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China behauptet Position als größter Handelspartner

Chinas Wirtschaft schwächelt. Das hat Folgen für Handel mit Deutschland. Die dominante Stellung der Volksrepublik scheint zu bröckeln.

Container Terminal Altenwerder
Trotz eines Rückgangs im Warenverkehr war die Volksrepublik 2023 das achte Jahr in Folge der wichtigste Handelspartner Deutschlands. Foto: Marcus Brandt/DPA
Trotz eines Rückgangs im Warenverkehr war die Volksrepublik 2023 das achte Jahr in Folge der wichtigste Handelspartner Deutschlands.
Foto: Marcus Brandt/DPA

Chinas Vorsprung vor den USA als größter Handelspartner Deutschlands schwindet. Im vergangenen Jahr behauptete die Volksrepublik ihren Spitzenplatz nur knapp. Das Volumen aus Importen und Exporten lag mit 253,1 Milliarden Euro lediglich gut 0,7 Milliarden Euro höher als der Warenverkehr mit den USA (252,3 Mrd.), wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte die Differenz noch bei 50,1 Milliarden Euro gelegen. Experten schließen nicht aus, dass China nach acht Jahren in Folge in diesem Jahr seine Stellung als wichtigster Handelspartner an die USA verlieren könnte.

Der deutsche Warenverkehr mit China ging 2023 deutlich um 15,5 Prozent zum Vorjahr zurück. Der Wert der Importe sank dabei um 19,2 Prozent auf 155,7 Milliarden Euro. Die Exporte in das Land verringerte sich um 8,8 Prozent auf 97,3 Milliarden Euro.

Nach Einschätzung der bundeseigenen deutschen Außenhandelsgesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI) könnte die Volksrepublik ihre Topposition im Handel mit Deutschland in diesem Jahr einbüßen. »Die dominante Stellung Chinas im Außenhandel mit Deutschland bröckelt«, schrieb GTAI jüngst in einer Studie. Grund sei vor allem die schwächelnde Konjunktur des Landes. »Dazu tragen die Immobilienkrise, geopolitische Risiken im Verhältnis zu den USA und schwächelnde Industrieinvestitionen bei«, hieß es. Zudem versuchten deutsche Unternehmen in der Beschaffung auf China zu verzichten. Zum anderen rückten immer mehr Firmen ihren Fokus auf den lokalen Markt - frei nach dem Motto: »in China für China«. Beides schwäche den deutsch-chinesischen Handel.

USA erneut wichtigster Exportmarkt für »Made in Germany«

Der Handel Deutschlands mit den Vereinigten Staaten legte hingegen leicht um 1,1 Prozent zu. Die US-Wirtschaft entwickelte sich im vergangenen Jahr robust. Die größte Volkswirtschaft der Welt ist seit 2015 zudem der wichtigste Einzelmarkt für Waren »Made in Germany«. Im vergangenen Jahr exportierte Deutschland Waren im Wert von 157,9 Milliarden Euro dorthin (plus 1,1 Prozent). Zweitwichtigstes Abnehmerland war Frankreich (116,8 Mrd.), gefolgt von den Niederlanden (111,5 Mrd.).

Auf Rang drei der größten Handelspartner Deutschlands folgten wie schon in den Vorjahren die Niederlande mit Exporten und Importen im Wert von zusammen 214,8 Milliarden Euro (minus 5,5 Prozent).

Russland verlor wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine und der in diesem Zusammenhang verhängten Sanktionen als Handelspartner weiter an Bedeutung. Die Warenexporte in das Land sanken gegenüber 2022 um 38,8 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro. Die Importe brachen um 90 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro ein. Bis in die zweite Jahreshälfte 2022 war Russland noch ein wichtiger Energielieferant für Deutschland.

Exportüberschuss deutlich gestiegen

Wichtigstes Exportprodukt Deutschlands waren im vergangenen Jahr Kraftwagen und Kraftwagenteile im Wert von 268,2 Milliarden Euro (plus 8,9 Prozent), gefolgt von Maschinen (223,1 Mrd.) und Chemischen Erzeugnissen (140,7 Mrd.).

Insgesamt exportierte Deutschland den jüngsten Angaben der Statistiker zufolge Waren im Wert von 1562,4 Milliarden Euro und damit 2,0 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Importe verringerten sich noch deutlicher um 10,1 Prozent auf 1352,8 Milliarden Euro. Der Exportüberschuss stieg dadurch auf 209,6 Milliarden Euro, nach 88,6 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Damals hatten vor allem die hohen Importpreise für Energie die Bilanz gedämpft.

Deutschland führt seit Jahren mehr aus, als es einführt. Das sorgte bei Handelspartnern für Kritik, insbesondere beim früheren US-Präsidenten Donald Trump, der bei der nächsten Präsidentenwahl im November erneut für die Republikaner antreten will.

© dpa-infocom, dpa:240214-99-982607/3