Knapp eine Woche vor der geplanten Veröffentlichung seiner Memoiren hat sich der britische Prinz Harry mit Bedauern über den Bruch mit seiner Familie geäußert. »Ich hätte gerne meinen Vater zurück. Ich hätte gerne meinen Bruder wieder«, sagte der 38-jährige abtrünnige Royal in mehreren Ausschnitten eines Interviews, das der britische Sender ITV am Montag mit einem kurzen Trailer bewarb. Es soll am Sonntag, nur zwei Tage vor der geplanten Veröffentlichung des Buchs mit dem Titel »Spare« (zu Deutsch: »Reserve«) ausgestrahlt werden. Auch der US-Sender CBS kündigte bereits ein Interview zu der als »explosiv« bezeichneten Autobiografie an.
In dem ITV-Interview stellt Harry klar: »Ich will eine Familie, keine Institution« und resümiert, es habe »niemals so weit kommen müssen«. Doch allzu versöhnlich klingen seine Worte nicht. Er beklagt, dass er und seine Frau Meghan (41) als Bösewichte dargestellt würden und es von anderer Seite »absolut keinen Willen zur Versöhnung« gegeben habe. Harry beschwert sich auch, es seien Informationen weitergegeben und Gerüchte in die Welt gesetzt worden. Unklar ist, auf wen genau er sich mit seinen Äußerungen bezieht. In der Netflix-Dokumentation hatte er oft den Palastmitarbeitern oder den Boulevardmedien die Schuld für den Familienzwist gegeben - seltener seinem Bruder und Vater. Mit Spannung wird erwartet, ob er in den Memoiren noch weitere konkrete Vorwürfe aufbringt.
Vor drei Jahren zerstritten
Harry und seine Frau Meghan hatten sich mit den übrigen Royals überworfen und vor etwa drei Jahren vom engeren Kreis des Königshauses losgesagt. Besonders mit seinem Vater, König Charles III. (74), und seinem Bruder Prinz William (40), der inzwischen Thronfolger ist, hatte sich Harry zerstritten. Öffentliche Äußerungen und Vorwürfe, etwa in einem TV-Interview mit US-Talkshowlegende Oprah Winfrey, hatten den Graben noch vertieft. Eine erhoffte Aussöhnung gab es weder nach dem Tod Prinz Philips im Jahr 2021 noch nach dem Tod Queen Elizabeths II. im September vergangenen Jahres. Zuletzt gossen Harry und Meghan mit einer sechsteiligen Netflix-Doku-Serie, in der sie ihre Sicht der Dinge darlegen, noch mal Öl ins Feuer.
Besonders schwer wogen die Vorwürfe des Paares hinsichtlich rassistischer Äußerungen gegenüber Meghan, die teils afroamerikanische Wurzeln hat, und gezielter Weitergabe von Informationen und sogar Desinformationen an die Presse. In der Netflix-Doku warf Harry seinem Vater vor, bei einem Krisentreffen der Familie die Unwahrheit gesagt zu haben und klagte, William habe ihn angeschrien.
König Charles und die übrigen Royals gaben sich zuletzt unbeeindruckt. Auf eine direkte Reaktion des Palasts auf die Netflix-Serie wartete man vergeblich. Nur die Abwesenheit Harrys und Meghans bei gemeinsamen Auftritten der größeren Royal Family in der Adventszeit und an Weihnachten erinnerten daran, dass der Haussegen bei den Windsors gehörig schief hängt.
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