiwilligen Kalorienreduktion funktioniert«, sagte Hauptgeschäftsführer Detlef Groß. Er wies auch auf zahlreiche Angebote kalorienfreier und -reduzierter Varianten hin, die zudem verstärkt beworben würden.

Im Zuge der vorgesehenen Überprüfung der Branchenzusagen hatte das bundeseigene Max-Rubner-Institut 2020 eine Auswertung unter anderem zu Erfrischungsgetränken vorgelegt. Darin hieß es, im Vergleich zu einer Erhebung von 2018 sei der Zuckergehalt über das gesamte Sortiment der Erfrischungsgetränke im Mittel um 3,2 Prozent gesunken.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Peggy Schierenbeck sagte: »Es ist Aufgabe des Staates, für gesündere Lebensmittel zu sorgen.« Dabei sei eine Herstellerabgabe auf Getränke bei Überschreiten eines Grenzwerts von fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter ein Beitrag zur Prävention von Übergewicht besonders bei Kindern und Jugendlichen. Über die Details einer Abgabe wie auch den Umgang mit Süßstoffen wolle die SPD mit den Koalitionspartnern sprechen.

© dpa-infocom, dpa:230221-99-683034/2