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Bundesbank: Finanzsystem verwundbar bei steigenden Risiken

Gedämpfte Wachstumsaussichten, hohe Inflation, steigende Zinsen - das Umfeld für die Finanzbranche ist schwieriger geworden. Die Bundesbank fordert Geldhäuser auf, sich zu wappnen.

Leerstand auf der KÖ
Eines von mehreren leer stehenden Ladenlokalen auf der Königsallee (KÖ) in Düsseldorf. Foto: Rolf Vennenbernd
Eines von mehreren leer stehenden Ladenlokalen auf der Königsallee (KÖ) in Düsseldorf.
Foto: Rolf Vennenbernd

Die Bundesbank mahnt Geldinstitute angesichts wachsender Risiken für die Finanzstabilität zu mehr Vorsorge. »Die Banken sollten Verluste aus eigener Kraft auffangen können«, sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch am Donnerstag bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts 2022 in Frankfurt. Sonst könne es zu einer Kreditklemme kommen, die eine realwirtschaftliche Krise verschärfe.

Insgesamt sieht die Bundesbank ein deutlich verschlechtertes Umfeld: Für 2023 sagen Volkswirte eine Rezession voraus. Seit Monaten macht die extrem hohe Teuerung Verbrauchern und Unternehmen zu schaffen. Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Schuldner Kredite nicht zurückzahlen können. »Die realwirtschaftlichen Risiken haben deutlich zugenommen«, fasste Buch zusammen. Das Finanzsystem bleibe verwundbar gegenüber diesen Risiken. »Das heißt, wir müssen jetzt wirklich Sorge tragen, dass aus den Verwundbarkeiten, die wir schon gesehen haben, keine Verletzungen werden, die dann später nur sehr schwer zu heilen sind«, sagte Buch.

Die Zeitreihen, mit deren Hilfe Geldhäuser künftige Kreditrisiken abschätzten, könnten sich als zu optimistisch herausstellen, warnte die Bundesbank-Vizepräsidentin: "Wenn wir hier also sehen, dass die Risikovorsorge sehr stark gesunken ist, sollte das noch keine Entwarnung geben für zukünftige Risiken."

Mahnung zur Risikovorsorge

Der für die Bankenaufsicht zuständige Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling bekräftigte: »Kreditrisiken und Kreditausfälle werden ständiger Begleiter von 2023 sein. Und das ist der Grund, warum wir entsprechende Warnungen abgeben.« Geldhäuser sollten Spielräume für weitere Vorsorge nutzen, mahnte Wuermeling: »Was uns wundert ist, dass so wenig zusätzliche Risikovorsorge gebildet wird.«

Die zuletzt kräftig gestiegenen Zinsen sind für die Branche nach Jahren negativer Zinsen mittelfristig zwar positiv. Kurzfristig jedoch entstehen auch dort Risiken, weil höhere Zinsen Kreditnehmer zusätzlich belasten. Höhere Zinsen hätten zudem Kurse für Wertpapiere gedrückt, Banken mussten Abschreibungen vornehmen und hätten ihre stillen Reserven bereits weitgehend aufgebraucht, erklärte Buch.

Bei der Zahlung von Dividenden fordert die Bundesbank Finanzinstitute zu Zurückhaltung auf. Wuermeling betonte: »Angesichts einer hohen Unsicherheit sollten sie umsichtig Risikovorsorge betreiben und nur vorsichtig Gewinne ausschütten.« Wichtig sei, für mögliche Verluste so viel Kapital wie möglich im System zu halten, sagte Wuermeling.

© dpa-infocom, dpa:221124-99-645029/3