Köln (dpa) - Rund 10.000 Beschäftigte haben am Dienstag wegen der Entschärfung einer Weltkriegsbombe in Köln ihre Arbeitsplätze verlassen müssen.
Auch der Zugverkehr kam durcheinander, weil unter anderem die Hohenzollernbrücke - ein Nadelöhr im Bahnverkehr - gesperrt wurde. Schiffe mussten stoppen und Flugzeuge zum Airport Köln/Bonn Umwege in Kauf nehmen. Die Bombe lag am rechten Rheinufer in einer Gegend mit vielen Firmenzentralen - eine davon war das Sendezentrum von RTL. Am Mittag wurde die Bombe von Sprengstoffexperten binnen 25 Minuten entschärft.
Das sei »nicht einfach« gewesen, sagte Stefan Höreth vom Kampfmittelbeseitigungsräumdienst in einem RTL-Interview. »Die Bombe fällt aus mehreren 1000 Metern runter, und wenn da das Gewinde des Zünders ein wenig gestaucht ist, dann haben wir schon Probleme, den zu entfernen.« Die Bombe habe senkrecht im Boden gestanden. Alte Uferbefestigungen und Basaltsteine hätten die Ausgrabung erschwert. Bei Bauarbeiten war die Bombe am Montagabend am Kennedy-Ufer durch Zufall gefunden worden.
Köln sei an Bombenentschärfungen gewöhnt, sagte eine Sprecherin des Ordnungsamtes. »Die Besonderheit ist für uns diesmal, dass größtenteils Firmen betroffen sind und weniger Anwohner.«
Im Sperrkreis von 500 Metern lagen Wirtschaftsunternehmen, die Oper Köln und der Landschaftsverband Rheinland. Es waren aber nur 15 Anwohner betroffen. Der RTL-Nachrichtensender ntv sendete als Folge der Evakuierung einfach Open Air vom Rheinufer. Auch bei RTL selbst wurde der Sende- und Produktionsbetrieb trotz des Exodus der Mitarbeiter aufrechterhalten. Katja Burkard (54) musste für die Moderation ihres Mittagsjournals »Punkt 12« kurzerhand nach Berlin umziehen. »Alles ganz anders als in Köln«, berichtete sie in einem kurzen Video auf Twitter.
Auch der Bahnverkehr wurde beeinträchtigt. Am für den Fern- und Nahverkehr wichtigen Bahnhof Köln Messe/Deutz hielten seit 9.00 Uhr keine Züge mehr, wie ein Konzernsprecher sagte. Für die Dauer der Entschärfung musste auch die nahe Hohenzollernbrücke gesperrt werden. Es kam zu Verspätungen. Während der Entschärfung wurden auch der Schiffsverkehr auf dem Rhein und der Luftraum gesperrt.
Blindgänger des Zweiten Weltkriegs werden die Kampfmittelräumdienste in NRW noch jahrzehntelang beschäftigen. Etwa die Hälfte der Luftangriffe gegen Nazi-Deutschland konzentrierte sich auf das heutige Nordrhein-Westfalen. Der Grund dafür war die damals überragende industrielle Bedeutung des Ruhrgebiets, aber auch einfach die geografische Nähe westdeutscher Städte zu England. Viele der Bomben zündeten nicht und schlummern deshalb bis heute im Boden. Experten für Kampfmittelräumung gehen davon aus, dass sie bislang nur etwa ein Fünftel bis ein Sechstel dieser Blindgänger entfernt haben.
Doch auch in Berlin ist am Dienstag eine 250-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt worden - ganz in der Nähe des Roten Rathauses. Experten des Kampfmittelräumdienstes rückten an, Polizisten sperrten den Bereich um den Fundort auf einer Baustelle ab. Wie ein Polizeisprecher sagte, sollte die Bombe noch im Lauf des Tages entschärft werden. Im Sperrkreis befinden sich auch der Fernsehturm und Teile des historischen Nikolaiviertels.