HAMBURG. Was mögen die Deutschen am liebsten im Bett? Dieser und anderen Fragen rund um »die schönste Nebensache der Welt« sind Forscher des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) nachgegangen.
Sie stellten eine neue Studie zur Gesundheit und Sexualität der Deutschen vor. Dafür hatten die Forscher zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Kantar und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zwischen Oktober 2018 und September 2019 knapp 5000 Menschen im Alter von 18 bis 75 Jahren zu sexualbezogenen Themen wie Liebe und Partnerschaft, sexueller Lust und sexuell übertragbaren Infektionen befragt.
»Die meisten Deutschen sind in ihren partnerschaftlichen und sexuellen Beziehungen zufrieden«, sagte Prof. Peer Briken, Direktor des Instituts für Sexualforschung des UKE. Auch wenn einige Menschen sexuelle Kontakte außerhalb ihrer Beziehung hätten (Männer: 20 Prozent, Frauen: 13 Prozent).
Singles haben laut der Studie weniger Sex als fest liierte Paare. Menschen, die nicht in einer festen Partnerschaft leben, gaben demnach deutlich häufiger an, in den vorangegangenen vier Wochen keinen Sex gehabt zu haben (77 Prozent). Im Gegensatz dazu gaben nur 20 Prozent der fest Liierten an, im gleichen Zeitraum keinen Geschlechtsverkehr gehabt zu haben.
Was die Häufigkeit angeht, haben Frauen und Männer zwischen 18 und 35 Jahren etwa fünf Mal pro Monat Sex, die 36- bis 55-Jährigen etwa vier Mal im Monat. »Die Ergebnisse sind keine großen Überraschungen und durchaus vergleichbar mit anderen Ländern«, meinte Briken. Die deutlich am häufigsten genannten heterosexuellen Praktiken sind der vaginale Geschlechtsverkehr und der Oralverkehr. Mit zunehmendem Alter gehe die sexuelle Aktivität zurück - was viele ältere Deutsche jedoch nicht davon abhalte, auch über digitale Medien einen neuen Partner oder eine neue Partnerin zu suchen.
Das berühmte »erste Mal« hatten knapp die Hälfte der 18- bis 25-Jährigen vor dem 17. Geburtstag (44 Prozent der Männer/42 Prozent der Frauen), die Mehrheit der Deutschen später. Dieser Wert habe sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht sonderlich stark verändert, lediglich in der Altersgruppe der 66- bis 75-Jährigen (Jahrgang 1944 bis 1953) machte nur ein Fünftel der Deutschen bis zum 17. Geburtstag die ersten sexuellen Erfahrungen.
Bei der durchschnittlichen Anzahl der Sexualpartner liegen im heterosexuellen Kontext die Männer weit vorn - sie berichten von durchschnittlich 9,8 Sexualpartnerinnen, Frauen hingegen von durchschnittlich 6,1 Partnern. Eigentlich müssten die Angaben in etwa übereinstimmen. Die Forscher gehen davon aus, dass Männer sich eher als sexuell erfahren und aktiv darstellen. Frauen hingegen riskierten bei der Angabe hoher Partnerzahlen immer noch eine eher negative Beurteilung und neigten daher dazu, die Anzahl ihrer bisherigen Sexualpartner zu unterschätzen.
Die Studie mache auch deutlich, dass die meisten Deutschen sexuell übertragbare Infektionen wie HIV/AIDS kennen (71,1 Prozent), gefolgt von Tripper (38,6 Prozent) und Syphilis (31,9 Prozent). Nur jeder Zehnte kenne Chlamydien, genitalen Herpes oder Genitalwarzen, obwohl sie teilweise häufiger vorkommen. »Hier ist der Aufklärungsbedarf noch sehr hoch«, sagte Prof. Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA. »Dazu gehört auch, den Partner zu informieren und gegebenenfalls ein Kondom zu benutzen.« Unter der Präventionsmarke »Liebesleben. Es ist deins. Schütze es« informiere die Bundeszentrale neben HIV/AIDS auch über andere sexuell übertragbare Infektionen (STI). (dpa)
Informationen zur GeSiD-Studie