So sank der deutsche Leitindex am Ende nur um 0,07 Prozent auf 14.153,46 Punkte, nachdem er im Verlauf kurzzeitig unter die runde Marke von 14 000 Zählern gerutscht war. Der MDax kletterte zu Handelsschluss um 0,18 Prozent auf 30.724,08 Punkte.
Insbesondere die Konjunkturentwicklung in Europa und die hohe Inflationsdynamik bereiteten weiter Sorge, schrieb Andreas Lipkow von Comdirect. Allerdings habe sich am Nachmittag die gute Stimmung in den USA auf den deutschen Kapitalmarkt übertragen: »In den USA stellt sich die Gesamtsituation wesentlich robuster dar als in Europa.«
Etwas deutlicher im Minus blieben die großen europäischen Indizes. Der EuroStoxx 50 verlor 0,47 Prozent auf 3830,76 Punkte. Der Cac 40 in Paris schloss 0,8 Prozent tiefer, während es für den FTSE 100 nur um 0,2 Prozent nach unten ging. In New York legte der Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss um 1,2 Prozent zu. Noch besser sah es an der US-Technologiebörse Nasdaq aus.
Bevor der starke US-Handel antrieb, sah es für den Dax lange Zeit nach einem verkorksten Wochenstart aus. Experten verwiesen als Belastung auf eine Reihe anhaltender Unsicherheitsfaktoren, darunter vor allem der Krieg in der Ukraine. »Entspannungssignale im Ukraine-Konflikt lassen weiter auf sich warten, und mit den neuen russischen Vorstößen in der Ostukraine ist wohl kaum mit einer erhöhten Risikobereitschaft zu rechnen«, kommentierten Experten der Helaba.
In Deutschland atmete die Automobil-Branche nach besseren Nachrichten aus China auf. Mit Kursgewinnen von bis zu 3,9 Prozent gehörten Daimler Truck, Volkswagen und der Zulieferer Continental zu den besten Werten im Dax. Am langen Osterwochenende war bekannt geworden, dass die VW-Werke im chinesischen Changchun nach einem Monat Stillstand ihre Produktion schrittweise wieder aufnehmen.
Unter den Nutznießern waren auch Aktien des Rüstungskonzerns und Autozulieferers Rheinmetall, die wegen westlicher Rüstungsausgaben seit Wochen ohnehin auf einer Rekordrally sind. Unter den besten Werten im MDax zogen sie um 2,2 Prozent an und erreichten im Verlauf einen Rekordstand.
Kräftige Verluste mussten einstige Corona-Profiteure hinnehmen. Dazu zählen Aktien aus dem Online- und Technologiesektor, vor allem aber Gesundheitswerte: Titel von Merck KGaA waren im Dax mit einem Abschlag von 3,7 Prozent das Schlusslicht. Auch Sartorius verloren kräftig.
Wegen schwindender Corona-Maßnahmen und der Zinswende in den USA wendeten sich Investoren in den vergangenen Monaten von den Corona-Gewinnern ab und schichteten in andere Sektoren um. Besonders betroffen sind davon auch Aktien der deutschen Essenslieferanten. Delivery Hero notierten 1,5 Prozent schwächer und weiteten damit die Verluste der Vorwoche aus.
Hellofresh schlossen nach anfänglichen Verlusten 3,4 Prozent höher. Im laufenden Jahr gaben die Aktien dennoch um fast 42 Prozent nach. Damit sind sie vor Delivery Hero der zweitschwächste Dax-Wert. Während Hellofresh viel Geld in Werbung und die eigene Infrastruktur stecke, leide die Nachfrage darunter, dass die Gastronomie nach dem Ende der Corona-Einschränkungen wieder erstarke, schrieb Analyst William Woods von Bernstein Research.
Ein Belastungsfaktor im MDax waren die Papiere von Hypoport mit einem Kursrutsch von fast zehn Prozent. Experten hatten zuletzt schon angedeutet, dass höhere Zinsen und steigende Baukosten für das Immobilien-Geschäft des Finanzdienstleisters nicht förderlich seien.
Der Eurokurs notierte nach dem Xetra-Schluss mit 1,0785 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0803 (Donnerstag vor Ostern: 1,0878) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9257 (0,9193) Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite auf 0,79 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,50 Prozent auf 136,17 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,54 Prozent auf 153,88 Punkte nach.
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