Chinas Wirtschaft ist nach offiziellen Angaben mit einem überraschend starken Wachstum ins Jahr gestartet. Wie das Statistikamt am Dienstag mitteilte, wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt hinter den USA im ersten Quartal um 5,3 Prozent im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjahres. Experten hatten mit einem geringeren Wachstum gerechnet. Das Statistikamt sprach in der Mitteilung von einem »guten Start« ins Jahr.
Dagegen blieben andere wichtige Konjunkturdaten, die ebenfalls am Dienstag veröffentlicht wurden, hinter den Erwartungen zurück. So stieg die Industrieproduktion im März nach Angaben des Statistikamts im Jahresvergleich um 4,5 Prozent und damit langsamer als von manchen Analysten erhofft. Auch die Einzelhandelsumsätze lagen mit einem Plus von 3,1 Prozent unter den Prognosen.
Die chinesische Regierung strebt für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von rund fünf Prozent an - ein ambitioniertes Ziel angesichts der Lage der Volksrepublik, die weiter unter dem Einfluss der Immobilienkrise und mangelender Konsumfreude steht.
Erst am Freitag hatten Außenhandelszahlen gezeigt, dass die Erholung der exportgetriebenen Wirtschaft auf wackeligen Beinen steht. Vor allem die Exporte sanken im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,5 Prozent in US-Dollar, wie die Zollbehörde am Freitag mitteilte. Die Importe gingen um 1,9 Prozent zurück. Experten hatten einen geringeren Rückgang bei den Exporten und sogar ein Plus bei den Importen erwartet.
Chips und E-Autos
Laut Maximilian Butek, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Ostchina, ist das relativ starke Wachstum in China auch auf den Ausbau neuer Industriezweige zurückzuführen, in die viel Geld fließt.
»Besonders bei Erzeugnissen wie Chips und elektrischen Fahrzeugen steht in China der Ausbau der Industrie im Vordergrund. Das schlägt sich nun in den Zahlen nieder«, sagte Butek. Es werde zwar viel investiert, das Verbrauchervertrauen sei jedoch weiter schwach. »Es ist fraglich, inwieweit deutsche Firmen von dieser Art des Wachstums profitieren können.«
Vor dem aktuellen China-Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz hatte die Kammer auf Probleme deutscher Unternehmen in der Volksrepublik aufmerksam gemacht. In einer Umfrage klagten rund zwei Drittel der dort tätigen Unternehmen aus der Bundesrepublik über unfairen Wettbewerb.
Nachteile entstehen den Unternehmen der Umfrage zufolge zum Beispiel durch einen erschwerten Marktzugang. Zudem seien die Regierung, örtliche Behörden und öffentliche Ausschreibungen für die Firmen schwerer zugänglich. Auch sahen fast alle Befragte in dem verschärften Wettbewerb mit chinesischen Unternehmen Auswirkungen auf ihr Geschäft und nannten etwa erhöhten Kostendruck, verminderten Gewinn und geringere Marktanteile als Hauptfolgen.
© dpa-infocom, dpa:240416-99-689366/4