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Weiter extremes Lawinenrisiko in den Alpen

Im Allgäu treffen Schneemassen ein Hotel, im Berchtesgadener Land wird eine Straße verschüttet: In den Alpen herrscht weiter hohe Lawinengefahr. Andernorts bringen Regen und Tauwetter neue Probleme.

MÜNCHEN. Mehrere Lawinen haben in den Alpen zum Wochenbeginn erneut die Gefahr der extremen Schneemassen gezeigt. Im Wintersportort Balderschwang im Allgäu traf eine Lawine mit einer Breite von 300 Metern am Montagmorgen ein Hotel.

Fenster wurden eingedrückt, Schnee gelangte ins Innere. Glück im Unglück: Nach ersten Angaben wurde niemand von den Schneemassen verletzt. Die Zufahrt zur Gemeinde Balderschwang - im südwestlichen Zipfel Bayerns gelegen - war wegen der Gefahr von Abgängen seit Sonntag gesperrt. Etwa 1300 Menschen saßen in dem Ort nahe Oberstdorf fest.

Während laut bayerischem Lawinenwarndienst im deutschen Alpenraum die zweithöchste Lawinenwarnstufe vier galt, wurde im österreichischen Bundesland Tirol die höchste Lawinenwarnstufe fünf auf weitere Regionen ausgeweitet. »Es fiel vor allem im Karwendel mehr Schnee als erwartet«, hieß es im Lagebericht vom Montag. Mit dem Neuschnee seien viele große und sehr große Lawinen abgegangen. Die höchste Lawinenwarnstufe galt regional auch in weiteren Bundesländern Österreichs und in Teilen der Schweiz.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) drückte ihre Anerkennung für die Helfer in den Alpen aus. Alle Kräfte vor Ort leisteten großartige Arbeit, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.

Unterdessen machte sich Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) im Berchtesgadener Land ein Bild der Lage. Dabei kündigte er an, dass 230 Einsatzkräfte der Bundespolizei die Helfer in den tief verschneiten Gebieten unterstützen werden. »Das ist ein Signal, dass man in einer solchen Situation einfach zusammensteht«, sagte der für die Bundespolizei zuständige Minister. Der Landrat des Kreises Berchtesgadener Land habe die Bundespolizei am Samstag um Hilfe gebeten.

Noch immer gilt in fünf bayerischen Landkreisen der Katastrophenfall - das bedeutet, dass sämtliche Einsätze von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und anderen Hilfsorganisationen über eine zentrale Stelle koordiniert werden. In etlichen Schulen fällt auch in dieser Woche der Unterricht aus, weil die Schulwege als zu unsicher gelten.

Tausende Helfer schaufelten die schweren Schneemassen von einsturzgefährdeten Dächern und räumten umgestürzte Bäume von den Straßen. In mehreren Orten wurden Turnhallen für Bürger und Rettungskräfte frei gehalten, falls es zu Evakuierungen kommen sollte. Der Zugverkehr bleibt auch in dieser Woche auf einigen Strecken im Süden Bayerns eingeschränkt.

Am späten Sonntagabend hatte im Berchtesgadener Land eine Lawine Teile der Bundesstraße 305 verschüttet. Verletzt wurde niemand, der Streckenabschnitt blieb gesperrt.

Etwas weiter westlich in Ruhpolding in den Chiemgauer Alpen wurde die für diesen Dienstag geplante Eröffnungsfeier beim Biathlon-Weltcup abgesagt. »Wir hoffen alle, dass sich die Gefahrensituationen möglichst schnell bereinigen lassen. Gerade auch in den Nachbargemeinden, und dass es trotzdem möglich ist, dass wir ab Mittwoch Gastgeber für Sportler und Besucher in der Chiemgau-Arena sein können«, sagte Ruhpoldings Bürgermeister Claus Pichler in einer Video-Botschaft.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnete bis Dienstag weiter mit starken Schneefällen im Alpenraum. Dabei könnten Neuschneehöhen von 40 bis 70 Zentimetern, in »exponierten Staulagen« sogar von 100 bis 150 Zentimetern zusammenkommen.

Regen und Tauwetter führten mancherorts zu Hochwasser. Aus Baden-Württemberg hieß es, dass die Wasserstände am Montagvormittag mit Ausnahme von Neckar und Rhein aber wieder zurückgingen. An einigen Orten waren Straßen überschwemmt. Kleinere Überschwemmungen wurden auch aus Teilen Bayerns gemeldet. Außerdem schwollen Flüsse in Thüringen und Sachsen an.