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Asien hängt europäische Schiffbauer weiter ab

Durch staatliche Subventionen der asiatischen Werften in Milliardenhöhe seien »normale Marktmechanismen außer Kraft gesetzt«, klagt der deutsche Werftenverband.

Beladenes Hubschiff
Nur ein Prozent des Auftragsvolumen von rund 30 Milliarden Dollar (28 Mrd Euro) haben Reeder aus der EU auch an die EU vegeben. Foto: Stefan Sauer
Nur ein Prozent des Auftragsvolumen von rund 30 Milliarden Dollar (28 Mrd Euro) haben Reeder aus der EU auch an die EU vegeben.
Foto: Stefan Sauer

Europas Werften geraten aus Sicht der deutschen Schiffbauer immer weiter gegenüber der asiatischen Konkurrenz ins Hintertreffen.

Von einem Auftragsvolumen von rund 30 Milliarden Dollar (28 Mrd Euro) hätten Reeder aus der EU im vergangenen Jahr 57 Prozent nach Südkorea und 38 Prozent nach China vergeben; in der EU sei nur ein Prozent davon gelandet, berichtet der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM). »Europa hat nach zwei schwachen Jahren noch mal an Boden verloren bei den neuen Aufträgen«, sagt VSM-Hauptgeschäftsführer Reinhard Lüken. Ähnlich sehen die Verhältnisse beim rund vier Milliarden Euro großen Auftragsvolumen deutscher Reeder aus.

Containerschiffe: Markt hat sich 2021 verdoppelt

Der VSM beklagt seit Jahren, dass China und Südkorea ihre Werften mit Milliardensubventionen stützen. »Normale Marktmechanismen werden aufgrund der staatlichen Eingriffe in Asien außer Kraft gesetzt«, sagt Lüken. Trotz Rekordnachfrage in einigen Marktsegmenten seien auch 2021 Preise aufgerufen worden, die um bis zu 30 Prozent unter den Preisen von 2007 lägen und »definitiv nicht kostendeckend« seien. Nach der Corona-Delle 2020 habe sich der Weltmarkt für neue Schiffe 2021 etwa verdoppelt, vor allem Containerschiffe, aber auch der Gastankermarkt weise »historische Bestellhöchstwerte« auf.

Vor diesem Hintergrund droht Europa laut VSM der Totalverlust des Seeschiffbaus. »Wir müssen etas tun, damit wir diese Branche, diese strategische Fähigkeit in Europa nicht verlieren. Wenn wir das nicht geschafft haben, bleiben uns noch 10 Jahre«, sagte Lüken. »Danach wird Europa im Seeschiffbau keine signifikante Rolle mehr spielen, weil einfach die Akteure nicht mehr da sind.«

Die EU-Sanktionen gegen russische Milliardäre sind aus Sicht des Werftenverbandes VSM für die deutschen Megajachtbauer keine Katastrophe. Der Markt sei entgegen dem öffentlichen Eindruck nicht ausschließlich ein Markt der russischen Oligarchen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik (VSM), Reinhard Lüken, am Montag in Hamburg. Der Markt für Superjachten habe »eben doch einen deutlich größeren Kundenstamm« und die Bedeutung der russischen Kunden habe in den vergangenen Jahren sogar »an Bedeutung eher abgenommen« im Vergleich zu Kunden aus Amerika und dem Mittleren Osten.

Deutsche Werften in einem Bereich Weltspitze

Die EU-Sanktionen gegen russische Milliardäre als Reaktion auf den Angriff Russlands auf die Ukraine hatten Megajachten ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit gerückt. Der Bau dieser technologisch anspruchsvollen und oft mehrere hundert Millionen Euro teuren Schiffe gehört zu den wenigen kleinen, aber feinen Nischen im Weltschiffbau, in denen deutsche Werften zur Weltspitze gehören. Sie dürfen derzeit keine Schiffe für russische Oligarchen bauen, umrüsten oder reparieren, die auf der Sanktionsliste der EU stehen.

Der Verband hat keine Angaben darüber, in welchem Ausmaß genau die Sanktionen deutsche Hersteller von Superjachten treffen. »Der Markt der Megajachten ist ein diskreter Markt, so dass ich wirklich nicht sagen kann, in welcher Weise sich das auswirken wird«, sagt VSM-Präsident Harald Fassmer. »Natürlich ist die Situation aktuell nicht schön für unsere Mitglieder in dem Markt, aber sie ist auch nicht katastrophal«, fügt Hauptgeschäftsführer Lüken hinzu.

© dpa-infocom, dpa:220523-99-399281/5