HANNOVER/REUTLINGEN. Nachdem der Kekshersteller Bahlsen eine Waffel umbenannt hat, ist die Diskussion über bestimmte Namensgebungen für Produkte erneut entbrannt. Bahlsen hatte sein Produkt »Afrika« Anfang Juni in »Perpetum« umbenannt. In diesem Fall sei festgestellt worden, dass der eigentliche Grund für die Namensgebung vor über 60 Jahren – nämlich der Bezug zum Rohstoff Kakao, der in einigen afrikanischen Ländern angebaut wird – heute nicht mehr wahrgenommen werde, teilte das Unternehmen aus Hannover mit. Teilweise seien sehr negative Assoziationen hervorgerufen worden. »Aus diesen Gründen haben wir uns für die Umbenennung entschieden«, sagte ein Firmensprecher. Auf Instagram hieß es außerdem: »Eure Meinungen und die Kritik nehmen wir sehr ernst. Wir distanzieren uns von Rassismus und Diskriminierung in jeder Form.«
Die Diskussion über vermeintlich rassistische Namensgebungen ist nicht neu. Schon seit Ende der 1970er Jahre waren beispielsweise die beliebten Süßigkeiten, die vielfach als »Mohrenköpfe« oder »Negerküsse« in den Handel gingen, in die Diskussion geraten. Seit vielen Jahren heißen sie deswegen Schoko- oder Schaumküsse. Lediglich ein schweizerischer Hersteller hält am Produktnamen »Mohrenköpfe« fest. Die Supermarktkette Migros nahm die Produkte deshalb im vergangenen Jahr aus dem Sortiment.
Im August 2020 gab der Lebensmittelhersteller Knorr bekannt, seine Zigeunersauce in »Paprikasauce ungarische Art« umzubenennen. Der Mutterkonzern Unilever erklärte den Schritt damit, dass die bisherige Bezeichnung negativ interpretiert werden könne. Daraufhin kündigten auch andere Hersteller und Einzelhandelsketten, wie Kühne, Aldi, Edeka, Netto, Penny und Rewe, an, die Namen für ihre Soßen zu ändern.
Eine weitere Traditionsmarke zog im September 2020 nach: »Uncle Ben' Reis«. Das Logo der alten Marke zeigt einen schwarzen Mann mit weißem Haar - »Uncle Ben« eben. Kritiker sehen hier ganz klar Bezüge zur Sklavenzeit in den USA, während der ältere schwarze Menschen lieber als »Uncle« oder »Aunt« (Tante) bezeichnet wurden, weil man ihnen ein respektvolleres »Mister« oder »Miss« nicht zugestehen wollte. Der neue Name für die Produktreihe heißt mittlerweile »Ben’s Original«.
Auch in der ehemaligen DDR gab es Produkte, die rassistische Klischees und Stereotypen bedienten und die in Ostdeutschland bis heute beliebt sind. Beispielsweise die Wikinger-Kekse. Auf den Verpackungen werden sie als nette Männer mit Bart und Helm dargestellt, mit der historischen Wirklichkeit habe diese Darstellung laut vieler Kritiker aber nichs zu tun. (GEA)