München (dpa) - Auf großen Baustellen deutscher Unternehmen sind defekte Produkte und schlechte Qualitätskontrollen der häufigste Grund für einen Versicherungsschaden.
Das ist das Ergebnis einer Auswertung der Allianz, die die Versicherung vorstellt. Demnach gehen 22 Prozent der Schäden bei Bauprojekten auf fehlerhafte Produkte und unzureichende Kontrollen zurück, dreimal mehr als auf Feuer.
Auch was die Schadenshöhe angeht, stehen fehlerhafte Produkte und Kontrollmängel - ein Beispiel sind Schweißfehler - auf Rang Eins: Diese machen der Auswertung zufolge 30 Prozent der Schadensummen aus - mehr als jeder andere Schadensgrund.
Zwischen 2013 und 2018 hat die Allianz weltweit fast 14 000 Schadensfälle auf großen Baustellen von Ingenieur- und Bauprojekten ausgewertet, die bei dem Dax-Konzern versichert worden waren. Beispiele sind Flughäfen, Kraftwerke oder Autofabriken. Gut 2500 der untersuchten Fälle passierten bei Projekten deutscher Firmen - aber nicht zwangsläufig auch auf Baustellen in Deutschland.
So sind neben der zunehmenden Bedeutung von Defekten und Kontrollversagen auch die immer größeren Baustellen ein Trend, den die Autoren beobachtet haben. Die Projekte werden in der Tendenz immer umfangreicher, und der Bau dauert länger - was wiederum auch die Versicherungssumme und den potenziellen Schaden steigen lässt.
Ein Riesen-Airport wie in Dubai, dessen aktueller Ausbau bei der Allianz versichert sei, koste beispielsweise 32 Milliarden Euro. »Infolgedessen sind die Versicherungssummen jetzt viel größer - Projekte mit einem Wert von vier bis neun Milliarden Euro sind keine Seltenheit, Schäden in dreistelliger Millionenhöhe sind deshalb nicht auszuschließen«, sagte Robert Maurer, der sich für die Allianz um die Versicherung von großen Bauprojekten in Zentral- und Osteuropa kümmert.
Auch politische Risiken wie Sanktionen oder Handelsstreitigkeiten hätten zugenommen - und die Schäden erhöht. Einen sehr großen Teil der Schäden bei Bauprojekten richten weltweit auch Feuer an: Ein prominentes Beispiel sei der Brand auf der Baustelle eines großes Hochhauses in Warschau im Juni, das auch bei der Allianz versichert sei. Weltweit verursachen laut der Untersuchung nicht defekte Produkte, sondern Brände und Explosionen die höchsten Schadenssummen (27 Prozent). Die häufigste Schadensquelle seien aber auch global gesehen defekte Produkte (27 Prozent).
Ein weiterer Trend seien die immer komplexeren Lieferketten: Früher seien etwa Flughäfen oder Kraftwerke zu einem Großteil von nationalen Auftraggebern und lokalen Lieferanten gebaut worden. Inzwischen liefern Unternehmen aus der ganzen Welt Maschinen und Anlagen. Geht etwa eine Turbine kaputt, dauert es mitunter Monate, bis sie getauscht oder repariert wird - und das kostet. (dpa)