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Viele tote Urlauber bei Vulkanausbruch

Neuseelands Ureinwohner nennen ihn Whakaari: den »dramatischen Vulkan«. Pro Jahr fahren 10.000 Touristen zu ihm hinaus auf die Insel - bis er nun plötzlich ausbricht. Mindestens fünf Menschen werden getötet. Die Hoffnung, noch Überlebende zu finden, ist gering.

Unterwegs
Dieses von GeoNet zur Verfügung gestellte Foto zeigt Touristen auf einem Pfad in der Nähe eines Vulkankraters auf der neuseeländischen Insel White Island. Foto: Uncredited/GeoNet/AP/dpa
Dieses von GeoNet zur Verfügung gestellte Foto zeigt Touristen auf einem Pfad in der Nähe eines Vulkankraters auf der neuseeländischen Insel White Island. Foto: Uncredited/GeoNet/AP/dpa

AUCKLAND. Aus dem Tagesausflug auf eine Vulkaninsel vor der Küste Neuseelands ist möglicherweise für Dutzende Urlauber ein tödliches Abenteuer geworden. Bei einem plötzlichen Ausbruch des Vulkans von White Island kamen am Montag mindestens fünf Menschen ums Leben.

Befürchtet wird, dass noch viel mehr Todesopfer zu beklagen sind. Mehr als 20 Besucher wurden in der Nacht (Ortszeit) vermisst. Die Polizei vermutet, dass es auf der Insel keine Überlebenden mehr gibt. Wegen der Gefahr weiterer Eruptionen konnten die Rettungskräfte sie nicht betreten.

Vulkanausbruch
Selbst aus 50 Kilometer Entfernung war die Aschewolke noch zu sehen. Foto: George Novak/New Zealand Herald/AP/dpa
Selbst aus 50 Kilometer Entfernung war die Aschewolke noch zu sehen. Foto: George Novak/New Zealand Herald/AP/dpa

Der Vulkan brach gegen 14.11 Uhr Ortszeit (2.11 Uhr MEZ) aus. Auf Aufnahmen einer Beobachtungskamera ist zu sehen, wie sich kurz zuvor noch eine größere Gruppe von Wanderern auf den Krater zubewegt. Dann wird das Bild schwarz. Die Polizei schätzt, dass zu diesem Moment bis zu 50 Menschen auf der Insel waren. 23 konnten mit Booten oder Hubschraubern weggebracht werden. Mindestens sieben von ihnen wurden schwer verletzt. Viele erlitten Verbrennungen.

Mit Flugzeugen und Hubschraubern wurde bis in den späten Abend aus der Luft nach Überlebenden gesucht. Nach Einbruch der Dunkelheit musste die Suche jedoch unterbrochen werden. Ein Polizeisprecher sagte: »An keinem Ort sind Lebenszeichen gesichtet worden. Auf Grundlage der vorliegenden Informationen glauben wir nicht, dass sich auf der Insel noch Überlebende befinden.«

Jacinda Ardern
Die neuseeländische Premierministerin, Jacinda Ardern, äußert sich bei einer Presskonferenz. Foto: Daniel Hicks/AAP/dpa
Die neuseeländische Premierministerin, Jacinda Ardern, äußert sich bei einer Presskonferenz. Foto: Daniel Hicks/AAP/dpa

White Island liegt im Nordosten von Neuseelands Nordinsel, etwa 50 Kilometer von der Küste entfernt. Selbst von dort war die riesige Aschewolke zu sehen. Mehrere Unternehmen bieten von der Küste aus Tagestouren nach White Island mit dem Boot an. Pro Jahr wird die Insel von 10.000 Ausflüglern besucht. Die Touren, die mit einem Blick ins Innere der Erde werben, sind sehr beliebt.

Ob Deutsche unter den Opfern sind, war unklar. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, man bemühe sich »mit Hochdruck« um Aufklärung. In Neuseeland halten sich derzeit recht viele Urlauber aus Deutschland auf, die dem Winter entkommen wollen. Auf der anderen Seite der Erdkugel wird es gerade Sommer. Unter den Besuchern sollen mindestens 20 Australier gewesen sein. Bis zum Abend wurde nur die Nationalität eines Todesopfers bestätigt - der Mann kommt aus Neuseeland.

Einsatz der Rettungskräfte
Der Notfalldienst betreut eine verletzte Person. Foto: Alan Gibson/New Zealand Herald/dpa
Der Notfalldienst betreut eine verletzte Person. Foto: Alan Gibson/New Zealand Herald/dpa

Bei Neuseelands Ureinwohnern, den Maori, heißt der Vulkan Te Puia O Whakaari. Das bedeutet: »Der dramatische Vulkan«. Die Insel ragt etwa 320 Meter in die Höhe. Der weitaus größte Teil des Vulkans ist unter Wasser.

Der letzte größere Ausbruch war 2016. Damals wurde niemand verletzt. In den vergangenen Wochen wurde bemerkt, dass der Vulkan wieder aktiver wurde. Dies führte aber nicht zu, dass die Touren verboten wurden. Das Betreten ist grundsätzlich nur im Beisein von Führern erlaubt. Die Insel befindet sich in Privatbesitz.

Der US-Amerikaner Michael Schade, der White Island gerade verlassen hatte, filmte den Ausbruch vom Boot aus mit seinem Handy. Zu sehen ist, wie die Aschewolke viele Hundert Meter hoch in den Himmel steigt. Schaper sagte: »Ich war einfach nur geschockt. Dann hat das Boot kehrtgemacht, und wir haben einige Leute aufgenommen, die an der Pier standen.«

Abtransport
Dieses von NZME zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt Verletzte, die von Krankenwagen abtransportiert werden. Foto: Katee Shanls/NZME/AP/dpa
Dieses von NZME zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt Verletzte, die von Krankenwagen abtransportiert werden. Foto: Katee Shanls/NZME/AP/dpa

An der Küste ließ sich Premierministerin Jacinda Ardern über den Stand der Suche informieren. Auf die Frage nach weiteren möglichen Todesopfern sagte sie: »Wir haben derzeit noch keine volle Klarheit. Wir wollen jetzt nicht spekulieren.« Mehr als 30 der Ausflügler kamen von einem Kreuzfahrtschiff, der »Ovation Of The Seas«, die nun vor Neuseelands Nordinsel auf Anker liegt.

Die »Weiße Insel« wurde 1769 von dem britischen Seefahrer James Cook entdeckt, der ihr auch den Namen gab. Grund dafür war, dass White Island ständig in einer Wolke von weißem Dampf und Rauch erschien. Cook ahnte jedoch offenbar nicht, dass sich dahinter ein Vulkan verbirgt. Neuseeland liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Auch Erdbeben sind dort keine Seltenheit.

Aschewolke
Der Vulkan brach nach Angaben der Behörden gegen 14.11 Uhr Ortszeit aus. Foto: Uncredited/GNS Science/AP/dpa
Der Vulkan brach nach Angaben der Behörden gegen 14.11 Uhr Ortszeit aus. Foto: Uncredited/GNS Science/AP/dpa

Der Vulkanologe Thomas Walter vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) sagte der dpa: »Auf White Island kann man mit wenig Geld und Aufwand einen aktiven Vulkan besuchen. Man kommt direkt mit dem Boot auf die Insel, das ist verlockend.« Das Risiko sei jedoch offensichtlich unterschätzt worden. »Ich glaube, man wird diese Art von Reisen dort nicht mehr anbieten können«, sagte Walter.