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Test zu Brand im E-Auto: Gewaltige Rußmenge und riesige Stichflamme

Wie gefährlich ist der Brand eines E-Autos? Müssen Tunnelwände und Tiefgaragen anders gebaut werden? Was müssen Feuerwehrleute beachten? Schweizer Forscher haben dazu spektakuläre Versuche gemacht.

Zürich (dpa) - Was passiert, wenn ein E-Auto in einer Tiefgarage oder einem Tunnel brennt? Mit eindrücklichen Videos hat die schweizerische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) einen Feldversuch dokumentiert.

Sie wollte prüfen, welche besonderen Gefahren lauern und wie gefährlich die freigesetzten Batterie-Substanzen sind. Worauf müssen sich Feuerwehren einstellen? Müssen Tunnel, Tiefgaragen und Parkhäuser mit der steigenden Zahl von E-Autos anders gebaut werden?

Es knallt zuerst, dann entwickelt sich eine gewaltige Rußwolke. Und Sekundenbruchteile später steigen meterhohe Stichflammen auf - so sieht es aus, wenn die Batterie eines E-Autos in Brand gerät. Das zeigten die Empa-Experten in einem Versuchsstollen in Hagerbach in der Ostschweiz. Sie filmten den Brand aus verschiedenen Blickwinkeln, testeten Faktoren wie Löschwasser, Umgebungsluft und Rußablagerungen.

Ihr Fazit: Die mit dem Brand herkömmlicher Autos vertrauten Feuerwehren können mit dem Schaden umgehen und die Tunnel- oder Tiefgaragenwände und -leitungen werden nicht zusätzlich gefährdet. »Eine Tunnellüftung, die auf aktuellem Stand der Technik ist, kommt nicht nur mit brennenden Benzinautos, sondern auch mit Elektroautos zurecht«, urteilt die Empa. Das bei E-Auto-Bränden in deutlich größerer Menge anfallende Löschwasser aber sei ein Problem. »Chemisches Löschwasser darf auf keinen Fall in die Kanalisation geraten«, so die Empa-Experten.

»Die Studie bestätigt meine Einschätzung über die Gefährlichkeit von E-Mobilität«, sagte Karl-Heinz Knorr, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, der Deutschen Presse-Agentur. »E-Autos brennen zwar anders, aber für den Ausgang ist es nicht entscheidend, ob eine Hochleistungsbatterie oder 80 Liter Treibstoff an Bord sind. Entscheidend ist viel mehr die Brandlast.« Gemeint ist damit das Material, das in Brand geraten kann. Heutzutage hätten Autos mehr Kunststoffverkleidung in der Fahrerkabine, Kunststoffabdeckungen im Motorraum und breitere Reifen. Dadurch sei die Brandlast zwei bis drei Mal so hoch wie noch vor 20, 30 Jahren.

Beruhigend sei, dass die stark ätzende, toxische Flusssäure, die aus Lithium-Ionen-Batterien austreten kann, bei keinem der Empa-Versuche Konzentrationen im kritischen Bereich erreicht habe.

Die mehr als 20.000 Feuerwehren in Deutschland würden geschult, um mit brennenden E-Autos wirksam umgehen zu können. »Wenn wir bei einem Brand wissen, dass es sich um ein E-Mobil handelt, schicken wir gleich mal 5000 Liter mehr Wasser in Löschfahrzeugen mit raus«, sagte Knorr. »Es kann sein, dass man mit 3000 Litern nicht hinkommt.« Die Wagen müssen viel gekühlt werden, weil eine Batterie über einen längeren Zeitraum immer wieder in Brand geraten kann.

Problematisch sei tatsächlich die Sache mit dem Löschwasser, sagte Knorr. Dass dies nicht in die Kanalisation dürfe, sei einfacher gefordert als in der Praxis umsetzbar. »Wenn Feuerwehrleute sich zum Beispiel in einer Tiefgarage in Rauch und Hitze einem brennenden Fahrzeug nähern, ist es unmöglich, erst dafür zu sorgen, dass das Löschwasser aufgefangen wird«, meinte er. Das sei bei Autos mit Verbrennungsmotor aber nicht anders. Auch dort könnten Treibstoff, Motoröl und Bremsflüssigkeit austreten. Im Notfall müsse etwa an einer Unfallstelle im Freien später der Boden gereinigt oder sogar abgetragen werden.

© dpa-infocom, dpa:200830-99-360594/2