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Aktuell INTERVIEW

Tatort-Jubiläum: Wie lange wollen Sie den Job noch machen Herr Behrendt?

Klaus Behrendt über 25 Jahre »Tatort«-Duo Ballauf und Schenk und wie seine Figur mit ihm gealtert ist.

Klaus Behrendt ist Hauptkommissar Max Ballauf in Köln.
Klaus Behrendt ist Hauptkommissar Max Ballauf in Köln. Foto: TEDESKINO/WDR
Klaus Behrendt ist Hauptkommissar Max Ballauf in Köln.
Foto: TEDESKINO/WDR

BERLIN. Seit 25 Jahren geht er zusammen mit Dietmar Bär in Köln auf Gaunerjagd: Klaus J. Behrendt alias »Tatort«-Kommissar Max Ballauf – 1997 lösten Ballauf und Schenk ihren ersten gemeinsamen Fall, mittlerweile zählen die beiden Publikumslieblinge zu den dienstältesten Ermittlern im deutschen Fernsehen. Der Krimi »Tatort: Vier Jahre« (Sonntag, 6. Februar, 20.15 Uhr ARD) ist der erste von drei neuen Einsätzen des Kölner Teams im Jubiläumsjahr – diesmal geht es um den Mord an einem bekannten Schauspieler, für den ein von Thomas Heinze gespielter TV-Star offenbar jahrelang unschuldig im Gefängnis saß.

GEA: Herr Behrendt, der Kölner Tatort mit Ihnen und Dietmar Bär wird dieses Jahr 25 Jahre alt. Wie wollen Sie feiern?

Klaus Behrendt: Wir planen keine große Feier zu unser Silberhochzeit (lacht). Spaß beiseite: 25 Jahre, ein Vierteljahrhundert, das ist natürlich eine ganze Menge, da steckt auch viel von einem selber drin. Mal sehen, wie wir in Zeiten von Corona feiern können.

Die Figur Max Ballauf gibt es ja sogar schon länger: Von 1992 bis 1994 waren Sie in dieser Rolle Teil des Düsseldorfer »Tatort«-Teams. Wird es Ihnen nach all den Jahren nicht langweilig?

Behrendt: Ich persönlich finde im Gegenteil, dass die Rolle zunehmend an Reiz gewinnt. In Düsseldorf war Ballauf ja nur Assistent, und das habe ich nur zwei Jahre gemacht. Aber den Kölner »Tatort« machen wir seit 25 Jahren, und es gibt immer wieder neue Herausforderungen. Man hat jedes Mal ein komplett neues Drehbuch vorliegen, oft neue Regisseure, neue Kameraleute, neue Kollegen.

Hatten Sie damals Einfluss darauf, wer Ihr Kollege in Köln wird?

Behrendt: Ja, das war damals sogar meine Bedingung, dass ich mir meinen Partner aussuche – und dass es zwei Figuren auf Augenhöhe sind, zwischen denen ein gesundes Pro und Contra entsteht, also kein Herr-Knecht-Verhältnis.

Ein ganz anderer Typ

Und warum haben Sie sich für Dietmar Bär entschieden?

Behrendt: Erstens, weil er vom Typus ganz anders ist als ich. Zweitens, weil er ein Freund ist, ich hatte vorher schon mit ihm gearbeitet, weil die Chemie stimmt. Man kann so etwas nur mit einem Kollegen oder eine Kollegin machen, mit dem oder der man sich auch versteht, sonst geht es nicht – zumindest nicht über einen solch langen Zeitraum. Und wir sind bis heute auch privat ein gutes Team.

Haben Sie sich anlässlich des Jubiläums mal darüber unterhalten, wie lange Sie den Job noch machen wollen?

Behrendt: Eine Antwort auf die Frage, wann das denn aufhört, kann ich Ihnen nicht geben – aber wie alles im Leben ist auch diese Sache endlich. Wir haben jetzt gerade erst gemeinsam einen neuen Vertrag unterschrieben.

ZUR PERSON

Klaus Behrendt kam 1960 in Hamm zur Welt und machte zunächst eine Ausbildung zum Bergmechaniker. Er arbeitete drei Jahre unter Tage, besuchte dann eine Schauspielschule und übernahm erste Theater- und Fernsehrollen, ehe ihm der »Tatort« zum endgültigen Durchbruch verhalf. Der mehrfach ausgezeichnete Schauspieler ist sozial stark engagiert, unter anderem setzt er sich für Kinder aus prekären Verhältnissen ein. Klaus Behrendt hat drei Kinder aus erster Ehe, der 61-Jährige lebt mit seiner zweiten Frau in Berlin. (GEA)

Wie wichtig sind Ihnen die Einschaltquoten?

Behrendt: Die Zahlen sind mir ganz und gar nicht gleichgültig. Wir beim »Tatort« sind Geschichtenerzähler, und wir alle möchten, dass diese Geschichten dann auch geguckt werden. Das ist doch ganz klar. Ein bisschen ist es doch auch so, dass der »Tatort« in Deutschland wie eine kleine Bundesliga ist, nur haben wir keine 18 Vereine, sondern circa 20 Teams – und da wird natürlich am Jahresende das Lineal daruntergelegt: Wer steht wo in der Beliebtheitsskala? Und keiner möchte da gerne die rote Laterne haben.

Werden Sie wehmütig, wenn Sie sich ältere Folgen anschauen?

Behrendt: Wehmütig? Nein. Es ist wie ein lebendiges Fotoalbum, es hat auch was sehr schönes, sich das anzuschauen. Ich schaue mir die alten Folgen zwar nicht gezielt an, ich sitze nicht abends vorm Fernseher und begutachte mich, aber manchmal bleibe ich doch mal bei einer Wiederholung hängen. Und da sehe ist natürlich: Die Figur ist reifer geworden, Max Ballauf ist nicht mehr so der Springinsfeld, der Haudegen. Es wäre ja auch traurig, wenn er auf der Stelle stehen geblieben wäre. Und man selber wird natürlich älter, genau wie die Figur, die man spielt. Da muss man auch nicht jeden Stunt selbst machen, sondern überlässt das lieber den Profis.

Nie was Fantastisches unterm Hintern

Ein wichtiges Element im Kölner Tatort sind die tollen Autos, welches war Ihnen das liebste Modell?

Behrendt: Oh, das ist schwierig. Die vielen Oldtimer werden ja immer von Freddy Schenk gefahren – und von allen Wagen hat mir ein alter Mercedes am besten gefallen, ein schicker Roadster. Aber Max Ballauf fährt ja immer einen ganz neutralen VW Passat, deshalb habe ich leider nie was Fantastisches unterm Hintern.

Hat die Rolle auf Sie abgefärbt? Wären Sie ein guter Ermittler?

Behrendt: Natürlich beschäftigt man sich mit so einer Figur. Ich finde, dass Kriminalbeamter ein sehr interessanter Beruf ist. Sich in andere Menschen hineinzuversetzen und zu fragen: warum hat wer was wie gemacht, das weckt mein Interesse. Aber ich ziehe da eine Grenze – was wir machen ist Fiktion, und die Realität sieht absolut anders aus. Und übrigens verstehe ich viele Bürger nicht, die auf Polizisten losgehen, auf Notärzte losgehen, auf Krankenwagenfahrer, da setzt wirklich mein Hirn aus. (GEA)