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Wellness made in Asien: Detox, Onsen, Ayurveda

Wellness-Urlaube erleben weltweit einen Boom. Ganz vorn spielt Asien mit - schließlich sind einige der bekanntesten Wellness-Trends hier entstanden. Ein Überblick von Onsen bis Sound Healing.

Wellness in Indien
Ayurveda ist eine uralte indische Form der Alternativmedizin: Im Innern einer Ayurveda-Klinik werden Gäste mit Kräutertee begrüßt. Foto: Anne-Sophie Galli/DPA
Ayurveda ist eine uralte indische Form der Alternativmedizin: Im Innern einer Ayurveda-Klinik werden Gäste mit Kräutertee begrüßt.
Foto: Anne-Sophie Galli/DPA

Work-Life-Balance, Stressabbau und ganzheitliche Therapien: Besonders im Urlaub wollen immer mehr Menschen etwas für die Gesundheit und das körperliche und geistige Wohlbefinden tun. Speziell in Asien finden sie dabei Angebote für jedes Bedürfnis und jeden Geldbeutel. Von Japan bis Indien sind viele wohltuende Behandlungen schon seit Jahrhunderten Tradition, andere Trends sind noch relativ neu.

Nach Schätzungen des Meinungsforschungsinstituts Fact.MR wird der globale Wellness-Tourismusmarkt von derzeit etwa 810 Milliarden Euro bis 2033 auf starke 2,1 Billionen Euro anwachsen - eine jährliche Wachstumsrate von zehn Prozent. Die Angebotspalette reicht von Spa-Behandlungen über Yoga-Retreats bis hin zu Fitnessprogrammen und Fasten. Eine Auswahl an bekannten und weniger bekannten asiatischen Wellness-Trends:

Detoxen in Thailand

Im Laufe des Lebens lagern sich zahlreiche Schad- und Giftstoffe im Körper ab, etwa durch säurehaltige Lebensmittel, Alkohol, Nikotin oder schlechte Umwelteinflüsse. »Detox« (vom englischen Detoxification, also Entgiftung) ist ein Wellness-Trend, der seit Jahren vor allem in Thailand Furore macht. Bei den meisten Programmen geht es ums strikte Fasten. Die Teilnehmer verzichten für die Dauer ihres Retreats auf feste Nahrung.  

Das mag hart klingen, aber Hunger müssen sie trotzdem nicht leiden. Die regelmäßige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln - wie Flohsamenschalen, die im Magen aufquellen - helfen dabei, kein Hungergefühl zu entwickeln. Auch gibt es mehrmals am Tag zu bestimmten Zeiten Säfte oder eine frische Kokosnuss sowie Wasser und Tee. Am Abend wird meist eine heiße Brühe gereicht. Dass schnell einige Kilos purzeln sollen, ist für viele ein zusätzlicher Motivator. 

Ob man mit »Detox«-Diäten aber langfristig abnehmen kann, ist laut der Verbraucherzentrale nicht bewiesen. Die wenigen veröffentlichten Studien haben demnach methodische Mängel. Auch für die Behauptung, dass »Detox-Produkte«, wie Nahrungsergänzungsmittel, den Körper entgiften, fehle jede wissenschaftliche Grundlage. Anbieter würden den Begriff »Entgiftung« vielmehr als Werbemasche einsetzen, so die Verbraucherzentrale. Es sei sinnvoller, im Alltag vorbeugend darauf zu achten, dass möglichst wenig schädliche Stoffe in den Körper gelangen, etwa durch den Verzicht auf Nikotin und Alkohol.

Ein weiterer Trend ist die sogenannte Colon-Hydro-Therapie, eine Form der Darmspülung. Bei dem Verfahren wird neben Wasser dazu oft auch anregender Kaffee über den Anus in den Darm eingebracht und dann langsam wieder ausgeschieden. Ziel sei es, den Darm von allerlei krankmachenden Rückständen zu befreien, heißt es. Jedoch ist auch hier die Wirkung nicht wissenschaftlich bewiesen: Gegner warnen etwa, dass sie die natürlichen Darmbakterien zerstören oder Blutungen im Darm auftreten können.

Begleitet werden die Programme, die zumeist zwischen 7 und 14 Tagen lang sind, von täglichem Yoga, Massagen, Meditation und Dampfbädern mit Kräutern, die die Poren öffnen und so angeblich ebenfalls beim Abtransport von Giftstoffen helfen sollen. Auch wenn die Fasten-Programme kontrovers sind - Befürworter schwärmen von den positiven Wirkungen, etwa auch auf schmerzende Gelenke. 

