Trotz anhaltender Belastungen der Corona-Krise hat der europäische Flugzeugbauer Airbus 2021 den höchsten Gewinn seiner Geschichte eingefahren. »2021 war ein wirklich bemerkenswertes Jahr«, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury am Donnerstag in Toulouse.
Der Konzern verzeichnete einen Überschuss von 4,2 Milliarden Euro, landete damit über dem bisherigen Rekordwert von 2018 und übertraf sowohl die eigenen Erwartungen als auch die von Branchenexperten. Im laufenden Jahr will Faury die in der Krise gedrosselte Flugzeugproduktion wieder ein gutes Stück hochfahren. Der Gewinn im Tagesgeschäft soll weiter steigen.
Hohe Gewinne
Den hohen Nettogewinn verdankt Airbus zum einen Verbesserungen im Tagesgeschäft. Der Konzern legte im vergangenen Jahr bei der Auslieferung von Verkehrsflugzeugen zu. Insgesamt wurden 611 Maschinen zugestellt, 45 mehr als noch 2020. Zum anderen verkaufte Airbus einen Standort in Frankreich mit Gewinn und nahm einen Teil der Abschreibungen für das Produktionsende des Riesenfliegers A380 zurück. Denn der Hersteller kann einen Teil der A380-Werke für den Produktionsausbau bei den Mittelstreckenjets nutzen. Auch konnte Airbus Rückstellungen für den Abbau tausender Arbeitsplätze teilweise auflösen.
Der Konzernumsatz stieg um vier Prozent auf 52,1 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) verdreifachte sich nahezu auf knapp 4,9 Milliarden Euro. Das Konzernziel hatte bei 4,5 Milliarden Euro gelegen. Eine deutliche Steigerung gab es im wichtigen Geschäft mit Passagierflugzeugen, das von der Corona-Krise besonders getroffen wurde. Doch auch die Hubschraubersparte und die Rüstungs- und Raumfahrtssparte lieferten bessere Ergebnisse.
Pläne für 2022
2022 will die Airbus-Führung die Flugzeugproduktion nach den Einschnitten infolge der Pandemie wieder ein gutes Stück hochfahren. Als Ziel hat sich das Unternehmen gesetzt, 720 Passagierjets auszuliefern, gut 100 mehr als im vergangenen Jahr. Der Rekordwert von 863 ausgelieferten Maschinen im Jahr 2019 ist damit allerdings noch ein gutes Stück entfernt.
Faury sprach dennoch von einem recht einzigartigen Ausbautempo. Das Umfeld sei komplex. Man sehe Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Rohmaterial, in der Logistik und beim Wiederanheuern von Arbeitskräften. Zwar erlebe Airbus in seinen Lieferketten bisher keine Unterbrechungen im eigentlichen Sinne. Dies sei aber kein Selbstläufer. »Wir arbeiten eng mit unseren Zulieferern zusammen und lösen Probleme, bevor sie auftreten«, sagte der Manager.
Nach dem Willen des Vorstands soll der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) im laufenden Jahr 5,5 Milliarden Euro erreichen - das wären rund 600 Millionen mehr als im vergangenen Jahr. Experten hatten hier im Schnitt allerdings mit einer mutigeren Prognose gerechnet.
Wachsende Produktion
Derweil weitet der Konzern die Produktion der stark gefragten Mittelstreckenjets der A320neo-Familie kräftig aus. Sie soll vom krisenbedingt gedrosselten Niveau von zuletzt etwa 45 Maschinen pro Monat bis Mitte 2023 auf monatlich 65 Stück wachsen. Das wäre mehr als vor der Pandemie. Bis zum Jahr 2025 erwägt das Management eine weitere Steigerung der Monatsproduktion auf bis zu 75 Maschinen. Eine Entscheidung hierzu dürfte es im Sommer geben.
2019 und 2020 hatte Airbus jeweils Milliardenverluste eingefahren. Zunächst belastete eine Strafe wegen Korruptionsvorwürfen die Zahlen, dann drückten Corona-Krise und Stellenabbau die Zahlen ins Minus. Anteilseigner sollten auf Dividenden verzichten. Nach den zwei Nullrunden schlägt Airbus nun eine Dividende von 1,50 Euro je Aktie vor.
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