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Todesfahrt in Berlin - Opfer schildern Folgen

Die Abschlussfahrt nach Berlin ist für eine Schulklasse aus Hessen zum traumatischen Erlebnis geworden. Ein Autofahrer ist in ihre Gruppe gerast, hat ihre Lehrerin getötet, viele wurden verletzt.

Todesfahrt am Ku'damm
Polizei und Rettungsdienste sichern das Areal nach der Todesfahrt am Ku'damm. Foto: Fabian Sommer
Polizei und Rettungsdienste sichern das Areal nach der Todesfahrt am Ku'damm.
Foto: Fabian Sommer

Neun Monate nach der Todesfahrt am Berliner Ku'damm haben Betroffene noch immer mit erheblichen psychischen Folgen der Tat zu kämpfen. Einige haben in schriftlichen Erklärungen an das Berliner Landgericht darüber berichtet. Diese wurden im Prozess gegen den mutmaßlichen Täter verlesen.

So schreibt etwa eine damals 16-Jährige, sie leide an Panikattacken, Schlafstörungen und Angstzuständen. Ein 17-Jähriger berichtete, körperlich sei bei ihm fast alles verheilt, aber er habe eine Essstörung entwickelt und wache immer wieder nachts auf. Ein weiteres Opfer schrieb: »Mein Leben ist für lange Zeit zum Stillstand gekommen.«

Eine Lehrerin wurde getötet

Eine Schulklasse aus Bad Arolsen in Nordhessen war am schwersten von der Todesfahrt betroffen. Eine 51 Jahre alte Lehrerin starb noch am Tatort, ein 53 Jahre alter Lehrer sowie elf Schülerinnen und Schüler einer 10. Klasse wurden verletzt, manche lebensgefährlich. Auch eine 14-Jährige, die mit ihren Großeltern in Berlin zu Besuch war, gehörte zu den Betroffenen. Weitere Opfer waren eine 32-Jährige, die im siebten Monat schwanger war, sowie zwei 29 und 31 Jahre alte Männer.

Der Beschuldigte, ein in Armenien geborener Mann mit deutscher Staatsangehörigkeit, soll am 8. Juni 2022 mit einem Auto auf dem Kurfürstendamm (Ku'damm) und der Tauentzienstraße mit Absicht in Fußgängergruppen gefahren sein. Der 29-Jährige soll sich in einem akut psychotischen Zustand befunden haben. In einem sogenannten Sicherungsverfahren strebt die Staatsanwaltschaft nun die dauerhafte Unterbringung des Mannes in einem psychiatrischen Krankenhaus an.

Den betroffenen Jugendlichen und weiteren Opfern, bei denen die Gefahr einer Retraumatisierung durch das Verfahren besteht, will das Gericht nach Möglichkeit eine zusätzliche psychische Belastung durch eine weitere Zeugenvernehmung ersparen. Um ihre Erlebnisse gleichwohl im Prozess berücksichtigen zu können, werden frühere Angaben verlesen, so das Gericht.

Ein damaliger Schüler hatte zu Protokoll gegeben, er habe die Situation »erst sehr unreal« empfunden - »als ob ein Film abläuft«. Ein weiterer Jugendlicher aus Nordhessen hatte geschildert: »Von einem Moment auf den anderen war das Auto plötzlich da.« Er sei auf die Motorhaube geschleudert und verletzt worden. Inzwischen gehe es ihm körperlich relativ gut, »doch ab und zu habe ich Albträume«. Der Prozess geht am Donnerstag weiter.

© dpa-infocom, dpa:230315-99-965871/4