»Ich hatte schon früh Arthrose«, erzählt der 50-jährige Australier Paul. Ärzte hätten ihn gewarnt, dass er innerhalb weniger Jahre im Rollstuhl sitzen werde. Dann habe er auf der Insel Koh Samui zum ersten Mal ein Detox-Programm ausprobiert und eine deutliche Besserung festgestellt. Mittlerweile kommt er regelmäßig auf die Insel. »An einen Rollstuhl denke ich nicht einmal mehr«, sagt er. 

Ayurveda in Indien

Ayurveda ist eine uralte indische Form der Alternativmedizin und bedeutet auf Sanskrit »Wissen vom Leben«. Die Ayurveda-Klinik Kairali in der Hauptstadt Neu Delhi steht idyllisch in einem kleinen Garten – und erinnert damit ein wenig an den tropischen Bundesstaat Kerala im Süden des Landes, wo es westliche Touristen besonders häufig für Kuren in der traditionellen Heilkunst hinzieht. Im Innern des Backstein-Häuschens werden Gäste mit Kräutertee begrüßt, bevor es in die Behandlungsräume geht.  

Besonders gefragt sei die Shirodhara-Therapie, bei der warme Öle langsam auf die Stirn geträufelt werden, erzählen die Mitarbeiter. Das wirkt nicht nur sehr entspannend, sondern soll demnach auch die Haut und die Nervenenden auf der Stirn stimulieren und unter anderem bei Schlafstörungen, Bluthochdruck oder Migräne helfen. Dazu erklingt leise Flötenmusik, im Hintergrund plätschert ein Brunnen.

»Ayurveda gibt uns alles vor, was nötig ist, um ein gesundes Leben zu führen – also wann man schlafen, was man essen und sogar, wann man Sex haben soll«, sagt Klinikchef Abishek Ramesh. Die Antworten seien aber natürlich nicht bei allen gleich. 

Nach der Lehre trägt jeder Mensch drei Lebensenergien in verschiedenen Verhältnissen in sich – und für gutes Wohlbefinden müssen diese sogenannten »Doshas« im Gleichgewicht sein. Sie heißen Vata, Pitta sowie Kapha und setzen sich aus den fünf Elementen Erde, Feuer, Luft, Raum und Wasser zusammen. Welcher Dosha-Typ man der Lehre nach ist, wird durch einen Fragebogen ermittelt. Dabei geht es unter anderem um Charaktereigenschaften, die allgemeine Gesundheit und das Aussehen. Auch misst ein Praktiker den Puls.

Laut Ramesh kommen besonders viele Ausländer nach einer Chemotherapie oder weil sie unter Schmerzen, Übergewicht oder Schlafstörungen leiden. Andere wollen schlicht etwas für das Wohlbefinden tun und auf ein langes, aktives Leben hinarbeiten. Beliebt sei dabei die Detox-Therapie Panchakarma, zu der unter anderem induziertes Erbrechen, Nebenhöhlenreinigungen und Blutsaugerbehandlungen gehören. Dabei gibt es einen durchgetakteten Tagesplan etwa mit individuellen Mahlzeiten, Massagen und Yoga.

Die Verbraucherzentrale warnt davor, dass ayurvedische Produkte, insbesondere Nahrungsergänzungsmittel, große Mengen giftiger Schwermetalle enthalten können. Immer wieder wurden demnach in der Vergangenheit Vergiftungsfälle bekannt. Importierte ayurvedische Produkte könnten verschiedenen Berichten zufolge etwa Blei, Quecksilber und Arsen sowie Zinn und Eisen enthalten, so die Verbraucherzentrale. Für die Einhaltung der Werte seien die Hersteller oder die Importeure verantwortlich. Problematisch könne es vor allem beim privaten Bezug aus dem Ausland, wie Gewürzen als Reisemitbringsel, werden.

Onsen in Japan

Sie gelten als der Inbegriff der Entspannung und Behaglichkeit: Japans berühmte heiße Naturquellen, die Onsen. Unter den jährlichen Millionen von deutschen und anderen ausländischen Besuchern gehört ein Onsen-Besuch zum ultimativen Japan-Erlebnis. 

