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Scheuer lehnt verpflichtende Tests für alte Autofahrer ab

Sollten Senioren ab einem bestimmten Alter zu einem Fahreignungstest verpflichtet werden? Über diese Frage wird immer wieder diskutiert. Jetzt meldet sich Verkehrsminister Scheuer zu Wort - und skizziert eine Zukunftsvision.

Fahrsicherheitstraining für Senioren
Fahrsicherheitstraining für Senioren. Verkehrsminister Scheuer lehnt verpflichtende Tests für alte Autofahrer ab. Foto: Wolfram Kastl
Fahrsicherheitstraining für Senioren. Verkehrsminister Scheuer lehnt verpflichtende Tests für alte Autofahrer ab. Foto: Wolfram Kastl

BERLIN. Ungeachtet der Bedenken von Unfallforschern lehnt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer verpflichtende Tests für ältere Autofahrer klipp und klar ab.

»Einen Verkehrstest für Senioren wird es mit mir nicht geben«, sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. »Aus der Unfallstatistik ergeben sich keine Auffälligkeiten. Unfälle können einem 21 Jahre alten Fahrer genauso passieren wie einer 81 Jahre alten Fahrerin.«

Ähnlich wie Scheuer argumentiert der Automobilclub ADAC: »Ältere Autofahrer verhalten sich im Straßenverkehr in aller Regel vorsichtig, eher defensiv und vorausschauend.« Menschen ab 65 Jahren verursachten etwa 16 Prozent der Unfälle mit Verletzten, obwohl sie 21 Prozent der Bevölkerung ausmachten, teilte der ADAC am Mittwoch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.

Die Unfallforscher des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft widersprechen indes der Aussage, dass sich aus der Unfallstatistik keine Auffälligkeiten für ältere Fahrer ergeben.

Es sei richtig, dass Senioren in der Gesamtzahl weniger Unfälle als Fahranfänger verursachten, sagte der Leiter der Unfallforschung der Versicherer, Siegfried Brockmann, der dpa. Das liege aber daran, dass Frauen über 75 Jahren deutlich seltener einen Führerschein gemacht hätten als in der Generation der jetzigen Fahranfänger - und Senioren im Schnitt schlicht weniger Auto fahren.

Ein vollständiges Bild ergibt sich nach Brockmanns Angaben erst dann, wenn man sich neben den absoluten Zahlen auch die Zahl der Unfälle im Verhältnis zur Fahrleistung anschaut. Brockmann bezieht sich auf die sogenannte kilometerbezogene Unfallbelastung.

Bei tödlichen Crashs liegt der Quotient von Unfällen zur Fahrleistung in der Gruppe der Senioren im Alter 75 Jahre und älter bei 5,05. Bei der Altersgruppe der als unfallträchtigen Fahranfänger bis inklusive 20 Jahre ist er mit 3,50 deutlich niedriger. Bezogen auf Crashs mit Verletzten, die nicht starben, liegt der Quotient beider Gruppen in etwa gleichauf. Bei den Fahranfängern liegt er bei 3,69, bei den Senioren im Alter von 75 Jahren und älter bei 2,98. Bei allen anderen Gruppen ist er niedriger. Brockmann fordert deshalb, dass alle Senioren ab 75 Jahren verpflichtend eine Fahrt mit einem Begleiter machen, der den Senior anschließend über mögliche Defizite aufklärt.

Mit den Einwänden zur Unfallstatistik konfrontiert, sagte Verkehrsminister Scheuer am Mittwoch: »Wir haben an den Unfallzahlen keine Auffälligkeiten.« Er wisse, dass seit Jahrzehnten immer wieder in Wellenbewegungen diskutiert werde, ob Senioren Eignungstests machen sollten, und das am besten verpflichtend. »Und da sage ich: Nein. Ich setze auf die Eigenverantwortung.« Um die eigene Fitness zu testen, könne jeder Ältere zu seinem Hausarzt gehen und sich durchchecken lassen. »Wir empfehlen ja auch diese Fitnesstests.«

Scheuer rechnet nach eigener Aussage ohnehin damit, dass ältere Menschen angesichts autonomer und automatisierter Systemen »in naher Zukunft (...) nicht mehr unbedingt selbst fahren müssen«. Gerade auf dem Land könnten Ältere so mobil bleiben. »Sie rufen ein autonom fahrendes Auto, können mit Freunden oder Nachbarn einsteigen und sich zu Apotheke oder Supermarkt bringen lassen. Das wird bald Realität werden und ist die größte Chance, um gleichwertige Lebensverhältnisse herzustellen«, sagte der Verkehrsminister.

Über Fahrtests für betagte Autofahrer wird immer wieder mal diskutiert. Auch in Großbritannien gab es kürzlich eine solche Debatte - nachdem Prinz Philip einen Unfall hatte, bei dem der 97 Jahre alte Ehemann von Queen Elizabeth II. selbst am Steuer saß. Der ADAC wies auf freiwillige Fahr-Fitness-Checks hin, die gut angenommen würden. (dpa)

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