BERLIN. Seit Jahren wird in schöner Regelmäßigkeit diskutiert, ob Jugendliche das Jugendwort des Jahres überhaupt kennen oder nutzen. Die Frage dürfte sich dieses Mal nicht stellen. Denn gewonnen hat ein seit Jahren populärer, ab und an auch anzüglich genutzter Begriff: »smash«. Das bedeutet so viel wie »mit jemandem etwas anfangen«, »jemanden abschleppen« oder auch »mit jemandem Sex haben«. Das Objekt der Begierde kann auch ein »Smash« sein, mit dem man ein kleines »Smash« (Stelldichein) hat.
»Tagesschau«-Sprecherin Daubner mal wieder gefragt
»Tagesschau«-Sprecherin Susanne Daubner ist bei der ARD inzwischen so etwas wie eine Expertin für Jugendsprache. Natürlich hat sie auch dieses Mal über den neuesten Trend aufgeklärt. »Das Jugendwort des Jahres 2022 ist da. Es ist: «Smash»«, erläutert sie in einem am Dienstag verbreiteten 19-Sekunden-Videoclip im Tiktok-Hochformat. »Aber was bedeutet das eigentlich? Wer jemanden smashen will, würde die Person beim Online-Daten nach rechts wischen - oder auch mehr. Das Gegenteil davon ist «pass» - eine Abfuhr.«
»Cringe«-Video ging viral
Daubner hatte 2021 mit dem Thema Jugendwort großes Aufsehen in sozialen Medien ausgelöst, als sie damals das Gewinnerwort »Cringe« in staatstragendem Ton so erklärte: »«Cringe» ist das Gefühl, das Sie haben, wenn ich den folgenden Satz sage: «Digga, wie fly ist eigentlich die 'Tagesschau', wenn sie mit Jugendwörtern flext. Läuft bei dir - ARD.»« Daubner ist 61 und damit Teil der von Jugendlichen oft belächelten Babyboomer. Sie zählte dem Social-Media-Publikum dieses Jahr alle Jugendwort-Vorschläge für die Endrunde auf.
»Smash« setzte sich bei einem Voting des Langenscheidt-Verlags mit 43 Prozent der Stimmen klar durch, wie das Unternehmen zuvor am Dienstag in Stuttgart mitgeteilt hatte. Auf dem zweiten Platz folgt »bodenlos« (mies, unglaublich schlecht) mit 33 Prozent, an dritter Stelle liegt »Macher«, also die Bezeichnung für jemanden, der Dinge ohne Zögern umsetzt (24 Prozent), der etwas anpackt.
Kritik an Werbeaktion
Seit 2008 veröffentlicht Langenscheidt das Jugendwort des Jahres - damals siegte »Gammelfleischparty« (Ü-30-Party). Allerdings wurde die Auswahl in der Vergangenheit auch oft als Werbeaktion des Verlages kritisiert. Bei der Wahl können nach Angaben von Sandra Spier, Pressesprecherin des Verlags, theoretisch alle Altersgruppen abstimmen, gewertet werden seit 2020 aber nur die Stimmen der Jugendlichen.
Insgesamt lag die Zahl der abgegebenen Stimmen nach Angaben Spiers in diesem Jahr »im hohen sechsstelligen Bereich«. Die relevante Quote der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter zwischen 10 und 20 Jahren lag laut Verlag bei 77 Prozent. Im vergangenen Jahr stimmten rund 1,2 Millionen Menschen ab. Der damalige Sieger war »cringe« - das Fremdschämen. Diskriminierende und beleidigende Begriffe jedweder Art werden vom Verlag gelöscht. (dpa)