KÖLN. Dieter Bohlen glaubt, dass er der neue Howard Carpendale werden kann, Florian Silbereisen erteilt den Segen von Dieter Thomas Heck: Der Gebäudereiniger Ramon Roselly aus Sachsen hat mit einem Talent für alte deutsche Schlager die RTL-Castingshow »Deutschland sucht den Superstar« gewonnen.
Der 26-Jährige setzte sich am Samstagabend im Finale der 17. Staffel mit mehr als 80 Prozent der Zuschauerstimmen gegen seine letzte verbliebene Konkurrentin Chiara D'Amico (18) durch.
»Ich glaube es nicht«, stammelte Ramon fast ungläubig kurz vor Mitternacht, als sein Sieg endlich feststand. Große Zweifel daran hatte es aber keine mehr gegeben. Die Jury lobte den einstigen Zirkusartisten in den höchsten Tönen - und führte dafür die Säulenheiligen des deutschen Schlagers ins Feld.
»Seit Jahrzehnten« werde nach einem Nachfolger für Schlagerstars wie Howard Carpendale (74) und Roland Kaiser (67) gesucht, sagte Chef-Juror Dieter Bohlen (66). Bei den Frauen gebe es ja nun Helene Fischer (35), aber bei den Männern fehle so jemand. »Ich glaube, du könntest das werden, so eine Schlagerikone.«
Florian Silbereisen, der im Laufe der Staffel den wegen Rassismus-Vorwürfen abberufenen Juror Xavier Naidoo (48) ersetzt hatte, versicherte dem Gebäudereiniger gar die Unterstützung des 2018 verschiedenen Showmasters Dieter Thomas Heck: »Ich glaube ganz im Ernst, dass selbst der Schlagergott von oben heute, Dieter Thomas Heck, ein bisschen zuschaut und sagt: Diesen Jungen hätte ich vielleicht auch gerne mal in der ZDF-Hitparade damals präsentiert.«
Im Finale spielte Ramon Roselly seine Stärken aus. Der 26-Jährige aus Zschernitz hat Schmalz in der Stimme und wenig Angst vor Kitsch. Er sang »Tränen lügen nicht« von Michael Holm und »100 Jahre sind noch zu kurz« von Randolph Rose. Mit dem eher unbekannten Schmachtfetzen war er schon in der allerersten Castingrunde aufgefallen.
Ramons neu komponiertes Siegerlied »Eine Nacht« stammt aus der Feder von Dieter Bohlen. Er hatte es für alle Finalisten geschrieben. In der Version von Ramon Roselly klingt es aber so, als könne es auch Randolph Rose singen. »Es klingt einfach, ist aber wirklich kompliziert«, erklärte Bohlen seine Komposition. »Jeder, der das zu Hause am Klavier nachspielt, wird sich die Finger verdudeln.«
Abgesehen von den mal mehr und mal weniger geglückten Auftritten der insgesamt vier Finalisten wurden die einprägsamsten Momente der Show von Bohlen und Silbereisen inszeniert - auch wenn formell Alexander Klaws (36), selbst vor 17 Jahren DSDS-Gewinner, als Moderator fungierte. Beim Auftritt von Joshua Tappe (25) mahnte Bohlen etwa an, er müsse sich im Deutschen klarer artikulieren - und verwies auf Silbereisen: »Du bist eigentlich Österreicher, oder?« Woraufhin Silbereisen den »Pop-Titan« aufklärte: »Nein, ich bin Bayer.«
Silbereisen wiederum zückte nach dem Auftritt von Kandidatin Paulina Wagner (22) sein Handy. Die Studentin hatte »Sieben Leben für Dich« von Maite Kelly gesungen - und Silbereisen hatte »die Maite« gebeten, ihm ein Feedback zum Auftritt zu schicken. Als das Handy zu sehen war, fiel einigen aufmerksamen Zuschauern allerdings neben der Orthografie (»Schlagger«) auf, dass die Nachricht laut Zeitstempel offenbar schon vor der Live-Show in Köln abgeschickt worden war - was auf Twitter für etwas Gesprächsstoff sorgte. RTL stellte dann klar: »Florian hat Maite den Auftritt der Generalprobe geschickt!« (dpa)