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Schülerin seit knapp 13 Jahren vermisst: Mordprozess vertagt

Jahrelang wurde nach Georgine Krüger aus Berlin gesucht. Ermittler sind sich sicher, dass sie getötet wurde. Doch die Leiche fehlt. Nun ist ein Familienvater wegen Mordes angeklagt. Der Prozess begann mit Hindernissen.

Fall Georgine Krüger
Polizisten suchen in einem Waldgebiet bei Brieselang nach Spuren der vermissten Georgine Krüger. Foto: Bernd Settnik/Archiv
Polizisten suchen in einem Waldgebiet bei Brieselang nach Spuren der vermissten Georgine Krüger. Foto: Bernd Settnik/Archiv

BERLIN. Der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder der vor knapp 13 Jahren verschwundenen Berliner Schülerin Georgine Krüger ist nur wenige Minuten nach Beginn vertagt worden.

Das Landgericht gab am Mittwoch noch vor dem Verlesen der Anklage einem Antrag der Verteidigung auf Überprüfung der Gerichtsbesetzung statt. Das rätselhafte Verschwinden von Georgine war über Jahre einer der bekanntesten Vermisstenfälle in Deutschland. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Die Verhandlung soll am 7. August fortgesetzt werden.

Auf der Anklagebank hinter Panzerglas sitzt ein 44-jähriger Deutscher mit türkischen Wurzeln. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Familienvater vor, das Mädchen aus der Nachbarschaft im September 2006 auf dem Heimweg von der Schule abgepasst und in einen Keller seiner Wohnung in Berlin-Moabit gelockt zu haben. Dort soll er die 14-Jährige mit einem Metallgegenstand bewusstlos geschlagen, vergewaltigt und erwürgt haben.

»Wir haben keine Leiche«, sagte Staatsanwältin Ilka von Koppenfels am Rande. Der Angeklagte soll nach ihren Worten die Tat einem verdeckten Ermittler gestanden haben. Diesem solle er gesagt haben, er habe das Mädchen im Müll entsorgt. Die Anklage beruhe auf diesen Angaben sowie Handyauswertungen. Das Telefon des Angeklagten sei zur mutmaßlichen Tatzeit in derselben Funkzelle eingeloggt gewesen wie das der Vermissten. »Die Funkzelle ist dem Tatort zugehörig.«

Erst 2017 kamen Kriminalisten auf die Spur des Mannes, der in derselben Straße wie das Opfer wohnte. Er war bereits 2013 wegen sexuellen Missbrauchs einer Jugendlichen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Er sitzt seit Dezember 2018 in Untersuchungshaft.

Staatsanwältin von Koppenfels sagte, ihr seien keine Nachlässigkeiten bei den Ermittlungen bewusst. Es sei eher so, dass durch den langen Atem der Ermittlungsbehörden der Tatverdächtige gestellt werden konnte.

Die Mutter des Mädchens ist in dem Prozess Nebenklägerin. Sie kam am Mittwoch aber nicht ins Gericht. Sie hoffe auf Klarheit, hatte sie vorab über ihren Anwalt Roland Weber der Deutschen Presse-Agentur mitgeteilt. »Insgesamt ist das Ganze für mich sehr belastend«, ließ sie übermitteln.

Die Verteidigung hatte gerügt, die Besetzung des Gerichts mit Schöffen sei erst einen Tag vor Beginn der Hauptverhandlung und damit zu kurzfristig mitgeteilt worden. Nach dem kurzen Prozessauftakt erklärten sie am Rande, sie strebten einen Freispruch für ihren Mandanten an. Der 44-Jährige im karierten Hemd hatte nach Feststellung seiner Personalien fast reglos auf seinem Platz verharrt. (dpa)