Mit der geplanten Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro wird Deutschland nach Einschätzung des Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung eine Vorreiterrolle in Europa übernehmen.
Innerhalb der Europäischen Union werde das künftige deutsche Mindestlohnniveau nur noch von Luxemburg übertroffen, wo zurzeit bereits ein Mindestlohn von 13,05 Euro gelte, konstatierte das WSI in seinem am Donnerstag vorgelegten internationalen Mindestlohnbericht.
Deutschland im Vergleich
Momentan liegt der Mindestlohn in Deutschland mit 9,82 Euro allerdings noch spürbar unter dem Niveau in Nachbarländern wie den Niederlanden (10,58 Euro), Frankreich (10,57 Euro) oder Belgien (10,25 Euro). Mit der bereits beschlossenen Anhebung auf 10,45 Euro zum 1. Juli schließe Deutschland zu dieser Gruppe auf. Und mit der geplanten Anhebung auf 12 Euro könne Deutschland sogar »vom bisherigen Nachzügler in der Mindestlohnpolitik zu einem Vorreiter« avancieren, betonten die Autoren der Studie Malte Lübker und Thorsten Schulten.
Außerhalb der EU haben dem Bericht zufolge derzeit Australien mit umgerechnet 12,91 Euro und Neuseeland mit 11,69 Euro ein ähnliches Mindestlohnniveau, wie es künftig in der Bundesrepublik gelten soll. In Großbritannien wird der Mindestlohn im April dieses Jahres auf umgerechnet 11,05 Euro angehoben.
Süd- und Osteuropa deutlich abgeschlagen
Deutlich niedriger als in Westeuropa liegen die Mindestlöhne nach wie vor in Süd- und Osteuropa. So beträgt der Mindestlohn in Bulgarien aktuell 2 Euro, in Rumänien 3,10 Euro und in Ungarn 3,21 Euro. In Griechenland liegt er bei 3,83 Euro, in Portugal bei 4,26 Euro und in Spanien bei 6,06 Euro. Die Niveauunterschiede spiegeln laut WSI zum Teil allerdings auch die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten wider.
Die meisten europäischen Staaten haben dem Bericht zufolge ihre Mindestlöhne zum Jahreswechsel erhöht - im Mittel in der EU um 4,0 Prozent. Inflationsbereinigt bedeute dies ein Plus von 1,4 Prozent.
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