Die Zahl gesprengter Geldautomaten in Deutschland bleibt auf einem hohen Niveau. Mehrere Landeskriminalämter (LKA) sprachen zwar von einem leichten Rückgang, in anderen Bundesländern gab es dagegen mehr Fälle. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Bundesweite Daten für 2023 liegen noch nicht vor.
Mehr als 470 Angriffe wurden demnach bislang bekannt. Da die Ermittler in den Ländern unterschiedliche Stichtage als Grundlage ihrer Zahl haben, lässt sich noch nicht sagen, ob der Vorjahreswert erreicht wird. 2022 hatte die Polizei bundesweit mit 496 Fällen von Geldautomatensprengungen einen neuen Höchststand registriert.
Die Ermittler in Niedersachsen sprachen von einem deutlichen Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren. Bis Anfang Dezember habe es 36 Angriffe auf Geldautomaten gegeben. Im Vergleich dazu gab es im Jahr 2022 insgesamt 68 Taten. Das bayerische Landeskriminalamt registrierte bis kurz vor Jahresende 21 Sprengungen von Geldautomaten, nach 37 Angriffen im Vorjahr. Auch das LKA in Sachsen berichtete von einem leichten Rückgang der Fallzahlen.
Zuwachs im Norden
In Nordrhein-Westfalen zeichnet sich ebenfalls ein Rückgang ab. Kurz vor Jahresende lag die Zahl laut LKA bei 153 Angriffen. Sollte es dabei bleiben, wäre dies ein Rückgang von 16 Prozent im Vergleich zum Rekordjahr 2022, als 182 Geldautomaten angegriffen wurden.
Im Norden gab es dagegen einen Zuwachs. In Schleswig-Holstein verzeichnete das LKA einen leichten Anstieg, es verwies zugleich aber auf Schwankungen bei der Zahl gesprengter Automaten in den Vorjahren. In Mecklenburg-Vorpommern seien bis zum 5. Dezember zwölf Sprengungen gezählt worden, teilte eine LKA-Sprecherin mit. 2022 verzeichneten die Ermittler demnach keine einzige Tat. 2021 waren es fünf.
In Baden-Württemberg sind seit der Jahreswende laut LKA mindestens 40 Geräte mit teils brachialer Gewalt zerstört worden. Im vergangenen Jahr schlugen die sehr oft aus den Niederlanden kommenden Räuber laut LKA 34-mal zu. In Hessen gab es laut den dortigen Behörden bis kurz vor dem Jahreswechsel 60 Angriffe - ein Höchststand.
Millionenschaden durch Sprengungen
Bei den Fällen im Vorjahr entstand laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft ein Schaden von gut 110 Millionen Euro. Der Schaden an den Geräten und den Gebäuden ist zumeist gravierender als der Schaden aus den Gelddiebstählen. Bundesweit gebe es rund 55.000 Geldautomaten.
Vor mehr als einem Jahr hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zu einem »Runden Tisch Geldautomatensprengungen« geladen. Im Juni sprach sie sich für eine stärkere Verwendung von Farb-Kleb-Patronen in den Automaten aus. Sie verwies auf Erfahrungen in den Niederlanden, wo es mit dem Einfärben und Verkleben des Geldes gelungen sei, das Problem in den Griff zu bekommen.
Im November berichtete die Polizei in Osnabrück von mehreren Festnahmen und vielen Durchsuchungen in Deutschland und den Niederlanden. Bereits in den Monaten davor gab es mehrere Festnahmen von Tatverdächtigen aus den Niederlanden.
Zu einem besonders spektakulären Fall kam es in Thüringen Ende September: Bei der Flucht vor der Polizei waren vier mutmaßliche Geldautomaten-Sprenger mit ihrem Auto in einen Fluss im Landkreis Sömmerda gestürzt. Einer der Männer wurde tot aus dem Wagen geborgen. Die drei anderen mutmaßlichen Täter waren gefasst worden.
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