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Bundesbankpräsident für weitere kräftige Zinserhöhungen

Der Bundesbank-Chef sieht eine Diskrepanz zwischen der Inflation in der Euro-Zone und den Zinsen. Für ihn gibt es deshalb nur einen logischen Schritt.

Bundesbank-Chef
Bundesbank-Chef Joachim Nagel ist für weitere kräftige Leitzinserhöhungen in der Euro-Zone. Foto: Federico Gambarini
Bundesbank-Chef Joachim Nagel ist für weitere kräftige Leitzinserhöhungen in der Euro-Zone.
Foto: Federico Gambarini

Bundesbankpräsident Joachim Nagel ist für weitere kräftige Leitzinserhöhungen in der Euro-Zone. »Wenn es zehn Prozent Inflation, aber nur 1,25 Prozent Zinsen gibt, dann ist für mich der Handlungsbedarf klar. Ja, die Zinsen müssen weiter steigen - und zwar deutlich«, sagte er der »Süddeutschen Zeitung« (Samstag).

Nagel, der im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) sitzt und dort über Leitzinsveränderungen mitentscheidet, rechnet für Deutschland auch im nächsten Jahr mit hoher Inflation. »Für 2023 hat der EZB-Stab für den Euroraum 5,5 Prozent Inflation prognostiziert. In Deutschland halte ich eine sechs vor dem Komma für realistisch«, sagte er.

Der Bundesbankchef wies Einschätzungen zurück, dass die hohe Inflation die Reputation der Institution beschädigt haben könnte: »Ich sehe nicht, dass das Vertrauen in die Bundesbank verloren gegangen ist, auch nicht das in die EZB.« Nagel betonte, die Notenbanker nähmen die Sorgen der Menschen sehr ernst. »Unser Auftrag ist Preisstabilität und deshalb werden wir geldpolitisch reagieren, damit die Inflation wieder sinkt. Wir werden das schaffen.«

Nagel forderte die europäischen Notenbanken auf, nicht nur über höhere Zinsen nachzudenken, sondern auch darüber, ihre Bestände an Staatsanleihen zurückzufahren. »Wir müssen unsere Geldpolitik robust umsetzen. Auf Sicht muss das Eurosystem auch seine Anleihebestände zurückfahren«, so der Bundesbankpräsident. Zu den Wirtschaftsaussichten Deutschlands sagte Nagel: »Wir werden wohl zeitweise eine Rezession sehen und damit auch höhere Insolvenzzahlen, aber eine Insolvenzwelle erwarte ich aus heutiger Sicht nicht.«

© dpa-infocom, dpa:221007-99-47750/2