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Deutsche Wirtschaft gegen feste Zahlungsfrist von 30 Tagen

Die EU-Kommission will mit einer neuen Verordnung Zahlungsverzug bekämpfen und so kleine und mittlere Unternehmen vor finanziellen Schwierigkeiten schützen. Wirtschaftsverbände warnen vor dem Gegenteil.

Europäische Fahnen
Flaggen der Europäischen Union vor dem Europa-Gebäude in Brüssel. Mit Abbau von Bürokratie, vereinfachter Besteuerung und neuen Maßnahmen gegen Zahlungsverzug will die EU-Kommission 2023 kleine und mittlere Unternehmen (KMU) entlasten. Foto: Arne Immanuel Bänsch/DPA
Flaggen der Europäischen Union vor dem Europa-Gebäude in Brüssel. Mit Abbau von Bürokratie, vereinfachter Besteuerung und neuen Maßnahmen gegen Zahlungsverzug will die EU-Kommission 2023 kleine und mittlere Unternehmen (KMU) entlasten.
Foto: Arne Immanuel Bänsch/DPA

Die deutsche Wirtschaft wehrt sich gegen das Vorhaben der EU-Kommission, für alle Handelsgeschäfte eine Zahlungsfrist von 30 Tagen festzulegen. »Gerade für kleine und mittlere Händler drohen die Finanzierungskosten deutlich zu steigen«, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Achim Dercks, der Funke Mediengruppe (Donnerstag). Durch kurze Zahlungsziele müssten die Betriebe den Wareneinkauf dann häufig zwischenfinanzieren. »Die dadurch entstehenden Liquiditätslücken müssen oftmals durch Kredite gedeckt werden«, erläuterte er.

Nach der derzeit geltenden Richtlinie beträgt die Standardfrist im Geschäftsverkehr 60 Tage. Generell können Zahlungsfristen aber so vereinbart werden, wie es für alle Vertragspartner am besten passt.

EU will mit neuer Verordnung Zahlungsverzug bekämpfen

Die EU-Kommission nimmt einen anderen Blickwinkel ein. Sie will mit ihrer neuen Verordnung Zahlungsverzug bekämpfen und so dafür sorgen, dass kleine und mittlere Unternehmen nicht in finanzielle Schwierigkeiten kommen. In Zeiten von Krisen und Turbulenzen nähmen Zahlungsverzögerungen zu und stellten ein Risiko für viele Firmen dar.

Die Kommission hatte ihre Pläne, die auch Abbau von Bürokratie und vereinfachte Besteuerung vorsehen, Mitte September vorgestellt. Über die Vorschläge wird noch mit den EU-Staaten und dem EU-Parlament verhandelt. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) sagte der Funke Mediengruppe, er sehe die von der Kommission geplanten Änderungen »sehr kritisch«. »Starre Fristenvorgaben werden den unterschiedlichen Sachverhalten nicht gerecht und lassen der Wirtschaft zu wenig Raum für Vertragsfreiheit«, führte er aus.

Deutscher Handelsverband warnt

Der Handelsverband Deutschland (HDE) warnte, die neuen Vorgaben dürften so nicht beschlossen werden. »Die Zahlungsfristen starr auf 30 Tage festzulegen, verhindert keine unpünktliche Zahlung und hilft deshalb niemandem weiter«, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth der Deutschen Presse-Agentur. Es sei Alltag, dass etwa Waschmaschinen im Einzelhandel länger als 30 Tage in den Regalen stünden. »Deshalb ist die Vereinbarung einer längeren Zahlungsfrist für den Händler bei länger im Geschäft oder im Lager verharrender Ware existentiell, denn er spart auf diese Weise hohe Finanzierungskosten.« Es brauche keine neue Regulierung.

© dpa-infocom, dpa:231228-99-425054/2