Logo
Aktuell 130 Tote

Suche nach Ursache für Explosion in Beirut

Wie konnte es zu der verheerenden Detonation in Libanons Hauptstadt kommen? Eine Untersuchungskommission soll in wenigen Tagen erste Ergebnisse vorlegen. Kritiker sehen Fahrlässigkeit als Ursache.

Schwere Explosion in Beirut
Soldaten suchen nach der Explosion in den Trümmern nach Überlebenden. Foto: Hassan Ammar/AP/dpa
Soldaten suchen nach der Explosion in den Trümmern nach Überlebenden. Foto: Hassan Ammar/AP/dpa

BEIRUT. Nach der verheerenden Explosion in Beirut mit mehr als 130 Toten und Tausenden Verletzten geht die Suche nach der Ursache der Detonation weiter. Eine Untersuchungskommission der Regierung soll dem Kabinett innerhalb von fünf Tagen einen ersten Bericht vorlegen.

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron will an diesem Donnerstag bei einem kurzfristig angesetzten Besuch in Beirut mit führenden Politikern des Landes zusammenkommen. Unter ihnen sind laut Medien Staatspräsident Michel Aoun und Regierungschef Hassan Diab.

Brände in den Trümmern
Ein Hubschrauber fliegt einen Löscheinsatz. Foto: Hussein Malla/AP/dpa
Ein Hubschrauber fliegt einen Löscheinsatz. Foto: Hussein Malla/AP/dpa

Die Katastrophe löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus - so schickten mehrere Länder Rettungsmannschaften mit Spürhunden und Experten für die Bergung von Verschütteten. Am Mittwochabend traf eine Maschine mit Hilfsgütern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ein. Dem Land fehlen unter anderem medizinische Güter. Nach Angaben von Gesundheitsminister Hassan Hamad kamen am Dienstag mindestens 135 Menschen ums Leben, etwa 5000 weitere wurden verletzt. Unter den Trümmern werden weitere Vermisste vermutet.

Verschüttete vermutet
Soldaten suchen in den Trümmern nach Überlebenden. Foto: Hassan Ammar/AP/dpa
Soldaten suchen in den Trümmern nach Überlebenden. Foto: Hassan Ammar/AP/dpa

Die heftige Detonation am Dienstag zerstörte große Teile des Hafens, der für die Versorgung des Landes zentral ist. Beobachter warnen, die Versorgungskrise in dem Land am Mittelmeer könnte sich weiter verschärfen, da es stark von Importen abhängig ist. Die Detonation zerstörte auch Getreidesilos im Hafen. Auch die umliegenden Wohngebiete wurden stark beschädigt.

Der Libanon leidet seit Monaten ohnehin schon an einer schweren Wirtschaftskrise, die große Teile der Bevölkerung in die Armut getrieben hat. Präsident Aoun bat deshalb die internationale Gemeinschaft um schnelle Hilfe für sein Land.

Ausmaß der Verwüstung
Zerstörte Gebäude und Autos in Beirut. Foto: Hassan Ammar/AP/dpa
Zerstörte Gebäude und Autos in Beirut. Foto: Hassan Ammar/AP/dpa

Die großen Schäden am Beiruter Hafen könnten sich nach UN-Angaben auch auf die Lage vieler Menschen im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien auswirken. Der Hafen werde zum Umschlag von humanitären Hilfsgütern für das Bürgerkriegsgebiet genutzt, sagte ein Sprecher am Mittwoch in New York. »Dies wird unsere Fähigkeit zur Unterstützung in Syrien beeinträchtigen.«

Viele Verletzte in Beirut
Verletzte werden nach der Explosion aus der Gefahrenzone gebracht. Foto: Hassan Ammar/AP/dpa
Verletzte werden nach der Explosion aus der Gefahrenzone gebracht. Foto: Hassan Ammar/AP/dpa

Macron, der bisher in Südfrankreich Ferien macht, hatte bereits unmittelbar nach der Katastrophe im Hafen von Beirut Unterstützung zugesagt. In Frankreich, das als frühere Mandatsmacht immer noch eng mit dem Libanon verbunden ist, löste die Katastrophe Trauer und Entsetzen aus. Macron will nun nach eigenen Angaben eine »Botschaft der Brüderlichkeit und der Solidarität der Franzosen« überbringen.

Verletzte nach Explosion
Ein Mann bringt ein verletztes Kind in Sicherheit. Foto: Marwan Tahtah/APA Images via ZUMA Wire/dpa
Ein Mann bringt ein verletztes Kind in Sicherheit. Foto: Marwan Tahtah/APA Images via ZUMA Wire/dpa

Die Ursache der Detonation ist noch unklar. Sie steht möglicherweise in Verbindung mit großen Mengen Ammoniumnitrat, die jahrelang im Hafen ohne Sicherheitsvorkehrungen gelagert worden sein sollen. Kritiker prangern Fahrlässigkeit an und sehen auch ein Versagen der politischen Führung des Landes. Die Chemikalie wird vor allem als Düngemittel verwendet. Sie führte schon mehrmals zu tödlichen Explosionen und wurde auch bei Anschlägen eingesetzt. (dpa)

Schwere Explosion
Menschen laufen nach der Explosion über eine von Trümmern übersäte Straße. Foto: Hassan Ammar/AP/dpa
Menschen laufen nach der Explosion über eine von Trümmern übersäte Straße. Foto: Hassan Ammar/AP/dpa

© dpa-infocom, dpa:200806-99-59841/2