Neben enttäuschten Hoffnungen auf Fortschritte bei der Beendigung des Ukraine-Krieges drückten auch Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB) auf die Stimmung. Ein Treffen des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow in der Türkei brachte keine wesentliche Annäherung beider Seiten. Die EZB steuert trotz neuer Risiken für die Konjunktur auf ein Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik zu.
Der Dax schloss mit einem Minus von 2,93 Prozent bei 13.442,10 Punkten. Zur Wochenmitte hatte er noch eine fulminante Erholungsrally hingelegt und war um acht Prozent gestiegen. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen verlor am Donnerstag 1,92 Prozent auf 29.465,89 Punkte.
Auch an den anderen europäischen Leitbörsen kam es zu erheblichen Einbußen. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 3,04 Prozent auf 3651,39 Punkte. Der Pariser Leitindex verlor 2,8 Prozent und der FTSE 100 in London sank um 1,3 Prozent. In den USA zeigte sich der Dow Jones Industrial zum Börsenschluss in Europa 1,2 Prozent tiefer.
Die EZB fährt ihre milliardenschweren Anleihekäufe früher zurück als geplant und stellt deren Ende für Sommer in Aussicht. Angesichts der neuen Unsicherheiten für die Konjunktur durch den Ukraine-Konflikt hatten etliche Volkswirte eigentlich damit gerechnet, dass die EZB abwarten würde.
Bankenaktien konnten ihre Verluste nach den EZB-Aussagen etwas eindämmen. Im MDax verloren Commerzbank 3,7 Prozent, während Deutsche Bank im Dax lediglich 0,7 Prozent einbüßten. Letztere hatte mitgeteilt, ihre Risiken im Russland-Geschäft angesichts des Ukraine-Konflikts für überschaubar zu halten. Zudem setzte sie sich für die kommenden Jahre höhere Ziele.
Außerdem ging die Berichtssaison in Deutschland weiter. Vorläufige Jahreszahlen ließen die Aktien von BMW um 5,5 Prozent absacken. Der Autobauer steigerte den Gewinn wie erwartet deutlich und will die Dividende kräftig erhöhen. Anleger störten sich aber an der jüngsten Entwicklung der operativen Marge im Auto-Kerngeschäft.
An der MDax-Spitze lag der Düngemittel und Salzkonzern K+S dank eines Kursanstiegs um knapp elf Prozent. Analyst Markus Mayer von der Baader Bank betonte, dass die vorgeschlagene Dividende etwas besser als erwartet ausgefallen sei.
Die Aktien von Hannover Rück fielen um 5,7 Prozent. Der Rückversicherer will nach einem Gewinnsprung im zweiten Corona-Jahr die Dividende kräftig auf insgesamt 5,75 Euro je Aktie anheben. Die darin enthaltene Sonderdividende falle aber niedriger als erhofft aus, monierte das Analysehaus Jefferies.
Die Anteilscheine von Hugo Boss büßten 7,1 Prozent ein, obwohl der Modekonzern für das vergangene Jahr eine deutliche Umsatz- und Ergebnissteigerung berichtet hatte. Auch bei Compugroup mussten die Anteilseigner trotz guter Jahreszahlen einen Kursrückgang von 6,2 Prozent verkraften.
Der Euro fiel auf zuletzt 1,1006 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag noch auf 1,1084 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stagnierte die Umlaufrendite bei 0,02 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,08 Prozent auf 141,79 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,60 Prozent auf 162,68 Zähler.
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