Viel Sonne statt Schlamm: Das Wetter hat den Fans auf dem Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken diesmal meist in die Karten gespielt. Vier Tage lang standen auf den Wiesen des 2.000-Seelen-Dorfes dröhnende Bässe, kreischende Gitarren und gewaltige Trommel-Einlagen im Mittelpunkt. Erst wenige Stunden vor Schluss gab es kräftigen, aber nicht lange anhaltenden Regen auf dem Holy Ground, wie Metalfans das Areal nennen. Die Veranstalter warnten zwischenzeitig vor möglichen Blitzen.
Seit Mittwoch haben rund 85.000 Besucherinnen und Besucher auf dem 33. Wacken Open Air (W:O:A) gefeiert. Die Menschen sollten dort zusammen feiern »und dann auch noch mit der richtigen Musik«, sagte Festivalchef Thomas Jensen. In allgemein immer schwierigeren Zeiten habe die friedlich feiernde Metal-Gemeinde einen Kontrapunkt gesetzt. 2023 waren wegen Wetter-Kapriolen letztlich 61.000 statt der erwarteten 85.000 Metalfans nach Wacken gekommen.
Neues Konzept und ruhiges Einsatzgeschehen
Der Leiter der Polizeidirektion Itzehoe, Frank Matthiesen, lobte das neue System mit verschiedenen Routen und zusätzlichem Anreisetag. »Es gab keinerlei Wacken-Feeling auf der Straße, weil es keine Staus mehr gab«, sagte er.
Der Rettungsdienst berichtete von 3.500 Einsätzen, vom Insektenstich bis zum Transport ins Krankenhaus. »Das ist eine normale Zahl«, sagte Rettungsdienstleiter Volker Böhm. Knapp 200 Besucherinnen und Besucher seien in ein Krankenhaus gebracht worden.
Für einen Aufreger sorgte der Brand eines Merchandising-Zeltes am frühen Dienstagmorgen, der auf Autos und Zelte übergriff. Weil sie rechtsradikale Parolen gegrölt haben sollen, mussten zwei Besucher das W:O:A vorzeitig verlassen. Ein Zeuge hatte die Polizei informiert. Das zeuge von der Atmosphäre des Festivals, dort werde niedrigschwellig eingeschritten. »Man muss ganz schön blöd sein, wenn man das gerade hier macht«, sagte Matthiesen.
Stabile Preise
Die Ticketpreise bleiben 2025 mit 333 Euro stabil. Allerdings sind künftig pro Fahrzeug 33 Euro extra fällig, für größere Gefährte wie beispielsweise Wohnmobile ab 3,5 Tonnen 66 Euro. »Je mehr Leute im Auto, desto billiger«, sagte Festivalchef Jensen. Das schone die Umwelt. Wer mit Bus, Bahn oder dem Rad kommt, zahlt nichts extra.
Am Freitagabend hatten unter anderem die US-Band Korn und Gene Simmons gespielt. Der ehemalige Sänger und Bassist bei Kiss ist nun mit seiner Solo-Band unterwegs. Gemeinsam legten sie einen fulminanten Auftritt hin. Gleiches gilt für die Korn, die Publikumsmagnet des Abends waren.
Das W:O:A in dem Dorf mit 2.000 Einwohnern gilt als eines der größten Heavy-Metal-Festivals weltweit. Aufgetreten sind in den vergangenen Tagen auch die Scorpions, Accept und der Comedian Bülent Ceylan. Er holte als Überraschungsgast Peter Maffay auf die Bühne.
Wie geht es weiter mit dem Festival?
Im Juni war die Übernahme des Festival-Gesellschafters Superstruct Entertainment durch das Investment-Unternehmen KKR bekannt geworden. Jensen und Hübner sind weiterhin mit zusammen etwa 31 Prozent am Festival beteiligt. Jensen kündigte an, sie würden ihre Anteile »irgendwann« auf jeweils fünf Prozent absenken. Seit der Übernahme gibt es Spekulationen, was dies für die Zukunft des Festivals bedeutet.
Beide Festivalgründer blieben ja mit im Boot, sagte der Chefredakteur des Magazins »Metal Hammer«, Sebastian Kessler, der Deutschen Presse-Agentur. »Es wird mit Sicherheit genauso weitergehen.« Zumal es die Fans seien, die dieses Festival auszeichneten. »Man sieht ja: Die Leute kommen, sind voll Leidenschaft dabei und es spielen nach wie vor einige der größten Metal-Bands. Daher, was soll passieren?«
Am Abend verkündeten die Veranstalter die ersten vier Bands für das 34. Open Air im kommenden Jahr: Machine Head, Saltatio Mortis, Papa Roach und Gojira. Das Festival findet vom 30. Juli bis 2. August 2025 statt.
© dpa-infocom, dpa:240803-930-193227/3