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Prozess nach mutmaßlicher Vergewaltigung im Görlitzer Park

Ein Paar soll im Görlitzer Park, der zu den Kriminalitätsschwerpunkten in Berlin gehört, ausgeraubt, die Frau mehrfach vergewaltigt worden sein. Nun prüft ein Gericht.

Prozess
Ein Angeklagter sitzt zu Prozessbeginn wegen einer mutmaßlichen Vergewaltigung im Görlitzer Park vor dem Kriminalgericht Moabit. Foto: Sebastian Christoph Gollnow/DPA
Ein Angeklagter sitzt zu Prozessbeginn wegen einer mutmaßlichen Vergewaltigung im Görlitzer Park vor dem Kriminalgericht Moabit.
Foto: Sebastian Christoph Gollnow/DPA

Der Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg ist bei Touristen und Anwohnern beliebt, bundesweit aber auch als Kriminalitätsschwerpunkt bekannt.

Nach Überzeugung der Berliner Staatsanwaltschaft ist es dort in den frühen Morgenstunden des 21. Juni 2023 zu einer besonders schweren Straftat gekommen: Mehrere Männer sollen ein Paar überfallen, ausgeraubt und die 27-jährige Frau mehrfach vergewaltigt haben. Drei Männer stehen deswegen seit Donnerstag vor dem Landgericht Berlin. Die Staatsanwaltschaft wirft den 22- und 23-Jährigen besonders schwere Vergewaltigung, gefährliche Körperverletzung und besonders schweren Raub vor.

Neues Beweismittel zum Prozessauftakt

Der Prozess begann allerdings mit einer Überraschung: Der Vorsitzende Richter Thilo Bartl gab bekannt, dass es ein neues Beweismittel gibt. Aus Sicht der Verteidigung stellt die sieben Sekunden lange Videosequenz eine Wende in dem Verfahren dar. Auf dem Film sehe man möglicherweise anderes als bislang aktenkundig sei, sagte Anwalt Eckart Fleischmann. Er sprach davon, dass sexuelle Handlungen möglicherweise freiwillig erfolgt sein könnten.

Der Verteidiger eines 23-Jährigen ergriff das Wort zu einer Eröffnungserklärung: Sein Mandant sei unschuldig. Die Anklage beruhe auf lückenhaften Ermittlungen und teils falschen oder widersprüchlichen Zeugenaussagen, sagte Anwalt Christian Zimmer. »Wir sind davon überzeugt, dass unser Mandant als freier und freigesprochener Mann das Gericht verlassen wird.«

Frau als Nebenklägerin

Das mutmaßliche Vergewaltigungsopfer tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf. Nach Angaben ihres Anwalts Roland Weber sind auf der kurzen Filmsequenz keine Gesichter zu sehen. Er räumte am Rande des Prozesses ein, dass aber auch keine Gewalt zu erkennen sei. Weber will nun mit seiner Mandantin über die Aufnahme sprechen. Nach seinen Angaben hält sich die Georgierin wieder in der Heimat auf, ist aber bislang zur Aussage in Berlin bereit.

Die Videosequenz soll von dem angeklagten 23-jährigen Guineer gemacht worden sein und bei einem Haftprüfungstermin Ende vergangenen Jahres erstmals von dessen Anwalt dem Gericht vorgelegt worden sein. Der Angeklagte befindet sich gleichwohl weiter in Untersuchungshaft. Auch die beiden Mitangeklagten somalischer und guineischer Staatsangehörigkeit sind seit ihrer Festnahme im vergangenen Juli und August im Gefängnis.

Asylanträge der Angeklagten abgelehnt

Die Angeklagten sind alle ledig und zwei haben keinen festen Wohnsitz in Berlin. Asylanträge der Männer wurden abgelehnt, für einen der 23-Jährigen besteht eine Residenzpflicht in Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern. Der Mann verbüßt derzeit eine Haftstrafe wegen Drogenhandels. Laut Ermittlungen ist auch der andere 23-Jährige wegen Drogenhandels aufgefallen.

Laut Staatsanwaltschaft sollen die Angeklagten gemeinsam mit unbekannt gebliebenen Männern am 21. Juni 2023 das Paar überfallen haben. Dieses war nach den Ermittlungen in der Nacht schon länger dort unterwegs, hatte Kokain gekauft und Sex miteinander. Gegen 5.00 Uhr sollen die Männer dann zunächst auf den 27 Jahre alten Mann mit Ästen eingeschlagen und ihm eine Bauchtasche mit 1200 Euro gestohlen haben. Dann sollen sie der zweifachen Mutter 20 Euro und ihr Handy geraubt und sie misshandelt habe. Sie sei zum Oralverkehr und zum Geschlechtsverkehr gezwungen worden, so die Anklage.

Am Körper und am Slip der damals 27-Jährigen wurden DNA-Spuren gesichert. Inwiefern einzelne mutmaßliche Handlungen den Angeklagten zugeordnet werden können, müsse die Beweisaufnahme ergeben, hieß es vom Landgericht bei der Eröffnung des Verfahrens. Der Prozess soll am 23. Januar fortgesetzt werden mit Aussagen der Angeklagten. Bislang hat das Gericht acht weitere Verhandlungstage geplant. Ein Urteil könnte demnach am 11. März gesprochen werden.

Sicherheitsmaßnahmen für Park geplant

Der Fall hatte eine erneute Diskussion über Sicherheitsmaßnahmen im Görlitzer Park ausgelöst, der vor allem wegen des Drogenhandels zu den Kriminalitätsschwerpunkten in Berlin gehört. Ein Zaun um die Anlage soll helfen, dies zu ändern. Allerdings kommt dieser später als zunächst von Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (CDU) angekündigt. Zuletzt hieß es, Baubeginn solle im ersten Quartal 2024 sein.

Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg steht dem Projekt ablehnend gegenüber. Am kommenden Dienstag (23. Januar) soll es eine gemeinsame Sitzung des schwarz-roten Senats mit dem Bezirksamt geben. Dabei ist nach Senatsangaben auch ein Besuch des Parks geplant.

© dpa-infocom, dpa:240118-99-660189/4