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Chinas Außenhandel beschleunigt Einbruch im Juli

Schon seit Monaten geht es mit Chinas Handel bergab. Auch eine ganze Reihe anderer Probleme macht der zweitgrößten Volkswirtschaft zu schaffen. Für deutsche Unternehmen wird das zum Problem.

China - Export
Übersicht des Yangshan-Containerhafens. Chinas Außenhandel zeigte auch im Juli keine Anzeichen einer Erholung. Foto: Uncredited/DPA
Übersicht des Yangshan-Containerhafens. Chinas Außenhandel zeigte auch im Juli keine Anzeichen einer Erholung.
Foto: Uncredited/DPA

Der chinesische Außenhandel zeigt keine Anzeichen einer Erholung: Nach bereits starken Rückgängen in den Vormonaten sanken die Exporte im Juli im Jahresvergleich um 14,5 Prozent, wie die Zollbehörde am Dienstag in Peking mitteilte. Auch die Importe brachen im Juli mit einem Rückgang um 12,4 Prozent noch stärker ein als erwartet.

Damit beschleunigte sich der Abwärtstrend der letzten Monate. Zwar sind die Handelszahlen von einem hohen Niveau aus rückläufig. Schließlich exportierte China während der Corona-Pandemie in Rekordhöhe medizinische und andere Hilfsgüter. Doch einen Einbruch in diesem Ausmaß hatten die meisten Analysten nicht auf dem Schirm. 

Chinas Exporte schwächeln vor allem wegen der derzeit schwachen globalen Nachfrage. Hohe Inflation, gestiegene Zinsen und hohe Energiepreise infolge des Krieges in der Ukraine belasten zudem die Nachfrage nach Produkten »Made in China«. Dass gleichzeitig die Importe einbrechen, deutet auf hausgemachte Probleme und eine zu geringe Binnennachfrage hin.

Kräftige Auswirkung auf die Wirtschaft in Deutschland

Das bekommen auch deutsche Unternehmen zu spüren. Nach Angaben des Pekinger Statistikamtes mussten sie im Juli ein Minus von 5,5 Prozent bei den Exporten nach China hinnehmen. Die Exporte aus China nach Deutschland brachen sogar um 24,1 Prozent ein. 

Auch mit der gesamten EU und den USA ging der chinesische Handel zurück. Ganz anders stellt sich die Lage zwischen Russland und China dar. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine haben die chinesischen Exporte in das Nachbarland deutlich angezogen. Im Juli stiegen sie im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50 Prozent.

Nach einem starken Jahresauftakt verliert die chinesische Wirtschaft spürbar an Schwung. Im zweiten Quartal wuchs das chinesische Bruttoinlandsprodukt um 6,3 Prozent. Der vergleichsweise hohe Wert hängt aber vor allem mit der niedrigen Ausgangslage im Vorjahreszeitraum zusammen: Damals befanden sich viele Städte des Landes im Corona-Lockdown, die Finanzmetropole Shanghai war sogar zwei Monate lang komplett abgeriegelt. Vom ersten auf das zweite Quartal 2023 wuchs das BIP in China lediglich um 0,8 Prozent.

Historisch hohe Jugendarbeitslosigkeit

Auch der Einzelhandel hatte zuletzt vergleichsweise geringe Zuwachsraten aufgewiesen. Die prekäre Wirtschaftslage spiegelt sich auch in der historisch hohen Jugendarbeitslosigkeit in den Städten wider, die mittlerweile auf 21,3 Prozent angestiegen ist.

Ein weiteres Problem könnte die Preisentwicklung in China werden. Am Mittwoch legt das Pekinger Statistikamt die neuesten Zahlen zu den Verbraucherpreisen vor. Bereits in den beiden Vormonaten hatten diese knapp an der Deflationsschwelle gekratzt. 

Deflation ist das Gegenteil von Inflation und bezeichnet den Rückgang des allgemeinen Preisniveaus. Die meisten Ökonomen halten eine länger anhaltende Deflation für gefährlicher für die Entwicklung einer Volkswirtschaft als leicht steigende Preise.

Zwar profitieren die Verbraucher auf den ersten Blick, weil sie weniger für Waren und Dienstleistungen bezahlen müssen. Eine Deflation drückt aber in der Regel auch auf die Gewinne der Unternehmen und birgt damit beispielsweise die Gefahr von Lohnkürzungen oder Entlassungen.

© dpa-infocom, dpa:230808-99-759713/2