Der Schriftsteller Wladimir Kaminer (54) denkt mit Wehmut an die Zeit noch vor ein paar Wochen zurück. »Wie gern würde ich die Zeit zurückdrehen, damit alles wieder so wäre wie früher«, schrieb Kaminer am Samstag bei Facebook.
»In den Talkshows saßen nicht die Bundeswehrgeneräle und Atomraketenexperten, sondern Virologen. Hallo, Virologen! Kehrt bitte zurück! Wir wollen besser über Viren, nicht über Atomraketen aufgeklärt werden.«
Aber die Welt habe sich rasant verändert. Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine würden die Nachrichten immer skurriler, schrieb Kaminer mit Blick auf die Gerüchteküche und immer neue Boykott-Aktionen.
Seine Beobachtung: »Hier in Berlin helfen die Menschen aller Nationalitäten, die vom Krieg Geflüchteten einzuquartieren, humanitäre Güter zu sammeln und zu transportieren. Deutsche, Russen, Ukrainer, alle fassen mit an und werden nicht nach ihrem Pass gefragt.« Der Bestsellerautor (»Russendisko«) wurde in Moskau geboren und lebt seit langem in Berlin.
Dieser Krieg sei »keine Schlacht der Völker, sondern der Freiheit gegen die Knechtschaft, der dunklen Archaik gegen die moderne Welt. Die Ukrainer kämpfen auch für die Russen, für unser aller Freiheit«. Kaminer schrieb weiter: »Wir müssen alles tun, um sie zu unterstützen, Geflohene und Verletzte versorgen, mit Putins Regime keine Geschäfte machen, und ihr werdet sehen, dass die Russen sich gar nicht so sehr von den anderen Völkern unterscheiden. Für die Freiheit allein stehen sie nicht vom Sofa auf, für die Wurst gehen sie durch die Decke.«
Wladimir Kaminers Post bei Facebook
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