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Robert Koch-Institut sieht Beginn der vierten Pandemie-Welle

Die Delta-Variante hat Folgen: In der Corona-Pandemie startet die nächste Welle hierzulande rund fünf Wochen früher als im vergangenen Sommer. Betroffen von Infektionen sind nun vorwiegend junge Leute.

Coronavirus
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter an. Foto: Peter Kneffel/dpa
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter an. Foto: Peter Kneffel/dpa

BERLIN. Nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) hat in Deutschland die vierte Welle der Corona-Pandemie begonnen.

Der Anteil der positiven Proben unter den PCR-Tests in Laboren sei binnen einer Woche bis Mitte August von vier auf sechs Prozent gestiegen, heißt es im jüngsten Wochenbericht des Instituts vom Donnerstagabend.

Auch die 7-Tages-Inzidenzen haben sich seit Anfang August fast verdreifacht und lagen am Freitag im bundesweiten Mittel wieder bei fast 50 (48,8) gerechnet auf 100.000 Einwohner. Angesteckt haben sich die Bundesbürger dabei zum Teil auch in Urlaubsländern, zum Beispiel auf dem Balkan, in der Türkei oder in Spanien.

Von Infektionen betroffen seien nun vor allem jüngere Menschen, heißt es im RKI-Bericht. »Damit zeigt sich nun deutlich der Beginn der vierten Welle, die insbesondere durch Infektionen innerhalb der jungen erwachsenen Bevölkerung an Fahrt aufnimmt.« Auch aus dieser Gruppe kommen Covid-19-Patienten in Krankenhäuser.

Grundlage für die Analyse der Positiv-Proben ist rund eine halbe Million Tests pro Woche aus fast 200 Laboren. Der Wochenbericht des RKI erscheint allerdings zeitversetzt. Die meisten Ergebnisse beziehen sich noch auf Daten aus der ersten Augustwoche. Das Bild könnte sich also bereits weiter gewandelt haben. Am 1. August lag die 7-Tages-Inzidenz bundesweit noch bei rund 18, am 8. August bei 24.

Große Schchwankungen je Bundesland

Inzwischen sind die Schwankungen der Wochen-Inzidenzen nicht nur je nach Bundesland groß - von 83,4 registrierten Infektionsfällen pro 100.000 Einwohner am Freitag in Nordrhein-Westfalen und 12,6 in Thüringen. Auch die Quoten in den Altersgruppen klaffen weit auseinander. So lag die 7-Tages-Inzidenz bei den 15- bis 34-Jährigen im Wochentrend-Bericht vom Donnerstag bei rund 86. Bei Menschen ab 60, die oft schon doppelt geimpft sind, rangiert dieser Wert lediglich bei 10.

Das RKI schätzt auch deshalb eine Gefährdung für die Gesundheit der noch nicht oder erst einmal geimpften Bundesbürger insgesamt weiterhin als hoch ein. Für vollständig Geimpfte stufen die Forscher sie als moderat ein.

In Kitas und Schulen lägen Corona-Ausbrüche bis Mitte August jedoch noch auf einem niedrigen Niveau. In einigen Bundesländern sind aber auch noch Ferien. Ferner sei mit Nachmeldungen zu rechnen.

Ähnlichkeiten zum Sommer 2020

Ein ähnlicher Anstieg der Infektionen in der jüngeren Bevölkerung sei auch schon im Sommer 2020 zu beobachten gewesen, heißt es im Bericht. Allerdings erst fünf Wochen später, also Ende September oder Anfang Oktober. In diesem Sommer dominiert bisher die ansteckendere Delta-Variante - inzwischen zu 99 Prozent.

Im Sommer 2020 gab es aber noch keinen Impfschutz. Am Montag hat die Ständige Impfkommission auch grünes Licht für Covid-Impfungen bei allen Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren gegeben. Rechtlich war das bereits seit Ende Mai möglich. Die Nachfrage steigt nach Angaben der Kinder- und Jugendärzte im Moment sprunghaft an.

Insgesamt haben derzeit rund 64 Prozent der Bundesbürger mindestens eine Impfung gegen Covid-19 bekommen. Mehr als 58 Prozent wurden bereits vollständig gegen das SARS-CoV-2-Virus immunisiert. Wünschenswert für ein Ausbremsen der Pandemie sind Impfquoten von 85 Prozent und mehr. Auch das Einhalten der Corona-Regeln wie Masketragen und Abstandhalten sowie das Testen bleibt nach RKI-Einschätzung wichtig.

Der neue Anstieg der Inzidenzen hat bereits Folgen. Der zuletzt allgemein abnehmende Trend von Covid-19-Patienten in Kliniken setzt sich zurzeit nicht fort, heißt es im RKI-Bericht. Die Zahlen befänden sich noch auf niedrigem Niveau, stiegen nun aber sichtbar an - auch bei jungen Erwachsenen. Auch hier sei mit Nachübermittlungen zu rechnen, weil Covid-19-Patienten häufig erst ein bis zwei Wochen nach der Diagnose in ein Krankenhaus kämen. (dpa)