BERLIN/MADRID. Ganz Spanien mit Mallorca als liebster Urlaubsinsel der Deutschen ist wieder Corona-Risikogebiet. Die Bundesregierung reagierte mit dieser Einstufung, die ab Sonntag gilt, auf die stark gestiegene Zahl der Corona-Neuinfektionen.
Reisen werden zwar faktisch nicht erschwert, weil schon bisher mit dem Flugzeug zurückkehrende Urlauber einen negativen Test vorlegen mussten. Aber für das stark vom Tourismus abhängige Spanien könnte es sich als Imageschaden herausstellen, dass das Auswärtige Amt mitten in den Sommerferien wieder von touristischen Reisen in das Land abrät. Das löst Sorgen in der Tourismusbranche aus, der jedoch ein weit schlimmeres Szenario schlaflose Nächte bereitet.
Sieben-Tage-Inzidenz über 50
Sollte die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen (Sieben-Tage-Inzidenz) für längere Zeit auf über 200 steigen, droht Spanien dasselbe Schicksal wie Zypern. Die ebenfalls sehr beliebte Urlaubsinsel wurde wegen besonders hoher Infektionszahlen als Hochinzidenzgebiet eingestuft. Wer dort Urlaub macht und nicht geimpft oder genesen ist, muss künftig bei der Rückkehr für fünf bis zehn Tage in Quarantäne - auch wenn ein negativer Test vorliegt. Sollte das auch Spanien widerfahren, wo die Sieben-Tage-Inzidenz jetzt schon bei 199 liegt, wäre es ein harter Schlag für die Tourismusbranche.
Aber erstmal bleibt es beim Risikogebiet, zu dem Länder und Regionen erklärt werden, in denen die Sieben-Tage-Inzidenz über 50 liegt. Auf den Balearen, zu denen neben Mallorca auch Menorca, Ibiza und Formentera gehören, ist die Inzidenz schon dreimal so hoch bei 153. Größere landesweite Einschränkungen des öffentlichen Lebens gab es nur wenige.
Tourismusministerin stellt Orientierung an Infektionszahlen infrage
Der Corona-Hotspot Barcelona etwa schränkte zunächst über das Wochenende das Nachtleben stark ein. Zugleich aber fand in der Touristenmetropole ein Musikfestival mit bis zu 18.000 Zuschauern statt - mit Test und Maske, aber ohne Abstand. Deutsche Urlauber auf Mallorca sagten der Deutschen Presse-Agentur, sie würden sich auf der Insel mindestens so sicher wie zuhause fühlen.
Spaniens Tourismusministerin María Reyes Maroto warf unterdessen die Frage auf, ob die Orientierung an den Infektionszahlen überhaupt noch der richtige Weg sei. Die Inzidenz als Gradmesser für das Risiko verliere angesichts der hohen Impfrate und der niedrigen Zahl von Corona-Patienten in den Krankenhäusern an Bedeutung, erklärte die Ministerin. Die hohen Infektionszahlen würden vor allem bei jungen Menschen registriert, die entweder gar keine oder nur milde Krankheitssymptome entwickelten. Die Behörden beobachteten die Lage genau. Urlaub in Spanien sei auf jeden Fall sicher. (dpa)