Trotz der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor legte das Ifo-Geschäftsklima im März überraschend deutlich zu. Es ist der fünfte Anstieg des Konjunkturbarometers in Folge. »Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist zwar immer noch auf Niveaus, die durchaus mit einem Schrumpfen der deutschen Wirtschaft konform sind, doch die gute Nachricht ist, dass ein deutlicher Rückgang des Bruttoinlandsprodukts nicht gefürchtet werden muss«, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.
Derweil erwägt die US-Regierung einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge weitere Unterstützungen für die First Republic Bank, um dieser mehr Zeit zur Verbesserung ihrer Bilanz zu geben. Obendrein fand sich ein Käufer für Teile der Silicon Valley Bank (SVB), deren Kollaps neben den gravierenden Problemen von Credit Suisse die jüngsten Börsenturbulenzen ausgelöst hatte.
Die vermeintliche Bankenkrise habe sich bisher nur als Sturm im Finanzwasserglas herausgestellt, schrieb Marktbeobachter Andreas Lipkow. Oftmals zögen jedoch speziell Unwägbarkeiten im Finanzsektor merkliche konjunkturelle Abkühlungstendenzen nach sich. Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater erwartet vor diesem Hintergrund, dass die bislang abgesagte Rezession in Deutschland wie auch in den USA womöglich bloß auf später im Jahr verschoben wird. Der Bankenstress dürfte noch eine Weile anhalten.
Bank-Aktien erholten sich zum Start in die Woche dennoch auf breiter Front. Die Deutsche Bank setzte sich mit einem Plus von 6,2 Prozent an die Dax-Spitze, die Papiere der Commerzbank gewannen 3,8 Prozent. Der Preis für die Absicherungen gegen Zahlungsausfälle bei Anleihen der Deutschen Bank gab zuletzt etwas nach. »Die Deutsche Bank ist nicht die nächste Credit Suisse«, stellten die Experten des Analysehauses Kepler Cheuvreux mit Blick auf die jüngst überraschend notwendig gewordene Notfallrettung der Schweizer klar. Die drängendste Sorge sei momentan das Engagement in der Finanzierung von US-Gewerbeimmobilien. Es sei aber sehr transparent gemacht und gut im Griff.
Auch Merck KGaA war Teil der Spitzengruppe im Leitindex und legte um 2,6 Prozent zu. Der Pharmakonzern wird künftig das Krebsmedikament Bavencio alleine vermarkten und anstelle der derzeitigen Gewinnbeteiligung von Pfizer ab Ende Juni nur eine Lizenzgebühr auf die Nettoumsätze an den US-Pharmakonzern zahlen. Im vergangenen Jahr hatte Bavencio Mercks Pharmasparte kräftig angeschoben.
Lob von Analysten gab es derweil für Heidelberg Materials: Das Unternehmen habe beim Thema Dekarbonisierung in der europäischen Baustoffbranche die Nase vorn, schrieb die Expertin Glynis Johnson von Jefferies. Hierdurch dürfte man auch die Profitabilität weiterhin stärker steigern können als andere. Die Anteilscheine stiegen um 3,2 Prozent.
Sorgen über weiter fallende Düngerpreise drückten wiederum die Aktien von K+S ans MDax-Ende, sie gaben um 2,3 Prozent nach. Im wichtigen Düngermarkt Brasilien halten sich die Landwirte mit Käufen zurück, da die Getreidepreise fallen und es zu Verzögerungen bei der Soja-Aussaat kommt. Gleichzeitig ist das Düngerangebot und damit der Wettbewerb unter den Lieferanten groß.
An der Spitze des Nebenwerte-Index SDax schnellten die Aktien von Varta um 7,6 Prozent in die Höhe. Der zuletzt schwächelnde Batteriekonzern hatte sich mit den Banken und seinem Mehrheitseigner auf einen weitreichenden Umbau geeinigt. Ebenfalls stark gefragt waren die Anteilscheine des Stahlkonzerns Salzgitter, die nach der Veröffentlichung von Jahreszahlen 6,9 Prozent gewannen. Am Markt hieß es, insbesondere eine ermutigende Jahresprognose und eine überraschend hohe Dividende hätten die Anleger überzeugt.
Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone schloss 0,82 Prozent höher bei 4164,62 Punkten. Der französische Cac 40 und der britische FTSE 100 stiegen beide um 0,9 Prozent. In New York kletterte der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss ein halbes Prozent nach oben.
Der Euro profitierte etwas von der gewachsenen Zuversicht an den Finanzmärkten und notierte zuletzt bei 1,0787 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0773 (Freitag: 1,0745) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9282 (0,9306) Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,02 Prozent am Freitag auf 2,18 Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,59 Prozent auf 126,82 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,73 Prozent auf 136,74 Zähler.
© dpa-infocom, dpa:230327-99-101871/7