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Vulkanausbruch auf Island - Das, was nicht geschehen sollte

Es sind selbst für die vulkanerprobten Isländer dramatische Szenen, die sich in dem evakuierten Ort Grindavík abgespielt haben: Erstmals seit Jahrzehnten haben Lavamassen auf der Insel mehrere Häuser zerstört.

Vulkanausbruch auf Island
Blick auf die Gaswolke, die von der Lava des ausbrechenden Vulkans beleuchtet wird. Foto: Marco Di Marco/DPA
Blick auf die Gaswolke, die von der Lava des ausbrechenden Vulkans beleuchtet wird.
Foto: Marco Di Marco/DPA

Der Schock sitzt tief nach dem dramatischen Vulkanausbruch im Südwesten Islands. Zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert hat Lava auf der Nordatlantik-Insel auch Häuser erfasst und zerstört. »Das, von dem wir alle hofften, dass es nicht geschehen würde, ist eingetreten«, stellte der isländische Präsident Gudni Th. Jóhannesson in einer Rede an die Nation fest. Am Montag beruhigte sich die Lage in der Nähe des Küstenortes Grindavík etwas.

Der erneute Vulkanausbruch auf einer Halbinsel südwestlich von Reykjavík hatte am Sonntagmorgen begonnen. Angekündigt hatte er sich in den Stunden davor mit einer intensiven Erdbebenserie, dann trat glutrote Lava aus einem Hunderte Meter langen Erdspalt aus. In den Mittagsstunden tat sich dann eine weitere Kluft auf - und zwar direkt am nördlichen Stadtrand von Grindavík. Die Lavamassen erreichten die Ausläufer des Ortes, mindestens drei Häuser gingen in Flammen auf und wurden vollständig zerstört.

Nun ist Island durch Ausbrüche wie den am Vulkangletscher Eyjafjallajökull 2010 durchaus krisenerprobt. Doch diese Eruption ist die erste seit 1973, die Behausungen erfasste: Präsident Jóhannesson erinnerte in seiner Rede am Sonntagabend an den damaligen Vulkanausbruch auf der Insel Heimaey, bei dem Lava und Asche zahlreiche Häuser zerstörten.

Präsident Jóhannesson spricht Landsleuten Mut zu

Um seinen Landsleuten Mut zu spenden, zitierte er den damaligen Präsidenten Kristján Eldjárn, der sagte: »Es braucht für die Isländer weniger als diese Katastrophe, um zu realisieren, dass diese kleine Nation mehr wie eine große Familie ist, die weiß, dass, was immer einem von uns geschieht, uns allen geschieht.«

Der 4000-Einwohner-Ort Grindavík liegt auf der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten Islands, auf der es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Vulkanausbrüchen kam. Dies ist die zweite Eruption in dem Gebiet innerhalb von vier Wochen und die fünfte seit 2021. Grindavík war schon bei dem Ausbruch Mitte Dezember in Mitleidenschaft gezogen worden - allerdings nicht durch die Lava, sondern durch etliche Erdbeben, die tiefe Risse in Straßen und andere Schäden verursachten. Bereits damals wurde der Ort aus Sicherheitsgründen geräumt.

Am Montagnachmittag war auf Liveaufnahmen des Rundfunksenders RÚV zu sehen, dass weiterhin glühend heiße Lava aus der Erde sprudelte, allerdings bei Weitem nicht mehr so intensiv wie zu Beginn des Ausbruchs. Laut RÚV schien die vulkanische Aktivität weiter abzunehmen. Jedoch sagte eine Expertin für Naturkatastrophen, Lovísa Mjöll Gudmundsdóttir, dem Sender zufolge, dass es schwierig sei, zu beurteilen, wie sich die Lage in dem Gebiet weiterentwickeln werde. Sie machte klar: Die Eruption ist noch nicht vorbei.

Keine Gefahr für Menschenleben

Nach Angaben der isländischen Regierung bestand keine Gefahr für Menschenleben, weil Grindavík rechtzeitig in der Nacht vor der Eruption abermals evakuiert wurde. Auch der Flugverkehr von und nach Island ist demnach nicht beeinträchtigt.

Islands Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir sagte RÚV zufolge nach einer Kabinettssitzung am Montag, dass die Regierung daran arbeite, eine Lösung für die Wohnsituation der evakuierten Einwohner von Grindavík zu finden. Die Blaue Lagune, ein vor allem bei Island-Touristen beliebtes Geothermalbad in der Nähe von Grindavík, wurde bis vorläufig Dienstag geschlossen.

© dpa-infocom, dpa:240114-99-603399/11