In T-Shirt und legerer Hose lässt sich Schauspieler Kida Khodr Ramadan von Justizbeamten aus dem Gefängnis in den geschichtsträchtigen Saal 500 des Berliner Kriminalgerichts vorführen. Doch überraschend verzichtet der »4 Blocks«-Star auf eine Verhandlung: Bevor der zweite Tag im Berufungsprozess vor dem Landgericht beginnt, nimmt der 47-Jährige seine Berufung zurück. Damit ist die Verurteilung zu zehn Monaten Haft ohne Bewährung wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis in vier Fällen rechtskräftig.
Denn auch die Berliner Staatsanwaltschaft verzichtet auf Rechtsmittel gegen das Urteil des Amtsgerichts Tiergarten vom Februar 2024, wie eine Gerichtssprecherin sagte. Es handele sich um eine Entscheidung »im allseitigen Interesse«, sagte Ramadans Verteidiger Kai Walden knapp, bevor er an den zahlreichen Kameras und Mikrofonen der Journalisten vorbeieilte. Später teilte Walden der Deutschen Presse-Agentur mit: »Herr Ramadan möchte jetzt einen klaren Abschluss haben und nach vorne schauen. Er möchte sich auf seine anstehenden Projekte konzentrieren.«
Ramadan seit Montag im Gefängnis
Sein Mandant verbüßt seit Montag im Gefängnis bereits eine andere Haftstrafe - ebenfalls von zehn Monaten. Hintergrund ist ein Urteil vom Februar 2022. Damals ging es um 33 Fälle, in denen Ramadan ohne Fahrerlaubnis am Steuer erwischt worden war. Diese Strafe von zehn Monaten war zunächst auf Bewährung ausgesetzt worden - wurde dann aber widerrufen, weil eine Geldauflage von 20.000 Euro nicht vollständig innerhalb einer Frist gezahlt worden war. Aus Sicht seines Verteidigers aus Hamburg, der Ramadan erst seit wenigen Monaten vertritt, ist dies auf einen »Formfehler« zurückzuführen.
Als der TV-Star Anfang dieses Jahres eine Ladung zum Haftantritt bekam, wehrte er sich mit verschiedenen Mitteln. Sein Anwalt versuchte, die Haftstrafe zu verhindern - unter anderem mit einem Gnadengesuch. Erfolglos. Am Montag meldete sich der Schauspieler laut Staatsanwaltschaft zum Haftantritt.
Er befindet sich im offenen Vollzug Hakenfelde in Berlin-Spandau. Dadurch kann sich Ramadan freier bewegen, als es im geschlossenen Gefängnis der Fall wäre. Stimmen die Voraussetzungen, könnte der 47-Jährige von dort aus auch zur Arbeit gehen und zum Abend in die Haftanstalt zurückkehren.
Keine Chance mehr auf Bewährungsstrafe
Neben der Haftstrafe, die Ramadan derzeit verbüßt, kommen nun mit dem rechtskräftig gewordenen Urteil zehn weitere Monate Haft hinzu. Denn nach Angaben der Gerichtssprecherin können die Strafen voraussichtlich nicht zu einer Gesamtstrafe zusammengezogen werden.
Trotz der Verurteilung im Jahr 2022 war der Schauspieler 2023 wieder durch Verkehrsdelikte aufgefallen. Darum sah das Amtsgericht Tiergarten vor gut fünf Monaten keine Chance auf eine Bewährungsstrafe und verurteilte den Familienvater diesmal direkt zu einer Gefängnisstrafe von zehn Monaten. Zudem verhängte es für ein Jahr eine Führerscheinsperre.
Bekannt geworden durch »4 Blocks«
Ramadan spielte in »4 Blocks« das Oberhaupt eines kriminellen arabischstämmigen Clans in Berlin-Neukölln, das sich mit Mord, Gewalt, Drogendeals, anderen Gangstern und den Fahndern vom LKA auseinandersetzen muss. Die mehrfach ausgezeichnete Serie war für ihn der Durchbruch als Schauspieler. Anfang des Jahres hatte die siebenteilige ARD-Serie »Testo«, bei der er Hauptdarsteller, Co-Autor und Co-Regisseur ist, Premiere.
© dpa-infocom, dpa:240807-930-196205/4