Der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) führt auch über das Wochenende zu erheblichen Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr.
Wer als Fußballfan, Ausflügler, Partner in einer Fernbeziehung oder als Wochenpendler in diesen Tagen auf die Schiene angewiesen ist, braucht eine Alternative. Erst am Montagabend um 18.00 Uhr soll der Streik enden. Bis Dienstagmorgen wird es laut Bahn mindestens dauern, bis alles wieder normal fährt. Es ist das erste Mal im laufenden Tarifstreit, dass ein Ausstand der GDL über das komplette Wochenende geht.
Streikbetroffenheit hält sich in Grenzen
Doch die Betroffenheit bei den Bürgerinnen und Bürgern hält sich einer Umfrage zufolge in Grenzen. Lediglich jeder fünfte Befragte spürt die aktuellen Einschränkungen im Bahnverkehr, wie bei einer Yougov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur herauskam. Für mehr als 75 Prozent hat der Streik hingegen keine Auswirkungen. Für die Umfrage hat das Institut zwischen dem 23. und 25. Januar rund 2000 Menschen befragt. Sie ist repräsentativ für die Bevölkerung ab 18 Jahren.
Selbst wenn sich der Tarifstreit noch über Wochen hinziehen sollte, betrifft das nur eine Minderheit der Befragten. Mehr als zwei Drittel gaben bei der Umfrage an, in den nächsten Wochen keine Bahnreise geplant zu haben und somit von möglichen weiteren Streiks nicht beeinflusst zu sein.
Die Zahlen spiegeln das generelle Verkehrsverhalten der Bürgerinnen und Bürger wider. Lediglich rund ein Fünftel der gesamten Verkehrsleistung in Deutschland entfiel laut Umweltbundesamt in den vergangenen Jahren auf den sogenannten Umweltverbund, zu dem auch die Bahn gehört. Es fahren also deutlich weniger Menschen regelmäßig mit dem Zug als mit dem Auto.
Vor allem Sportfans müssen umplanen
Am ehesten bekommen am Wochenende Hand- und Fußballfans den Streik zu spüren. In Köln findet das Finalwochenende der Handball-EM statt. Betroffen sind vor allem jene Fans, Mannschaften und Offizielle, die vom Hauptrunden-Spielort Hamburg nach Köln reisen müssen. Der Deutsche Handballbund und die Europäische Handballföderation appellierten schon zu Beginn der Woche an die Fans, »gemeinsame Lösungen« zu finden. »Empfohlen wird das Bilden von Fahrgemeinschaften sowie das Nutzen gängiger Portale hierzu«, teilten die Verbände mit.
In der Bundesliga dürfte sich der GDL-Streik unter anderem auf die An- und Abreise der Zuschauer der Begegnung zwischen Eintracht Frankfurt und dem FSV Mainz 05 am Abend auswirken. Die Bahn bat explizit alle Fußballfans, genügend Zeit bei der Anreise einzuplanen und sich vorab sowie kurz vor Reiseantritt über Reisemöglichkeiten und -alternativen zu informieren. Eintracht Frankfurt passt die Stadionöffnungszeit aufgrund der besonderen Bedingungen an: Die Stadionöffnung wird um eine Stunde auf 17.30 Uhr vorgezogen, wie der Verein mitteilte.
Die Anreise der Mainzer-Fans soll vorwiegend mit Fanbussen erfolgen. Auch bei den anderen Spielen des Spieltags dürfte es für Anhänger kompliziert werden. Laut einer Bahnsprecherin nutzen rund 100.000 Fans pro Wochenende die Bahn, um zu den Bundesligaspielen zu reisen.
Ärgernis auch für Wochenpendler
Wer unter der Woche in einer anderen Stadt arbeitet, hat ebenfalls das Nachsehen, sollte er oder sie üblicherweise mit der Bahn nach Hause fahren. Im Fernverkehr der Deutschen Bahn sind an den Wochenenden zudem auch viele Bundeswehrsoldaten unterwegs, die die freien Tage nicht in der Kaserne verbringen wollen. Auch sie brauchen eine Alternative.
Von den laut Yougov-Umfrage aktuell Betroffenen gaben jeweils ein knappes Drittel an, Freizeittermine aufgrund des Streiks abgesagt zu haben beziehungsweise an der geplanten Reise festzuhalten, dafür aber ein anderes Verkehrsmittel zu nutzen. Rund ein Viertel hat die Reisepläne vor oder nach den aktuellen Streik verschoben. Ein weiteres Viertel musste dienstliche Termine absagen.
Mehrheit hat kein Verständnis für Streik
Auch wenn laut Umfrage nur eine Minderheit vom Ausstand der GDL betroffen ist, lehnt eine Mehrheit den Arbeitskampf ab. Mehr als 60 Prozent der Befragten haben eher kein oder überhaupt kein Verständnis für die Maßnahmen. Lediglich elf Prozent können den Streik der Lokführer »voll und ganz« nachvollziehen.
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