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Aktuell Pendler

3,4 Millionen Menschen arbeiten in anderem Bundesland

Pendelrepublik Deutschland: Die Zahl der Menschen, die teils weite Strecken zum Job zurücklegen, ist in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Was heißt das für die Benzinpreisdebatte?

Pendler
Autos, LKW und Lieferfahrzeuge fahren auf dem Kaiserdamm in Berlin stadteinwärts. Bei 3,4 Millionen Menschen in Deutschland lag der Arbeitsort im vergangenen Jahr in einem anderen Bundesland als der Wohnort. Foto: Michael Kappeler/dpa
Autos, LKW und Lieferfahrzeuge fahren auf dem Kaiserdamm in Berlin stadteinwärts. Bei 3,4 Millionen Menschen in Deutschland lag der Arbeitsort im vergangenen Jahr in einem anderen Bundesland als der Wohnort. Foto: Michael Kappeler/dpa

BERLIN. Bei 3,4 Millionen Menschen in Deutschland lag der Arbeitsort im vergangenen Jahr in einem anderen Bundesland als der Wohnort. Das geht aus aktuellen Pendler-Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegen und die die Linke im Bundestag ausgewertet hat.

In den vergangenen Jahren gab es bei den Pendlerzahlen einen deutlichen Anstieg: 1999 hatten erst 2,1 Millionen Menschen ihren Arbeitsort nicht in dem Land, in dem sie wohnten.

Wie viele Menschen wegen der coronabedingten Arbeit zu Hause vorübergehend nicht pendeln mussten, zeigen die BA-Zahlen nicht. Bei der Statistik werde ein Abgleich von Wohn- und Arbeitsort vorgenommen, erläuterte eine BA-Sprecherin. »Ob der Arbeitsort tatsächlich aufgesucht wird, kann nicht abgebildet werden.«

Zum Einfluss der Pandemie auf das Pendlerverhalten hatte hingegen das Statistische Bundesamt eine Erhebung angestellt. Demnach gab es ab März 2020 ein Rückgang beim Pendeln. Im April wurde der Rückgang stärker. Im Mai 2020 pendelten demnach schon wieder mehr Menschen. Derzeit wird viel darüber diskutiert, ob auch nach der Pandemie Menschen verstärkt Homeoffice machen können und deshalb auch weniger pendeln müssen.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Benzinpreisdebatte forderte die Linke-Sozialexpertin Sabine Zimmermann, Rücksicht auf Pendler zu nehmen. Es wäre »zynisch, wenn der Preis, um überhaupt zur Arbeit zu kommen, immer höhergeschraubt wird«, sagte sie der dpa.

Grünen-Chefin Annalena Baerbock war - gemäß dem Programmentwurf ihrer Partei - für eine Benzinpreis-Erhöhung von insgesamt 16 Cent eingetreten. Für den Vorstoß erntete sie viel Kritik.

Im Vergleich zu 2019 ist die Zahl der Menschen mit Wohn- und Arbeitsort in unterschiedlichen Bundesländern im vergangenen Jahr laut BA-Statistik leicht gesunken: Es gab dann 3,381 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigte Bundesland-Pendler. 2019 waren es 3,396 Millionen.

Die meisten Pendlerinnen und Pendler zwischen den Bundesländern gab es im Jahr 2020 der Statistik zufolge mit 225.000 von Brandenburg nach Berlin, die wenigsten mit 41 von Bremen ins Saarland.

Am Beispiel des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen lässt sich sehen, wie ausgeprägt auch jenseits der Ballungsräume gependelt wird: 93.000 Beschäftigte wohnten in NRW, arbeiteten aber im benachbarten Niedersachsen, 64.000 im angrenzenden Hessen, aber auch 47.000 in Bayern und 38.000 in Baden-Württemberg.

2020 pendelten nach den Zahlen der Bundesagentur rund 408.000 ostdeutsche Beschäftigte in den Westen (2019: 415.000). Umgekehrt kamen aus Westdeutschland gleichbleibend rund 178.000 Beschäftigte zum Arbeiten in den Osten.

Zimmermann sagte: »Den Beschäftigten werden Mobilität und teils lange Wege zum Arbeitsplatz abverlangt. Keine Bundesregierung, auch nicht die Grünen, haben daran bislang etwas ändern wollen.«

Was den Verkehr betrifft, plädierte Zimmermann zwar für ein Ende des Verbrennungsmotors. Die Bundesregierung müsse aber den Weg zur Arbeit bezahlbar halten. Dazu gehörten der Ausbau der Bahn bei günstigen Tickets und bezahlbare Elektromobilität. (dpa)