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Dicke Luft bei Lufthansa - Zustimmung für Spohrs Pläne

Bei der Lufthansa gehen die Aktionäre für 2022 leer aus. Trotz teils heftiger Kritik wurden bei der Hauptversammlung die Pläne von Vorstand und Aufsichtsrat letztlich abgenickt.

Lufthansa-Maschine
Ein Flugzeug der Lufthansa rollt auf dem Flughafen Frankfurt zum Start. Foto: Boris Roessler
Ein Flugzeug der Lufthansa rollt auf dem Flughafen Frankfurt zum Start.
Foto: Boris Roessler

Mit deutlicher Kritik haben Aktionäre die Hauptversammlung der Lufthansa begleitet. Der Vorstand um Carsten Spohr sowie der Aufsichtsrat wurden dennoch jeweils mit 97,7 Prozent entlastet und erhielten große Mehrheiten für die vorgelegten Pläne, zu denen unter anderem ein neues Vergütungssystem gehört.

Unter anderem störten sich mehrere Anteilseigner, dass die Versammlung erneut virtuell im Internet statt in Präsenz durchgeführt wurde und dies auch in den kommenden Jahren möglich sein wird. Zuvor hatten unter anderem die Fondsgesellschaften der Sparkassen und Genossenschaftsbanken den strategischen Kurs des Managements kritisiert. Vorstandschef Spohr hatte in seiner vorab bereits veröffentlichten Rede für den angestrebten Einstieg bei der italienischen Staats-Airline Ita geworben.

Die Lufthansa gleiche einem »Gemischtwarenladen«, sagte Ingo Speich von der Deka. Der Vorstand müsse aufpassen, nicht die Kontrolle zu verlieren. Henrik Pontzen von Union Investment stellte den geplanten Einstieg bei Ita komplett in Frage. Er sagte: »Wir können uns nicht vorstellen, wie sich eine Ita oder gar ein weiterer potenzieller Übernahmekandidat aus Portugal erfolgreich integrieren lassen. Geschweige denn, wie Synergieeffekte erzielt werden sollen.«

Arne Karstens von der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit kündigte an, gegen die geplante Erhöhung der Vorstandsvergütung zu stimmen, die eindeutig Dax-Maßstäben entspreche, obwohl Lufthansa lediglich im mittleren Börsensegment MDax notiert sei. Zugleich müssten die Beschäftigten mit Kaufkraftverlusten klarkommen. Der Gewerkschafter warnte, dass mit einem Erodieren der Sozialpartnerschaft auch das Fundament der Dienstleistungen gefährdet sei. Kritik übten mehrere Redner an dem erneuerten Prüfmandat für die Prüfgesellschaft EY, der im Wirecard-Skandal massives Fehlverhalten vorgehalten wird.

Potenziell mehr Geld für den Vorstand

Das beschlossene Vergütungssystem sieht für den Vorstandsvorsitzenden für 2023 ein Höchstsalär von 11 Millionen Euro vor (2022: 9,5 Mio Euro), die neue Obergrenze für herausgehobene Vorstandsmitglieder soll nun 6,5 Millionen Euro (2022: 5 Mio Euro) betragen. Laut Vergütungsbericht hat Spohr für 2022 eine Zielgesamtvergütung von 4,9 Millionen Euro erhalten. Für ordentliche Vorstandsmitglieder wurden 2,6 Millionen Euro genannt. Auch die Aufsichtsratsmitglieder sollen ab dem laufenden Jahr mehr Geld erhalten.

An der Spitze des Aufsichtsrats stellte sich der bisherige Vorsitzende Karl-Ludwig Kley erfolgreich der Wiederwahl. Außerdem zog mit Manager Karl Gernandt ein Vertrauter des größten Einzelaktionärs Klaus-Michael Kühne in das Kontrollgremium ein. Wie in den drei Vorjahren erhielten die Anteilseignern auch für 2022 keine Dividende. Dies soll sich erst im laufenden Geschäftsjahr ändern.

© dpa-infocom, dpa:230509-99-624913/2