Die Bäder haben meist Innen- und Außenbecken, wobei letztere besonders beliebt sind. Unter freiem Himmel zu jeder Jahreszeit umgeben von Natur im heißen Wasser liegen, den Geruch der mineralhaltigen Dämpfe in der Nase, der Blick über Wälder und Berge schweifend - im Onsen ist es plötzlich leicht, Körper und Seele baumeln zu lassen und sich von den Zwängen des Alltags zu erholen. Hier sitzt der kleine Mitarbeiter gleichberechtigt neben dem Chef im Wasser - nackt. Männer und Frauen gehen dabei zumeist getrennt in den Gemeinschaftsbecken baden. 

Je nach Wasserqualität und Temperatur dienen Onsen in vielerlei Hinsicht der Förderung der Gesundheit. Die im Wasser enthaltenen Mineralien tragen mit ihrer antioxidativen Wirkung dazu bei, die Durchblutung zu steigern. Dadurch können Verspannungen gelöst und Stress abgebaut werden. Einige heiße Quellen enthalten Kieselsäure, die trockene Haut glättet. Onsen, die Schwefel enthalten, werden zudem bei Ekzemen und Schuppenflechte empfohlen.

Das Bad im warmen Wasser lindert auch Gelenkschmerzen, Muskelsteife und mildes Asthma und soll bei Rheuma, Gastritis, Depression, Diabetes und Hämorrhoiden-Schmerzen helfen, wie es heißt. Nach dem Verlassen der heißen Quelle kühlt der Körper schnell wieder ab, was unter anderem zu einem besseren und tieferen Schlaf verhilft. Menschen, die an Entzündungen, Herz-Kreislaufkrankheiten oder unter akuten Infektionen leiden, sollten dagegen die heißen Bäder meiden. 

Schon die Samurai badeten vor Jahrhunderten in Onsen, um ihre Wunden zu heilen. Zum Beispiel in Kusatsu, einer rund 180 Kilometer nordwestlich von Tokio gelegenen Hochburg der Onsen-Kultur. Der schmucke Ort verdankt seine Berühmtheit auch einem deutschen Arzt: Der aus Schwaben stammende Erwin Bälz folgte in der Meiji-Ära (1868–1912) dem Ruf der japanischen Regierung. Er wurde Leibarzt am Kaiserhof und half entscheidend beim Aufbau eines modernen Gesundheitswesens. Er kam früh nach Kusatsu und war schnell überzeugt von der heilenden Wirkung der Onsen. Bis heute hält ein kleines, liebevolles Museum die Erinnerung an ihn wach. 

Sound Healing auf Bali

Im berühmten Wellness-Zentrum Yoga Barn im balinesischen Örtchen Ubud liegen Dutzende Menschen entspannt auf dem Boden. Durch den Raum tönen verschiedenste Klänge, erzeugt von Musikinstrumenten wie Gongs, Trommeln, Klangschalen, Saiteninstrumenten, Windspielen und sogar einem australischen Didgeridoo. Gespielt werden sie von dem bekannten »Sound Healer« Shervin Boloorian, der dazu mit sanfter Stimme singt. Die Gäste atmen ruhig, einer beginnt nach zehn Minuten glückselig zu schnarchen.

Obwohl das Heilen durch Klänge schon seit Tausenden von Jahren praktiziert wird, hat es sich seit einigen Jahren zu einem weltweiten Wellness-Trend entwickelt - speziell auf Bali, wo Boloorian 2012 das Programm »Sound Healing Bali« gegründet hat. Mittlerweile hält er auch mehrtägige Trainings in dieser Kunst ab, in denen es unter anderem um das Frequenzspektrum von Klängen und deren Einfluss auf die Gehirnwellen geht - und somit um die Unterstützung einer ganzheitlichen Gesundheit. 

»Klangheilung ist für mich eine Therapieform, die Menschen durch Schallschwingungen mit einem tieferen Teil ihrer selbst verbinden kann«, erzählt er. Unter anderem könnten so bei einigen Teilnehmern Angstzustände, Depressionen und Schlafmangel gelindert werden. Auch konnten Forscher zeigen, dass Musik den Blutdruck und die Pulsfrequenz senken kann. Oberstes Ziel sei es aber, die Gäste zu entspannen »und sie in einen Zustand des tieferen Zuhörens und der Empfänglichkeit zu versetzen, als Zufluchtsort vor dem geschäftigen und stressigen Druck des modernen Lebens«.

© dpa-infocom, dpa:240318-99-376186/3