Fukushima (dpa) - Bei dem schwersten Erdbeben im Nordosten Japans seit der Tsunami-Katastrophe vor zehn Jahren sind mindestens 100 Menschen verletzt worden.
Seine Regierung habe Berichte über viele Verletzte, aber keine Toten erhalten, erklärte Premier Yoshihide Suga am Sonntagmorgen. Auch gab es diesmal keine Gefahr durch einen Tsunami. Die Erschütterung vor der Küste Fukushimas und Miyagis vom Samstag gegen 23:08 Uhr (Ortszeit) hatte eine Stärke von 7,3. Zunächst war die Stärke des Erdbebens mit 7,1 angegeben worden. Die lang andauernde Erschütterung war auch in Tokio zu spüren gewesen.
Nach Einschätzung der nationalen Meteorologischen Behörde handelte es sich um ein Nachbeben des schweren Seebebens der Stärke 9,0, das am 11. März 2011 in derselben Region im Nordosten einen massiven Tsunami ausgelöst hatte. Dabei waren damals 18.500 Menschen in den Tod gerissen worden. Im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi kam es damals zu einem Super-Gau. Diesmal gab es keine weiteren Unregelmäßigkeiten in der Atomruine, hieß es unter Berufung auf den Betreiber Tepco.
Auch aus anderen derzeit stillgelegten Atomkraftwerken gab es keine Berichte über Schäden. In fast einer Million Haushalten fiel in Folge der Erschütterung vorübergehend die Stromversorgung aus. Die Behörden warnten vor weiteren Nachbeben. Auf TV-Bildern waren Schäden an einigen Gebäuden und ein Erdrutsch zu sehen. In einigen Geschäften fielen die Waren aus den Regalen. Der Betrieb von Hochgeschwindigkeitszügen wurde vorübergehend gestoppt.
Viele Menschen fühlten sich schlagartig an die Katastrophe vor fast genau zehn Jahren erinnert. »Es war unheimlich«, sagte ein Bewohner in Fukushima dem Sender NHK. Dutzende von Notunterkünften wurden in der Region eingerichtet. Nach Angaben der Behörden suchten rund 200 Menschen dort Schutz. Das Erdbebenzentrum lag vor den beiden Provinzen Fukushima und Miyagi in einer Tiefe von rund 55 Kilometern unter dem Meeresboden. Da es sich am 11. März 2011 um ein enormes Beben gehandelt habe, sei es »nicht überraschend«, dass es selbst zehn Jahre danach zu einem Nachbeben dieser Stärke komme, wurde Kenji Satake vom Erdbebenforschungszentrum der Universität Tokio zitiert.
»Meine Mutter fühlte sich sofort an die Katastrophe vor zehn Jahren erinnert«, schilderte ein Bewohner dem Sender NHK. In seinem Haus seien Bilder von den Wänden gefallen. Die Erschütterung vom Samstag ließ auch im Großraum Tokio die Gebäude lange Zeit schwanken. Das Inselreich Japan gehört zu den am stärksten von Erdbeben gefährdeten Ländern weltweit. In seiner Nähe treffen vier tektonische Platten zusammen, die Pazifische, die Nordamerikanische, die Eurasische und die Philippinische Platte. Dies verursacht immer wieder Beben.
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